Durch Ruine und unheimliche Kellergewölbe
Heinrich der Kastellan führt durch Burg Empel
Die Stadt Rees verspricht in ihren Führungen durch die Burg Empel, dass bei dem Rundgang mit den gewandeten Gästeführern die Vergangenheit wieder lebendig wird. Je nach Gästeführer erlebt man die frühere Zeit aus Sicht der verschiedenen Bewohner: Lisa von Rees, Ida die Witwe von Rutger von Rees oder Heinrich dem Kastellan auf Burg Empel.
Heinz Wellmann verkörpert bei dieser Führung die Rolle des Kastellan Heinrich. Der Kastellan vertrat früher den Burgherren während der Abwesenheit und übernahm dessen Geschäfte. Er achtete zudem auf die Burg, Ländereien, die Bauernschaft und das Gesinde. „Als ich zur Schule ging hieß das Hausmeister“, erklärt Wellmann den 23 Gästen der heutigen Führung, „heute nennt man das Facility Manager.“
Laut Wellmann waren Kastellane meist aufrichtige und ehrliche Menschen. Er hat aber auch ein Negativbeispiel parat: „Graf Dietrich IV. von Kleve konnte 1237/1238 die naheliegende Burg Aspel überfallen, da der Kastellan Verrat beging und die Burg öffnete.
Der Kastellan erzählt die Geschichte der 1339 erstmalig urkundlich erwähnten Burg Empel, beginnend mit „seinem“ Herrn Ritter Johann von Wylick. 1498 verkaufte der das Anwesen an die Familie von Diepenbroeks. Die Nachfahren ließen die mittelalterliche Kernburg 1570 im Stil der Renaissance umgestalten. Aus dieser Zeit dürfte der noch erhaltene Rundturm an der Südecke des Hausplatzes stammen.
Da die Burg Empel auch immer wieder Schauplatz von Belagerungen, Raubzügen und in verschiedene Krieg einbezogen wurde, greift Gästeführer Wellmann auch das Thema Waffen und Rüstungen auf. Er zeigt anhand von originalgetreuen Nachbildungen die Entwicklung von kurzen und später langen Stichwaffen und die Möglichkeiten zur Abwehr mit einem ledernen Harnisch, über Kettenhemd zur Vollrüstung, die wir alle aus den Ritterfilmen kennen. Auch über das damalige Leben der Bauern, die Jagd, wie bezahlt wurde und welche Strafen unehrliche Menschen zu erwarten, berichtet der Kastellan.
Die Burg wurde im Laufe der Jahrhunderte vielfach umgebaut. Beim Rundgang durch die wenigen verbliebenen Mauern der Ruine lassen sich diese vielfältigen Umbauarbeiten noch teilweise erkennen. Nur alleine durch die Beschreibungen und den Gang durch Rundturm und Kellergewölbe lässt sich die frühere Architektur nur schlecht erahnen. Ein Modell aus Styropor, angefertigt vom Millinger Geschichtsforscher Norbert Behrend, hilft der Fantasie der Gäste auf die Sprünge. Es sind auch nur wenige Bilder und Beschreibungen aus früherer Zeit vorhanden.
Laut eines Textes von 1906 gab es in den vier Flügeln der Burg insgesamt 15 Säle, darunter den großen Saal mit Vorsaal, beide mit über 80 Portraits ausgestattet, in anderen Bereichen gab es unter anderem fünf Fremdenzimmer, einen Predigtsaal, und die Wohnung des Predigers.
1945, im Zweiten Weltkrieg, wurde das Gebäude bei den Kämpfen um Rees völlig zerstört. In den darauffolgenden Jahrzehnten verfiel die Ruine immer mehr. 1983 wurde die Ruine als Boden- und 2002 als Baudenkmal eingetragen. Erst nach dem Ankauf im Jahr 2000 durch Peter Landers wurden erste Sicherungsarbeiten durchgeführt. Weitere Arbeiten für rund 120.000 Euro wurden 2010 durch den Heimatverein Millingen-Empel, das Land NRW, der Stadt Rees und den Eigentümer finanziert.
Heutzutage finden an der Burg regelmäßig Kulturveranstaltungen statt. Sogar für den Kinofilm „Das Gelübde“ diente die Burg als Kulisse. Die Burg ist nicht frei zugänglich und kann nur im Rahmen der Führungen oder nach Absprache betreten werden.
Das Highlight der heutigen Führung ist sicherlich der Gang durch die dunklen Keller der Burg. Heinz Wellmann hat dazu nicht nur Taschenlampen an die Gäste verteilt. Er hat auch in den Gängen und im Kellergewölbe unter dem sogenannten Heidenturm Kerzen zur spärlichen und unheimlichen Beleuchtung angezündet. Seine Erzählungen vom früheren Kerkerkeller und vermauerten Gängen lassen dabei einige Zartbesaitete erschauern.
Dirk Kleinwegen / Stadtanzeiger Emmerich-Rees-Isselburg
Autor:Dirk Kleinwegen aus Rees |
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