Flüchtlinge suchen Unterstützung
Deutschlernen beim Kaffeetrinken
Ellen Lukas, Koordinatorin Ehrenamt und Flüchtlingshilfe, sucht dringend Personen, die verschiedene Geflüchtete beim Spracherwerb unterstützen. Dabei kann ein einfaches Gespräch beim Kaffeetrinken als Sprachübung eingesetzt werden, bis hin zu gezielter Hausaufgabenhilfe in Schulfächern oder dem Wiederholen von Übungen aus den Sprachkursen. Bei den Personen handelt es sich um Schülerinnen und Schüler, Frauen und Männer sowie ganze Familien.
Der 32-jährige Huzaifa Bahlawan, ist aufgrund des Krieges aus seiner syrischen Heimat geflüchtet und seit drei Jahren in Deutschland. In Syrien hat er Archäologie studiert und 2011 das Studium erfolgreich abgeschlossen. Nun überlegt er in Deutschland sein Studium fortzusetzen und im Bereich Archäologie seinen Master zu machen. Ihm ist jedoch bewusst, dass die Zukunftsaussichten im diesem Bereich eher bescheiden sind. Deshalb denkt er auch über Alternativen nach: Fluglotse oder Lokomotivführer.
Grundlage für alle Zukunftspläne ist das Erlernen der deutschen Sprache. Bahlawan hat dazu in Emmerich und Wesel verschiedene Sprachkurse besucht und verfügt mittlerweile über das Sprachlevel C1, welches ihm ermöglicht in Deutschland zu studieren oder eine Ausbildung zu beginnen.
In den drei Kursen hat er die Erfahrung gemacht, dass dort vornehmlich die Grundlagen, wie Grammatik, unterrichtet werden. Unter den Kursteilnehmer und innerhalb der Familien, wird aber fast ausschließlich arabisch gesprochen. Was fehlt ist die Möglichkeit die gelernte Sprache zu trainieren.
Hier kommen dann Freiwillige wie Antje Brahmst ins Spiel. Die Rentnerin trifft sich einmal in der Woche mit Huzaifa Bahlawan und seinen Brüdern. „Anfangs haben wir immer noch die Unterrichtseinheiten nachgearbeitet, mittlerweile unterhalten wir uns über ganz vieles, alles was so im Alltag anfällt“, beschreibt sie begeistert die Treffen mit den Flüchtlingen. Seit drei Jahren treffen sie sich regelmäßig für zwei Stunden zum „Antje-Tag“ – so nennen es die Brüder Bahlawan. Antje Brahmst spricht dagegen von ihren „Söhnen“, mit denen sie auch Geburtstage feiert und die auch regelmäßig Kontakt zu Brahmst´ Sohn und Tochter haben, unter anderem per WhatsApp.
„Als ich vor einigen Jahren in Rente gegangen bin, blieb mir die Möglichkeit zu Hause auf der Couch zu liegen und fernzusehen oder mir eine neue Struktur zu suchen“, erzählt Brahmst, „und wo kann ich die besser finden, als mich mit anderen Menschen zu verabreden. Ich komme raus, habe Kontakt zu anderen und strenge meinen Kopf an.“ Ihre Mutter war früher selber Flüchtling, sie sind von Ostpreußen bis Schleswig-Holstein zu Fuß gelaufen und waren dann hier nicht willkommen. Das hat die frühere Kunsttherapeutin bis heute geprägt.
In Rees gibt es Ehrenamtliche, die als Sprachvermittler eingesetzt werden, aus allen Berufssparten. Ellen Lukas versucht diese dann gezielt einzusetzen, ein früherer Abteilungsleiter gibt beispielsweise Stützunterricht in mathematischen Fächern.
„Aber auch ganz niederschwellige Hilfe ist möglich“, erklärt die Koordinatorin Ehrenamt und Flüchtlingshilfe, „einfach einmal in der Woche treffen, Kaffee trinken und einfach nur Dinge besprechen oder sich etwas erzählen – Hauptsache die Sprache benutzen.“ Es muss auch niemand Berührungsängste haben, fast alle Gesprächspartner sind auf dem Niveau, dass sie sich vernünftig unterhalten können.
Ganz konkret haben sich rund zehn Personen an die Reeser Flüchtlingshilfe gewandt um zusätzliche Unterstützung bei der deutschen Sprache zu erhalten. Wer gerne helfen möchte kann sich unter 0152-23482473 melden. Für die Treffen mit den Flüchtlingen stellt Lukas gerne ihr Büro zur Verfügung, beim ersten Termin ist sie immer auch persönlich dabei.
Dirk Kleinwegen / Stadtanzeiger Emmerich-Rees-Isselburg
Autor:Dirk Kleinwegen aus Rees |
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