Heimatverein Millingen-Empel
Bauernschanze in Millingen entdeckt
Beweise für fast 3000-jährige Siedlungsgeschichte gefunden
Über zwei Jahre war Norbert Behrend auf der Suche nach der Millingen Bauernschanze. Er hat aber nicht nur den genauen Standpunkt der Schanze gefunden, sondern auch Belege für eine fast 3000-jährige Besiedlungsgeschichte des Dorfes.
Vor rund zwei Jahre ist Norbert Behrend bei der Suche nach lokalen Geschichtsthemen im Internet auf alte Dokumente über Millingen gestoßen. Diese Dokumente des Landesarchivs Düsseldorf besorgte sich Behrend über Tina Oostendorp, vom Reeser Stadtarchiv, auf einer CD. Leider waren die handschriftlichen Dokumente in der Schrift des 16. Jahrhunderts für ihn nicht lesbar. Erst nach dem nach und nach alle Dokumente von Dr. Volker Tschuschke vom Landeskundlichen Institut Westmünsterland übersetzt wurden, konnten diese weiter verwendet werden.
Aus diesen Dokumenten erfuhr der Millinger Geschichtsforscher, dass es im erbarmungslosen 80-Jährigen Krieg zwischen Spanien und Holland, auch in Millingen eine Schanze gegeben haben muss: „Schantz im Millinger Kierspel, zur Vermeidung von Gefahren und Schäden“. Aber nirgendwo fand sich ein Hinweis darauf, wo die Schanze gelegen hat. Auch seine Suche in alten Karten führte zu keinem Erfolg.
Aufgrund einer nächtlichen Eingebung kam er am 31. Januar dieses Jahres auf die Idee, die Schanze in Nähe der Kreuzung Hospital- und Kirchstraße zu suchen. Ein Kartenzugriff, online beim Landesvermessungsamt NRW, führte bereits am nächsten Tag zum Erfolg. Hinter dem Anwesen von Albert Verbeet erkannte er deutlich ein Wall-Viereck in einer Größe von etwa 60 x 70 Meter. Durch die Bilder war nachweisbar, dass diese Schanze von Erdwällen und einem Wassergraben, der durch das Millinger Meer gespeist wurde, umschlossen war.
Der Bereich wurde im 16. Jahrhundert zu einer Bauernschanze ausgebaut, um die umliegende Bevölkerung, insbesondere im 80-Jährigen Krieg, 1568-1648, vor dem plündernden und mordenden Kriegsvolks zu schützen. Auch im benachbarten Vehlingen wurden bereits früher zwei Bauernschanzen gefunden.
Bereits acht Tage später, nachdem er die Genehmigung von Eigentümer und Pächter eingeholt und die entsprechenden öffentlichen Stellen informiert hatte, machte sich Norbert Behrend gemeinsam mit Adi Kranz und zwei Sondengängern aus den Niederlanden, Martin und Rony Bosma daran, trotz starker Windböen, das Gebiet der Schanze zu inspizieren und abzusuchen. Bei dieser und weiterer Begehungen, im Februar, wurden unzählige Fundstücke eingesammelt. Für Laien waren dabei nur sogenannte Lesefunde aber keine Grabungen erlaubt. Verschiedenste Scherben, Münzen, Musketenkugel, Knöpfe, Roheisenteile, Holzkohlestückchen und Eisenschlacke wurden dort gefunden. Der Sensationsfund war jedoch ein 2100 bis 2800 Jahre altes Beigefäß einer Urnenbestattung aus Ton.
Im März gaben Norbert Behrend und Adi Kranz die Fundstücke beim LVR in Xanten, Außenstelle Archäologie, zur genauen Beurteilung ab. Vor wenigen Tagen kam die überraschende Antwort. Die Funde umfassen eine Zeitspanne von fast 3000 Jahren. Es ließ sich nicht nur die Schanze damit belegen, man konnte die verschiedenen Funde unterschiedlichen römischen, spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Epochen zuordnen. Die vermutlich 3000 Jahre durchgehende Besiedlung des Areals seit der Keltenzeit überraschte. „Es kann nun mit größter Wahrscheinlichkeit behauptet werden, dass das Dorf auf dem Hügel, „Millingen in der Hetter“ eine fast 3000 Jahre alte Siedlungsgeschichte hat“, fasst Norbert Behrend das Ergebnis seiner Forschung zusammen.
Dirk Kleinwegen / Stadtanzeiger Emmerich-Rees-Isselburg
Autor:Dirk Kleinwegen aus Rees |
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