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Internetprävention hilft gegen Grooming, Mobbing oder Sexting

Foto: Dirk Kleinwegen
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Vor Corona war Kriminalhauptkommissar Stefan Hellwig gern gesehener Gast an den weiterführenden Schulen im Kreis Kleve. Im Klassenverband oder vor Lehrer oder Eltern informierte er über Internetkriminalität. Situationsbedingt findet die Internetprävention zurzeit in Telefonaktionen statt oder bei einem persönlichen Gespräch mit dem Stadtanzeiger.

Vor wenigen Tagen fand die dritte Telefonaktion statt, zwei Stunden morgens und zwei Stunden nachmittags, sie wurde laut Hellwig gut angenommen: „Ich hatte interessante Anrufe, meist von älteren Herrschaften oder besorgten Elternteilen. Eine besorgte Mutter rief mich beispielsweise an, weil ihr Kind angeblich gemoppt wird. Einer älteren Dame wurde der Laptop geklaut und sie wurde daraufhin angerufen und es wurde versucht ihre Daten abzufischen. Das hat sie aber erst begriffen, als sie nach der TAN gefragt wurde und danach aufgelegte.
       Die besorgten Elternteile rufen den Polizisten auch außerhalb der Telefonsprechstunden an. Durch Elternabende, Internet oder Berichterstattungen ist Hellwig mittlerweile als kompetenter Ansprechpartner bekannt.
       Vor einigen Jahren hat der Kriminalhauptkommissar damit begonnen, in den achten Klassen mit der Internetprävention zu starten. Mittlerweile bekommen die Kinder, laut Hellwig bereits zur Kommunion ihr erstes Smartphone. Daher besucht er Schüler bereits in der sechsten Klassenstufe. „Die Klasse 5 wäre aber noch zu früh“, meint Hellwig, „denn da muss ich brisante Themen ansprechen und die Schüler wissen noch nicht, wovon ich rede.“
       Er empfiehlt, den Kindern nicht zu früh ein Smartphone zu überlassen und den Nachwuchs über die Gefahren aufzuklären und den Gebrauch in gesundem Maß auch zu überwachen: „Das Handy ist wie ein Küchenmesser, dass die Eltern ihren Kindern geben. Es ist die Pflicht der Eltern das angemessen zu kontrollieren. Ich weiß nicht, ob es unbedingt erforderlich ist, den Chatverlauf meiner 16-jährigen Tochter zu lesen. Aber ich darf sehr wohl hinterfragen, mit wem sie sich da schreibt.“
Wenn es nach Hellwig geht, würde er die Nutzung privater Smartphones im Unterricht verbieten: „Handy sollte es erst mit 16 geben, mit 14 aber bereits ein Einführungskurs. Wieso dürfen die Schüler mit 18 erst rauchen aber mit neun schon auf Pornoseiten gehen?“
        Das Tätigkeitsfeld von Stefan Hellwig beginnt beim versehentlichen Abschluss von Abofallen über Beleidigungen per WhatsApp bis zum Cyber-Grooming. Beim Cyber-Grooming geht es um sexuellen Missbrauch von Kindern. In Computerspielen oder über Messenger-Dienste nähern sich erwachsene Menschen, meist unter Vorspielung falscher Tatsachen, ganz gezielt Kinder und Jugendlichen mit dem Ziel an, einen sexuellen Kontakt zu ergattern. Durch die Anonymität im Internet weiß das Kind nicht, ob der Gegenüber gleichaltrig oder vielleicht 50, 40 oder 30 Jahre alt ist.
        Zusätzlich appelliert der Polizist regelmäßig an die Eltern, den Inhalt der Bildergalerien ihrer Kinder zu überprüfen. Vielen der jungen Menschen sind sich der Tragweite nicht bewusst, wenn sie ein kinderpornografisches Bild speichern oder weiterschicken. Sie wissen nicht, was das Ganze für das Opfer bedeutet oder das bereits der Besitz dieser Fotos strafbar ist. Sogar die Eltern, als tatsächlicher Besitzer der Smartphones, können sich hier erhebliche Probleme bekommen.
       Genaue Fallzahlen für Delikte im Internet lassen sich nicht immer abgrenzen. Werden beispielsweise Kinder per WhatsApp in vulgärer Sprache aufgefordert ihre Geschlechtsteile zu fotografieren oder bekommen sie derartige Bilder zugeschickt, läuft das bei der Polizei unter Beleidigung.
Die Kinder sollten dazu angehalten werden keine Nacktfotos von sich zu verschicken, auch nicht der vermeintlich großen Liebe. Zu groß ist die Gefahr später mal durch diese Bilder ein Opfer von Cyber-Mobbing zu werden. „Versende niemals Fotos von dir, die du nicht auch deiner Oma zeigen würdest“, mahnt Hellwig als Verhaltensregel an.
In Richtung Eltern warnt er bereits vor Veröffentlichung von harmlosen Kinderfotos bei Facebook: „Diese Kinderfotos finden sich dann im Darknet zwischen hartem kinderpornografischem Material und werden dort in vulgärster Art und Weise kommentiert. Wenn die Eltern lesen würde, was da so über ihr Kind steht, würden sie nie wieder ein Foto posten.“
Ganz aktuell ist im Moment die Versendung von Pornostickern, bei denen teilweise die Köpfe von Personen aus dem eigenen Umfeld eingesetzt werden. Beim Smishing (eine Wortkombination aus SMS und Phishing) werden, über den angeblichen Hinweis auf eine Paketlieferung, ein Trojaner aufs Smartphone aufgespielt. Dieser Virus späht das eigene Handy und sämtliche Daten aus.
       Mithilfe sogenannter Masturbations-Spams versuchen Erpresser den Opfern plausibel zu machen, dass diese beim Ansehen von pornografischem Material gefilmt worden seien. Nur durch eine Zahlung einer hohen Summe per Bitcoin würden die Aufnahmen nicht an alle Menschen im Telefon- oder Mailverzeichnis verschickt.
       Stefan Hellwig fasst die Situation wie folgt zusammen: „Ich muss mir im Klaren sein, überall wo mein Kind online gehen kann, sind auch die Leute, die meinem Kind nichts Gutes wollen.“ Bei seinen Vorträgen greift Hellwig meist auf eigene konkrete Fälle zurück, die er selbst erlebt hat. Dadurch vermittelt er den Zuhörern das Gefühl, dass die Probleme wirklich lokal vor Ort bestehen und nicht in nur in irgendeiner Großstadt.

  • Weitere Informationen zu den Themen finden sich im Internet unter klicksafe.de, Polizeifürdich.de, ProPK.de oder auf den Seiten der Verbraucherschutzzentralen. 
  • Kriminalhauptkommissar Stefan Hellwig ist über die Dienststelle in Kalkar 02824/88-0 oder per Mail unter praevention.kleve@polizei.nrw.de erreichbar. 

Dirk Kleinwegen / Stadtanzeiger Emmerich-Rees-Isselburg

Autor:

Dirk Kleinwegen aus Rees

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