Caritas-Umfrage
Ungleichgewicht in der Teilhabe am digitalen Leben
Jährlich befasst sich die Caritas mit einem Jahresthema. So lautete der Titel der Vorjahreskampagne: „Sozial braucht digital“. Bevor die Kampagne für das Jahr 2020 startet, haben sich Mitarbeiter des Caritasverbandes Kleve damit beschäftigt, inwieweit der digitale Wandel Möglichkeiten für Menschen bietet, die beispielsweise in einem finanziell eingeschränktem Rahmen leben oder das Kontaktcafé an der Hoffmannallee für ein Frühstück oder eine warme Mahlzeit zum kleinen Preis aufsuchen. Der Studierenden Leonie Arnzen wurde die Aufgabe übertragen, gezielt für dieses Klientel einen Fragebogen zu entwickeln, der letztendlich an 40 Klientinnen und Klienten des Betreuten Wohnens für psychisch oder suchtkranke Menschen sowie Besucher des Kontaktcafés verteilt wurde. Ebenso beteiligten sich 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas.
Erstaunlich war die Feststellung, dass 12,5 % der Klienten und Besucher des Kontaktcafés gar kein Smartphone nutzen und sogar keinen Zugang zum Internet haben. Diejenigen unter ihnen, die ein Smartphone haben, vertreiben sich gerne die Zeit mit Internetspielen oder Videos. Im Gegensatz dazu nutzen die Mitarbeiter des Caritasverbandes Kleve eine Vielzahl an Apps, beispielsweise für die Überweisung per Online-Banking, das Kaufen von Gegenständen oder einfach nur zum Sammeln von Informationen. Mehr als die Hälfte der Klienten fühlt sich unsicher im Umgang mit dem Internet, was die geringe Nutzung dessen vermuten lässt. Hinzu kommt, dass ein Großteil der Klienten über keinen Smartphone-Vertrag, sondern über eine Prepaid-Karte verfügt, die je nach finanzieller Situation aufgeladen wird oder eben nicht. Aufgrund dieser Problematik ist keine kontinuierliche Erreichbarkeit gewährleistet, sodass die digitale Teilhabe leider doch eine Frage des Einkommens ist. „Diese kann dazu führen, dass sich die Menschen ausgeschlossen fühlen“, sagt Leonie Arnzen, Studierende der HAN.
Eine nicht unerhebliche Anzahl an Klienten ist auf freies WLAN angewiesen, um ins Internet zu gelangen. Kein Wunder, dass die Klienten nur in geringem Maße die Möglichkeit des Online-Bankings nutzen und nur wenige Ausnahmen die Möglichkeit haben, Online-Zahlungen vorzunehmen. Dies ist sehr bedauerlich, da dadurch Angebote wie die Plattform „Too good to go“ nicht genutzt werden können, um kostengünstige Lebensmittel oder Mahlzeiten zu erwerben. „Wir wünschen uns, dass auch unser Klientel die Möglichkeit erhält, günstige Lebensmittel oder Mahlzeiten zu beziehen. Leider zeigt sich beispielsweise bei dieser App, dass eine schöne und hilfreiche Idee insbesondere bedürftige Menschen im Zeitalter der Digitalisierung nicht erreicht“, sagt Suchtberaterin Barbara Kortland, die das Projekt der Studierenden begleitet hat.
Autor:Verena Rohde aus Kleve |
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