Der Klever Schleusenförderverein Stadt . Land . Fluss … Schluss? e.V. lud spontan zu einem Gratulanten-Korso zum 210. Jahrestag der Grundsteinlegung der Briener Schleuse ein.
Mit ihren Autos, Fahrrädern, Motorrollern, Motorbooten und Optimisten würdigten am Dienstag nicht nur Klever*innen den vielleicht letzten „runden“ Geburtstag der Briener Schleuse.

Es war eine sehr spontane Aktion, die der Klever Schleusen-Förderverein Stadt . Land . Fluss … Schluss? e.V. zur Ehrwürdigung der Briener Schleuse am vergangenen Dienstag initiiert hatte. Am 22. Juni 2021 jährte sich die Grundsteinlegung des letzten Vorläufers der heutigen Schleuse zum 210. mal. Jetzt droht dem Denkmal vielleicht der baldige Abriss. Zu diesem ehrwürdigen Tag lud der Verein, möglichst in einem Korso aus Autos und Fahrrädern vom Klever Kirmesplatz bis zur Briener Schleuse zu fahren und beim Überqueren der Hubbrücke über der Schleusenkammer einen Geburtstagsgruß per Lichthupe und Fahrradklingel auszusenden.

Es waren nicht nur Menschen aus Kleve, diesem Aufruf folgten und sich zum Korso einfanden. Schon bevor der Korso aus sechs Autos, einigen Radfahrern und Motorroller die Schleuse um etwa 18.10 Uhr die Schleuse erreichte, fuhren einzelne Fahrzeuge mit Lichthupen und Radfahrer mit Klingelzeichen an der denkmalgeschützten Schleuse vorbei. Auch nachher folgten noch einige Gratulanten auf gleiche Weise.

Hinter der Schleuse, in dessen Vorhafen gingen 5 Boote der beiden ansässigen Wassersportvereine KSG Klever Segelgemeinschaft e.V. und WSCKL Wassersportclub Kleve e.V. - teilweise beflaggt und geschmückt - zu Anker, während die Jugendabteilung des KSG insgesamt fünf Optimisten-Jollen ihre Kreise vor der Schleuse drehen ließ. Auf dem Spoykanal auf der anderen Seite der Schleuse zog der Jugendnachwuchs des Clever Ruder Club e.V. mit Ruderbooten seine Bahnen.
Und damit wurde die spontane Aktion des schleusenfördernden Vereins am vergangenen Dienstag zu einem wertigen Gedenkzeichen. Das ernsthafte Engagement aller Beteiligten wurde damit zu einem weiteren Puzzleteil in einer langen Geschichte des vielfältigen Engagements für den Erhalt des Wasserweges zum Rhein.

Am 22. Juni 1811 wurde der Grundstein des letzten Vorläufers der heute existierenden Schleuse in Brienen gelegt. Einige Wochen vorher, am 9. Juni 1811, gab es bereits eine feierliche Grundsteinlegung, nämlich für das Johanna-Sebus-Denkmal unweit der Schleuse. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde dann eine neue größere Schleuse errichtet, dessen Geometrien und Konfigurationen seitdem mehrfach verändert wurden bis zu dem baulichen Zustand, wie man ihn heute sehen kann. Die Grundsteinlegung im Jahr 1811 war – wie man es heute nennen würde – ein Mega-Event, das mit „Pauken und Trompeten“ gefeiert wurde. Es hatte eine solche Strahlkraft und Tragweite, dass darüber sogar der hamburgische unparteiische Correspondent Nr. 116 in der Staats- und Gelehrtenzeitung in Hamburg berichtet hatte.

Dieses alte Zeitdokument tauchte vor einigen Tagen in einem Artikel von Egon Janssen im Facebook wieder auf. Die Kleverin Yvonne Tertilte-Rübo, die davon erfuhr, wandte sich am späten Dienstagabend der vergangenen Woche an den Vorsitzenden der Schleusenförder-Körperschaft Helmuth Plecker und regte eine spontane Aktion an. Schon am darauffolgenden Mittwoch stand die Idee der Aktion, die es dann in weniger als einer Woche zu organisieren galt. Frau Tertilte-Rübo ließ deutlich erkennen, wie sehr ihr Herz für den Erhalt des Wasserwegs schlägt und wartete auch gleich mit ihren Visionen auf.

Nachdem sich der Autokorso aufgelöst hatte, fanden sich noch einige der Engagierten zum kleinen Plausch gleich neben der Schleuse zusammen. Frau Tertilte-Rübo fand in diesem Moment die richtigen Worte, die die Ehrhaftigkeit dieser Aktion des Vereins Stadt . Land . Fluss … Schluss? e.V. beeindruckend umschreiben (nicht wörtlich wiedergegeben):

Wir stehen nun hier, an diesem ehrwürdigen Ort. Hier fanden sich vor 210 Jahren bis zu 6.000 Menschen zusammen. Zahlreiche geschmückte Boote, die von 25 Kanonenschüsse feierlich begrüßt wurden, liefen ein. Eine große Party, über die sogar in Hamburg in der Presse berichtet wurde. Das muss man sich mal vor Augen führen. So wichtig war die Investition der Briener Schleuse. Eine Entscheidung in eine Investition, die damals schon eine Menge Geld kostete und über 200 Jahre für Kleve nachhaltig war. Durch diese Investition konnte sich Kleve positiv entwickeln.

Übertragen wir das nun ins Heute. Wieder sprechen wir über eine Investition in eine Schleuse und wieder geht es um viel Geld. Wenn diese Investition wieder 200 Jahre nachhaltig wirkt und Kleve sich dadurch weiter positiv entwickeln kann, dann werden in 200 Jahren hier vielleicht wieder Menschen stehen, die ehrwürdig zurückblicken und sagen, dass es gut war.

Der Bedburg-Hauer Peter Ringsgwandl, Mitgründer und aktives Mitglied des Schleusen-Fördervereins, der mit einem der fünf Boote im Vorhafen festgemacht hatte, schreibt in einem Kommentar in einer Facebook-Gruppe: „Ich freue mich über jede einzelne Aktion die zum Erhalt beitragen könnte, ob singende Piraten, Aufkleber zur Schleuse (…) Der kleine Strohhalm Hoffnung ist es der uns antreibt und Änderungen vollbringen läßt. Für mich zählt jeder Beitrag, selbst eines Einzelnen als Freude und Erfolg.“ Diese spontane Aktion des Vereins „sollte doch auch im Sinne der Jugend gegenüber als Erfolg zur Ehrerbietung der Schleuse gewertet werden.“ Der Skipper freut sich „über jeden einzelnen dieser aktiven Bürger“ und spricht seinen „Dank für die Teilnahme zum Gedenken an die Schleuse“ aus. „In der Hoffnung, jeder der sich den Erhalt auf die Fahne geschrieben hat, steht auch diese Aktion unterstützend zur Seite. Unsere aktive Jugend hat es ebenso verdient gewürdigt zu werden…“

Diesen zitierten Worten ist an dieser Stelle nicht mehr hinzuzufügen, weil sie ganz im Sinne aller Engagierten für die Schleuse, für den Spoykanal, für Kleve und für ein nachhaltiges Spoyland gelten. Die Engagierten des Schleusenfördervereins Stadt . Land . Fluss … Schluss? e.V. sowie dessen Netzwerkpartner*innen werden auch weiter für den Erhalt der Wasserstraße und den Neubau einer Sportbootschleuse aktiv bleiben – mit kleinen spontanen Events ebenso wie großen, von langer Hand vorbereiteten Projekten.

Foto: H. Plecker (l.) und A. Kux (r.) im Gespräch über die Zukunft der Briener Schleuse.
Das Foto wurde von Yvonne Tertilte-Rübo geknipst. Die beiden dargestellten Akteure haben ihre ausdrückliche Zustimmung für die Veröffentlichung erteilt.

Autor:

Helmuth Plecker aus Kleve

Webseite von Helmuth Plecker
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