Schleuse Brienen: Ein Appell
Die vermutlich letzte Chance aufgreifen
Vereine, Initiativen, Firmen und andere Interessierte sollten sich nun zusammensetzen und über ein Entwicklungskonzept für die Zukunft des Spoykanals und der Schleusensituation in Brienen beraten, gemeinsames Handeln beschließen und somit die vermutlich letzte Chance nutzen.
Die Zeichen für eine Sportbootschleuse als Ersatz für die baufällige denkmalgeschützte Schleuse zwischen dem Spoykanal und dem Griethausener Altrhein stehen inzwischen schlecht und zwar deutlich schlechter als bisher: Die Verwaltung der Stadt Kleve hat nun zur "Vollbremsung" aufgerufen und der Politik die Entscheidung hierzu zugespielt. Die politischen Organe sollen nach Auffassung der Amtsleute das Heft schließen, in dem die bisherigen Vorplanungen zum Neubau einer Sportbootschleuse zu finden sind. Der erste von zwei politischen Ausschüssen ist dieser Empfehlung bereits gefolgt, heute tagt hierüber der nächste Ausschuss und am 20. September 2023 final der Rat. Stimmt dieser zu, endet der Prozess, in dem bereits eine Menge Steuergeld geflossen ist ohne ihn zu vervollständigen. Es scheint, als wolle die Verwaltung sich der Vervollständigung entziehen.
Aber was fehlt denn tatsächlich, bis das der Diskussions-, Entscheidungs- und Beschlussprozess vollständig ist?
Bis dato liegen lediglich eine ingenieurmäßige Vorplanung für das Bauwerk einer Sportbootschleuse vor, ebenso eine (inzwischen veraltete) Kostenschätzung nach den einschlägigen DIN-Vorschriften. Ferner liegen einige städtebauliche Skizzen darüber vor, wie und an welchen Stellen entlang des Spoykanals Anlegestellen für Sportboote errichtet werden könnten. Zudem liegt eine recht "dünne" Konkurrenzanalyse vor, die lediglich die Lage von Infrastrukturen für die motorisierte Freizeitschifffahrt innerhalb des Mikrostandorts im näheren Umfeld aufzeigt. Dies alles betrachtet der Bürgermeister Wolfgang Gebing irrtümlich als ausreichend. Irrtümlich deswegen, weil in dieser Analyse die so wichtigen Angaben wie die Anzahl der Liegeplätze, die touristische Auslastung dieser Standorte, die Quellgebiete, aus denen die Bootsleute anreisen usw. fehlen.
An keiner Stelle wurde und wird Auskunft darüber erteilt, wie groß das Potential der Boote ist bzw. sein könnte, dessen Ankunft in Kleve möglich wäre und mithin eine Durchfahrt durch eine Sportbootschleuse möglich machen würden. In allen bisherigen Diskussionen und Betrachtungen wird lediglich Bezug genommen auf das Zahlenwerk, das Auskunft über die Anzahl der Schleusungen gibt, die vor der Schließung des Denkmals für den Schiffsverkehr stattfanden - eine sehr geringe Zahl. Dieses Zahlenwerk ist jedoch weder repräsentativ noch aktuell. Und dennoch wird es wiederholt bis heute als Maßstab und Argumentationsgrundlage beigezogen.
Wir brauchen eine wassertouristische Potentialanalyse!!! Eine Expertise also, die Auskunft darüber gibt, wie viele Boote jährlich in die Region kommen und hier anlegen. Auch wäre wissenswert, woher die Boote stammen, die in unsere Region fahren. Die Fachbegriffe dafür heissen Quellmärkte bzw. Quellgebiete - für Viele auch als Einzugsgebiete bekannt. Es bedarf weiter für eine repräsentative Betrachtung der Auskünfte über die Anreisemotivationen der Skipper und dessen Aufenthaltsmotivationen. Also, warum kommen die Bootsleute überhaupt an den Niederrhein und warum halten sie sich für eine Zeit lang dort auf und wie lange. All diese und noch mehrere Fragen müssen gestellt werden, um aus den Antworten Strategien und Prognosen für die Auslastung einer neuen Schleuse zu planen. Und schließlich daraus monetäre Erträge und Erlöse für Kleve planerisch zu ermitteln. All das wurde bis dato von der Stadt Kleve verweigert.
Das "touristische Marketingkonzept: Wassertourismus in Kleve" der Stadt Kleve, das aus dem Jahre 2013 stammt, mithin inzwischen zehn Jahre alt ist und seit dem auch nicht mehr aktualisiert wurde, verlor sich schon damals in Worthülsen wie diesen:
"Die Niederlande sind wassertouristisch gut entwickelt und als Wassersportland bekannt.
(...)
Auch das Ruhrgebiet, das von Flüssen und zahlreichen Kanälen durchzogen ist, bietet unter der Überschrift „Wasserwelten“ ein umfassendes wassertouristisches Angebot das vom Wasserwandern mit Kanu über attraktive Marinas und Ausflugsschifffahrt bis zu Wasserspielplätzen und Strandbars reicht.
(...)
So stellt der Niederrhein eine wassertouristische Lücke von ca. 75 Flusskilometern zwischen Ruhrgebiet und Niederlande dar, die dringend entwickelt werden muss."
Leider wurde eine Entwicklung in Kleve nicht aufgegriffen, was mit der Schließung der Schleuse Brienen im Jahr 2015 und der ungewissen Zukunft begründet wurde.
Jetzt stehen wir in Kleve vor einer historischen Entscheidung durch Stadtverordneten. Wird der Zukunftsprozess eingestellt oder nicht? Die Zeichen stehen leider auf Beenden. Nur die SPD-Fraktion hält an der "Lücke" fest, die "dringend entwickelt werden muss", und beantragt die Absetzung des Tagesordnungspunkt.
Jetzt ist die Zeit da für diesen Appell an alle "spoykanal-und schleusen-affinen" Vereine, Inititativen, Firmen und Interessiete: Bildet einen runden Tisch und überlegt gemeinsam, ein Entwicklungskonzept erstellen zu lassen, in das als Grundlagen die Antworten auf die oben aufgeführten Fachfragen einfließen. Die Stadt Kleve wird es mit größter Wahrscheinlichkeit nicht tun und auch die Generaldirektiion Wasserstraßen und Schifffahrt wird es entsprechend ihrer Erklärung mir gegenüber aus personellen und finanziellen Gründen nicht tun. Jedoch hat die Behörde mir gegenüber im ersten Quartal dieses Jahres erklärt, dass sie an dem Prozess beteiligt werden möchte, wenn es jemand initiiert.
Bildet einen Arbeitskreis oder wie auch immer die Solidarisiertung genannt werden kann, entscheidet und legt das Ergebnis dieser Entscheidung als LOI (Letter of intent = Absichtserklärung) den Entscheidungsträgern in Kleve vor. Damit kann die Absicht der Schleusenbefürworter, die Beendigung des Prozesses nicht zu beschließen, begründet werden. Es sollte der SPD-Fraktion im Dialog mit den anderen Fraktionen gelingen, der Formierung eines Arbeitskreises eine Chance zu geben.
Mit Nachdruck und ein Stück weit mit dem Ziel der Überzeugung, dass alles als wohl letzte Chance zu betrachten, führe ich an, dass es die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt selbst war, die das Instrument eines Entwicklungskonzepts für die Schleuse Brienen im Spoykanal als geeignet betracchtete und es bis heute so sieht. In einem Aufsatz der Frau Dr. Osterhun von der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt aus dem Jahre 2016 steht zu lesen:
"Insbesondere dort, wo die betroffenen Nebenwasserstraßen wassertouristische Bedeutung haben, ist einanspruchsvoller Kommunikationsprozess zu erwarten, falls eine grundlegende Veränderung der heutigen Nutzung angestrebt wird. Aktuelle Beispiel hierfür sind u. a. die Schleuse Brienen am Spoykanal, ..."
In einem Antwortschreiben der Bonner Behörde an mich vom 11. Mai 2023 aktualisiert sie:
"Im Falle des Spoykanals wäre ein Entwicklungskonzept grundsätzlich möglich..."
In Kleve sollte die wohl nunmehr letzte Chance zielgerichtet, konstruktiv und zweckdienlich genutzt werden.
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