Verein Zweitzeugen veranstaltet Workshop an der Gesamtschule
„Dann machen das die Zweitzeugen für mich“

Die Zeitzeugen werden irgendwann verstummen. Die Zweitzeugen haben es sich zur Aufgabe gemacht, in langen Gesprächen und Interviews diese (Über)Lebensgeschichten zu sammeln und zu sichern.  | Foto: Gesamtschule
  • Die Zeitzeugen werden irgendwann verstummen. Die Zweitzeugen haben es sich zur Aufgabe gemacht, in langen Gesprächen und Interviews diese (Über)Lebensgeschichten zu sammeln und zu sichern.
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Seit vielen Jahren besucht Eva Weyl die Gesamtschule am Forstgarten und erzählt die in Kleve bekannte Geschichte über ihre Kindheitserlebnisse im Nationalsozialismus, besonders die Gefangenschaft im Lager Westerbork.

Damit gehört sie zu den vielen Zeitzeug*innen, die an Schulen gehen, um zu erzählen wie es war. Die Motivation ist klar: Es darf nicht vergessen werden und es darf sich nicht wiederholen. Doch 76 Jahre nach Kriegsende ist eines unausweichlich. Die Zeitzeug*innen werden irgendwann verstummen. Und genau da setzt der Verein Zweitzeugen an.

Die Zweitzeug*innen haben es sich zur Aufgabe gemacht in langen Gesprächen und Interviews diese (Über)Lebensgeschichten zu sammeln und zu sichern. Videoprotokolle, historische Quellen wie Fotos und Gegenstände veranschaulichen sehr eindrücklich den Wandel von einer oft behüteten Kindheit hin zur Verfolgung und Vernichtung im Terrorregime. Die jungen Zweitzeug*innen nutzen dabei alle modernen Kanäle, besonders im Bereich Social Media. Auf der Homepage startet in Kürze der neue Imagefilm der Initiative.

Ein weiterer Schwerpunkt der Zweitzeugen ist ein umfangreiches didaktisches Programm. Sie bieten verschiedene Workshops für Schulen an. Nach Vermittlung von Eva Weyl besuchten nun Theresa Michels und Ksenia Eroshina von den Zweitzeugen die Gesamtschule am Forstgarten zu einem Projekttag. Zum Einstieg skizzierten die Schüler einen ganz normalen Tag aus ihrem Leben und stellten erstaunt fest, dass so gut wie alles davon jüdischen Jugendlichen im Nationalsozialismus verboten gewesen war. Nachdem exemplarisch die Überlebensgeschichte von Siegmund Pluznik erzählt wurde, setzte sich die Gruppe mit weiteren Zeitzeugen auseinander um ihnen abschließend Briefe zu schreiben.

Finanziell unterstützt wurde dieser Workshop vom Büro der Antisemitismusbeauftragten des Landes NRW Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Diese Veranstaltung soll aber nur der Auftakt zu einer Veranstaltungsreihe sein. „Wir wollen jährlich Veranstaltungen mit den Zweitzeugen machen. So ist schon eine Zusammenarbeit mit unserem Leistungskurs Geschichte in der Oberstufe geplant“, so Stefan Püplichuisen, der didaktische Leiter der Schule. Dazu braucht es aber auch noch weitere Unterstützung erklärt Püplichuisen: „Für die dauerhafte Durchführung suchen wir dringend Sponsoren, denn über die Antisemitismusbeauftragte des Landes ist eine Finanzierung nicht immer möglich. Wenn Klever Firmen oder Bürger*innen diese Fortbildungsreihe gerne unterstützen möchten, können sich diese sehr gerne an mich wenden. Das eingenommene Geld setzt der Verein übrigens wieder zur Sicherung des Vermächtnisses der Zeitzeug*innen und zur Bildungsarbeit ein. Das findet unsere Schule sehr unterstützenswert.“

Die aus Berlin und Bonn angereisten Zweitzeuginnen freuten sich sehr über den Tag in Kleve und besonders über die überraschende Unterstützung einer Zeitzeugin im Laufe des Workshops. Eva Weyl schaltete sich, kurz vor ihrem Treffen mit der deutschen Bundeskanzlerin und dem niederländischen Premierminister zum Befreiungstag, spontan und digital aus Amsterdam dazu und richtete das Wort an Jugendliche und Workshopleiterinnen: „Ich bin euch so dankbar, dass ihr das macht!“

Autor:

Lokalkompass Kleve aus Kleve

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