Von Stalker in den Hals gestochen: Attacke auf Mann (40) an der Nassauerallee
Staatsanwaltschaft und Polizei haben Details zu dem versuchten Tötungsdelikt veröffentlicht.
Danach ging am Samstag (02.April 2016), gegen 5.43 Uhr, ein Notruf zu einer schwer verletzten Person auf der Nassauer Allee 186 in Kleve ein. Am Einsatzort wurde ein 40-jähriger Mann, der dort wohnt, mit einer stark blutenden lebensgefährlichen Halsverletzung vor dem Haus angetroffen. Er wurde zunächst dem Klever Krankenhaus, anschließend einem Krankenhaus zugeführt, welches auf Gefäßchirurgie spezialisiert ist. Neben anderen Halsorganen wurde eine Schilddrüsenarterie verletzt, was zu der starken Blutung führte. Er konnte durch Notoperation gerettet werden und ist wieder bei Bewusstsein und außer Lebensgefahr. Bei dem Verletzten wurde eine 25-Jährige Bekannte des Verletzten angetroffen. Sie konnte angeben, dass der 40-jährige durch einen Messerstich verletzt worden sei, der durch einen Bekannten erfolgte, der sie seit Monaten bedroht und verfolgt. Die Fahndung nach diesem verdächtigen 38-jährigen Deutschen kasachischer Herkunft führte zur Überprüfung seiner Wohnanschrift in Materborn. Hier wurde er in seiner Wohnung schlafend angetroffen und um 08:50 Uhr festgenommen. Die Ermittlungen wurden wegen des vorsätzlichen versuchten Tötungsdeliktes durch die Mordkommission Krefeld mit Beamten des Landrates Kleve übernommen.
Massives Stalking, Nachstellungen und Bedrohungen
Den Ermittlungen zufolge hatte die 25-jährige den 38-jährigen Tatverdächtigen Ende 2015 kennengelernt, sich aber kurz darauf von diesem getrennt. Danach begann massives Stalking, Nachstellungen und Bedrohungen. Der 38-jährige verfolgte sie regelmäßig, wartete an Wohnanschrift und Arbeitsstelle soll sie immer wieder persönlich und am Telefon bedroht haben. Auch der Bekanntenkreis der 25-jährigen wurde betroffen. Freunde, Mutter und Großmutter wurden bedroht, so dass auch diese Anzeige erstatteten. Der 38-jährige arbeitslose Andrej H. soll ihr und Bekannten Gewalt angedroht haben, u.a. Männern, mit denen sie Kontakt hat, den "Hals durchzuschneiden". Im Februar 2016 wurde gegen den 38-jährigen durch das Amtsgericht Emmerich ein Unterlassungsbeschluss mit Annäherungsverbot erlassen, der ihm jegliche Annäherung und Kontakt mit dem Opfer untersagte. Wegen festgestellter Zuwiderhandlung wurde ein Ordnungsgeld verhängt. Auf Ansprache durch die Polizei stritt er Annäherungen und Straftaten ab, gab sich einsichtig und kooperativ. Tatsächlich setzte er seine Nachstellungen und Bedrohungen fort. Es wurde bekannt, dass Andrej H. früher in Leverkusen wohnte und dort schon gegenüber einer Freundin, die sich von ihm getrennt hatte, in gleicher Weise in Erscheinung trat. Hier lag ein Haftbefehl wegen Nötigung und Bedrohung gegen ihn vor, der wegen Teilzahlung der verhängten Strafe außer Vollzug gesetzt wurde. Wie Gerd Hoppmann, Leiter der Krefelder Mordkommission mitteilte, wurde die Bedrohungslage durch die Polizei in Kleve sehr ernst genommen und alle möglichen Maßnahmen nach dem Gewaltschutzgesetz eingeleitet. Die Anzeigen wurden aufgenommen, sogenannte Gefährderansprachen erfolgten und es erfolgten regelmäßig Gefahrenbewertungen. Die Staatsanwaltschaft wurde regelmäßig über den Sachstand informiert. Um das Opfer zu schützen, wurden umfangreiche Schutzmaßnahmen eingeleitet. Die Geschädigte sollte der Polizei regelmäßig mitteilen, wo sie sich aufhält. Dort wurde dann regelmäßig durch uniformierte Polizeibeamte kontrolliert, Kontakt zu ihr aufgenommen. Die Geschädigte arbeitet in einer Spielhalle, wo sie in der Tatnacht bis nach 1 Uhr ihren Dienst versah. Auch hier erfolgten Kontrollen durch die Polizei. Danach teilte sie allerdings nicht mit, dass sie sich nicht an ihrer Wohnanschrift sondern bei einem Bekannten auf der Nassauer Allee aufhielt. Die Ermittlungen ergaben, dass der 38-jährige Beschuldigte sie mit einem roten Mercedes A-Klasse verfolgt haben muss. Er hatte in der Nacht vor und nach der Tat vielfach versucht, sie und ihre Großmutter telefonisch zu kontaktieren. Ein vom Opfer benutzter PKW und der PKW der 25-jährigen Frau, die beide vor dem Haus Nassauer Allee 186 parkten, wurden beschädigt. Spiegel wurden abgebrochen, Scheibenwischer beschädigt. Blumentöpfe wurden umher geworfen. Die 25-jährige, die sich in der Erdgeschosswohnung aufhielt, wurde auf die Geräusche aufmerksam und ging in die Küche, welches ein Fenster zur Straßenseite hat. Hier sah sie den Beschuldigten vor dem Fenster stehen. Sie rief aufgeregt ihren Bekannten hinzu, der Beschuldigte duckte sich weg. Der Bekannte kam in die Küche und öffnete das Fenster. In diesem Augenblick schnellte der Beschuldigte hoch, lehnte sich über die Fensterbank und stach dem Geschädigten mit einem messerähnlichen Gegenstand in den Hals. Obwohl sofort Blut aus dem Hals spritzte, gelang es dem Geschädigten noch das Fenster zuzudrücken. Die 25-jährige lief ins Bad, um ein Handtuch zu holen, mit dem sie die stark blutende Wunde stillen konnte. Auf dem Weg durch das Wohnzimmer bemerkte sie, dass der Beschuldigte versuchte, durch ein anderes auf Kipp stehendes Fenster in die Wohnung einzudringen. Es gelang ihr das Fenster zuzudrücken. Danach verschwand der Täter.
Mordkommission sucht noch Tatwerkzeug
Der Tatverdächtige wurde durch Beamte der Mordkommission vernommen und bestreitet die Tat. Wo er das Tatwerkzeug beseitigte ist unbekannt. Es konnte weder in seiner Wohnung noch in dem von ihm benutzten Fahrzeug aufgefunden werden. Durch den zuständigen Staatsanwalt Klocke von der Staatsanwaltschaft Kleve wurde Antrag auf Haftbefehl wegen versuchten Mordes beantragt. Heute wurde der Beschuldigte dem Haftrichter vorgeführt und Haftbefehl wegen versuchten Mordes, heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen erlassen. Die Ermittlungen dauern an. Zeugen, die in der Nacht zum 02.04.2016 verdächtige Beobachtungen vor dem Haus Nassauer Allee 186 oder im Zusammenhang mit einem roten Mercedes A-Klasse gemacht haben, werden gebeten, sich bei der Polizei zu melden. 02151504-0(263)
Autor:Lokalkompass Kleve aus Kleve |
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