Haus Freudenberg: Traurige Eindrücke aus Ungarn mitgenommen

Foto: Haus Freudenberg

Traurige Eindrücke nahmen Gerd Tönnihsen und Theo Voß von der Haus Freudenberg GmbH aus Ungarn mit: Der Partnerwerkstatt Move im ungarischen Pápa sollen finanzielle Mittel gestrichen werden. Zahlreichen Menschen mit Behinderung droht nun die Kündigung.

Haus Freudenberg macht sich stark für seine Partnerwerkstatt Move in Ungarn. Denn ihr droht die Existenzgrundlage weg zu brechen: Der ungarische Staat will nur noch bis Ende August finanzielle Mittel für die Beschäftigung der Menschen mit Behinderung bereit stellen. Das bedeutet: „Wir haben keine Planungssicherheit und wissen nicht, in welcher Höhe der Staat weitere Mittel bereitstellt“, so Ferenc Glück, Präsident von Move im ungarischen Pápa, „das macht uns alle traurig.“ Die Folge werden hunderte Kündigungen für Menschen mit Behinderung sein. Davon erfuhren Gerd Tönnihsen, Geschäftsführer der Haus Freudenberg GmbH, und Theo Voß, Geschäftsbereichsleiter Holz in Haus Freudenberg, bei ihrem jüngsten Besuch in Pápa – „die Stimmung war sehr bedrückend“, beschreiben sie das Erlebte.

Seit sechs Jahren pflegen die Freudenberger mit der Werkstatt Move in Ungarn, wo 1063 Menschen mit Behinderung beschäftigt sind, eine erfolgreiche Partnerschaft. Der Startschuss dazu fiel auf der Werkstatt-Messe in Nürnberg vor sieben Jahren, als die Verantwortlichen beider Seiten über die Freudenberger Krippenkollektion miteinander ins Gespräch kamen. Während Haus Freudenberg dort die bescheiden ausgestatteten Arbeitsbereiche unterstützt, der Entwicklung vor Ort auf die Sprünge hilft und Perspektiven für die Menschen mit Behinderung schafft, übernimmt die Werkstatt in Ungarn Arbeitsaufträge für Haus Freudenberg. Gut erhaltene Maschinen und Fahrzeuge werden den ungarischen Kollegen überlassen, die top-funktionsfähig sind und in Move weiter zum Einsatz kommen.

Freudenberger Erfahrungen, Fortschritte der vergangenen Jahrzehnte, wichtige Sicherheitsvorkehrungen und vieles mehr flossen und fließen in Move mit ein – „das darf nicht verloren gehen“, fordert Gerd Tönnihsen.
Zwar habe sich der ungarische Staat auch der UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet, „doch die Umsetzung ist verzögernd und stark lückenhaft“, schilderte Dolmetscher Lászlo Németh den Gästen aus Haus Freudenberg.

Das große Problem: „Die Lobby von behinderten Menschen ist spürbar schwächer geworden“, so Erika Simon, Direktorin von Move, „es ist nicht auszuschließen, dass die Menschen mit Behinderung ihren Arbeitsplatz Ende August verlieren werden.“ Mit äußerst bescheidenen Mitteln organisieren die Menschen dort ihre Arbeitsprozesse. Namhafte Hersteller greifen auf die Produkte von Move zurück: IKEA-Lampen oder hochwertige Trachtenkleidung für einen österreichischen Hersteller stammen aus der Werkstatt der Menschen mit Behinderung.

Die Entlohnung für die Beschäftigten erfolgt knapp 280 Euro/ brutto im Monat. Davon bleiben ihnen 225 Euro für Miete und ihren Lebensunterhalt. „Diese Menschen sind wahre Lebenskünstler, die sich mit Pilze sammeln oder weiteren Gelegenheitsjobs über Wasser halten“, betont Move-Präsident Ferenc Glück. Behinderte Menschen leben mit minimaler und mit europäischem Maßstab unzureichender Grundversorgung des Staates. „Wir werden uns dafür stark machen, dass unsere Partnerwerkstatt erhalten bleibt“, betont Gerd Tönnihsen.

Autor:

Lokalkompass Kleve aus Kleve

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