Grußwort zum Jahreswechsel - mal anders 'rum...

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Jahr für Jahr dürfen wir uns am Grußwort unseres Bürgermeisters Brauer erfreuen. Dies obwohl er ja sowieso Streß hat und Woche für Woche omnipräsent ist oder sein muss - Wer aber grüßt ihn zum Jahreswechses? Ich mache mal den Anfang:

Grußwort an den Bürgermeister zum Jahreswechsel 2010/2011

Lieber Bürgermeister Brauer,

ein bewegtes Jahr 2010 geht zu Ende. Ein Jahr, geprägt in Kleve von Stillstand im Bereich Bildung und Bauten, von vielen vertanen Chancen.

Obwohl die Notwendigkeit an Investitionen in vielen Schulen (Lutherschule, Konrad-Adenauer-Schulzentrum, Gesamtschule) mehr als spürbar geworden ist, sind hier teilweise nicht mal die geringsten Mittel geflossen. Im Gegenteil: Immer wieder Hochschule, Hochschule, Hochschule. Am Ende stehen Millionen-Aufwendungen dafür – und der Rest guckt in die Röhre. Auch sind und werden verschiedene Baumaßnahmen in/ an Schulen einfach nicht fertig. Grund- und Hauptschule Rindern machen das Dilemma deutlich. Weder Vorgaben noch Planungen zeigen wirklich Früchte, nicht mal Dörrobst.

Derartige Vorhaben haben zuweilen interkommunalen Charakter. Die gemeinsame Despektierung des Elternwillens, bereits im 2. Jahr, der Kommunen Kleve und Kranenburg was die Errichtung einer Gesamtschule angeht. Wird in Kleve unter Ihrer Verantwortung immer wieder sehr einfallsreich verzögert, so erklärt Ihr Parteifreund, OstD Hösen (Freiherr-vom-Stein-Gymnaskium) in Kranenburg mal eben was Volkes Wille sei. In beiden Gemeinden erklärten Eltern mehrheitlich und deutlich ihren Willen zur Gesamtschule – gehandelt wurde genau gegenteilig.

Statt aktiver Bildungspolitik vor Ort, angefangen von den Grundschulen bis hin zur Struktur der weiterführenden Schulen, wird grenzenlos ein Hype um die Hochschule gefahren; sogar bis nach China. (Rein städtische) „Investition in Bildung“ scheinen sich in Reisen zu erschöpfen? In Kleve, deren eigentlicher Bürgermeister Sie ja sind, regnet es hier hinein, dort kann man nicht vernünftig Wasser lassen und ein anderes Mal werden Kinder durch die Pampas zur „Notschule“ gefahren. Solche Zustände sind ja bereits länger traurige Wirklichkeit.

Mal gut, dass die Häuser an der Mozartstraße abgerissen wurden – spart man drei Wochen lästiges Nachfragen bzgl. frierender Menschen. Der private Einsatz vieler Menschen mit mitmenschlichen Gefühlen zeigte hier eine gewisse Ersetzbarkeit der Verwaltung. Wenn sowieso nichts, oder zu spät, passiert – dann könnte man ja auch drauf verzichten? Solche Beispiele sind es, die den Horizont der in Kleve lebenden Menschen erweitern.

Tagein, Tagaus konnten die Klever Bürgerinnen und Bürger Zeitzeugen Ihrer Omnipräsenz sein. Hier eine Kirmeseröffnung und ein blaues Schaf, dort eine Erweiterung einer Pelzkollektion und Ausbau eines Möbelhauses – und immer wieder: Hochschule, Hochschule, Hochschule...
In einer Sache sah man Sie nie, trotz diversester Einladungen: Gesamtschule. Hier gaben Sie weder schlüssige Antworten, noch gingen Sie auf Einladungen, Konzepte, Fragen der Eltern ein. Statt dessen veranstalten Sie nun eine Art Geheimkonferenz mit striktem Ausschluss der Eltern und geben hierfür Beratungsgelder an eine Fa. „Dr.-Garbe-Consulting“ aus, die sie aber für eine Gesamtschule eben nicht haben wollten. „interkommunale Schulgespräche“ nennen Sie das – und die Veranstaltung steht unter dem Motto „Auf keinen Fall eine Gesamtschule!“, wie von dem stimmgewichtigen Hr. Cosar zu lesen war. Nach wie vor hat sich hier nichts erweitert noch verändert – was aber Not täte!

Ganz persönlich gehe ich mit großen Sorgen in die schulische Zukunft meiner Tochter, die zur Anmeldung auf eine weiterführende Schule ansteht:
Freiherr-vom-Stein: Unmöglich – nicht unter einer Schulverwaltung, deren Direktor derart gravierende Defizite im Demokratieverständnis hat, Vorurteile gegen Gesamtschulen offenbart.
KAG : Tja – da regnet’s entweder rein, die Toilettengebühren werden vielleicht noch höher oder im Winter schafft die Heizung nur 14 Grad – oder alles zusammen....
Gesamtschule Goch: Keine Chance auf Annahme, wurde schon von Frau Teetzmann erklärt...
Realschule Karl-Kisters: Gleichfalls keine Chance, konnte man beim Tag der offenen Tür erfahren...
Realschule Hoffmannallee: Baustelle, noch immer Baustelle und ein Ende nicht absehbar. Mehrere Andeutungen, auch seitens des Kämmerers der Stadt Kleve ist zu entnehmen, dass hier nur mit 3-zügigem Eingang geplant wird; so in etwa 90 Kinder – bei einem „Run“ von wohl so 150 oder mehr?

Somit findet man sich schnell in der Hauptschule wieder; gegen die ich ja an für sich nichts habe, wo wir aber nun mal alle feststellen müssen, dass dies nicht mehr die Schulform von vor 20, 30 Jahren ist. Die einen geben es zu – Sie machen die Augen eher nicht auf. Die, gerade in Kleve, vielzitierte „Durchlässigkeit des soliden Dreigliedrigen Schulsystems“ geht ausschliesslich von oben nach unten, wie alle hierzu vorliegenden Zahlen und Daten aussagen. Das heißt: Geht ein Kind vom Gymnasium ab, wandert es direkt auf die Hauptschule – und die Probleme fangen erst an...

Da wäre ja nun mal eine Gesamtschule, Stichwort PROGNOS und Platz 439 (bundesweit letzter Platz), ein Schritt in die richtige Richtung gewesen. Es gibt zwei mögliche Gebäude, es gibt die Kinder dafür und es gibt den Elternwillen dazu – diese warten bereits im 2. Jahr auf eine mögliche und nötige Veränderung. Leider vergeblich; mal werden unhaltbare Summen in den Raum geworfen, mal Gebäude „besetzt“, ein anderes Mal schlichtweg verschoben Doch – wie kontinuierlich – auch in 2010 wurden die Hoffnungen, Chancen und Möglichkeiten unserer Kinder vertan. In Goch, Gesamtschule Mittelkreis, werden Jahr für Jahr 150 Kinder angenommen – bei durchschnittlich 352 Anmeldungen, auch aus Kleve. Allein dies zeigt schon wie gewünscht diese Schulform ist. Leider jedoch völlig unerwünscht für die Verwaltung der Stadt Kleve. Hier hofft man stattdessen allein auf die Hochschule und Studenten aus Bangladesch seien unsere Zukunft; ganz und gar nicht die Kinder Klever Eltern.

Lieber Bürgermeister Brauer, dieser Auszug des Handelns, bzw. UnHandelns der Klever Verwaltung des vergangenen Jahres und Ausblich auf 2011 verdeutlicht die vor sich hergeschobenen und verleugneten Defizite. Auch die Leistungen vieler ehrenamtlicher und engagierter Bürgerinnen und Bürger konnte Sie nicht erweichen. Die Zukunft scheint die Vergangenheit zu sein. Und dann noch – in Kranenburg dürfen Bürgerinnen und Bürger in Ausschüssen mitreden, in Kleve nicht. In Emmerich dürfen Bürgerinnen und Bürger bei Ratssitzungen Fragen zu aktuellen Tagesordnungspunkten stellen- in Kleve nicht.

Ich danke Ihnen, der sich so effizient und stur gegen die Belange von Kindern und Eltern in Kleve eingesetzt hat. Es ist immer wieder äußerst lehrreich erkennen zu müssen welche Hebel der Macht bedient werden (können). Mögen wir Alle in den letzten Tagen des Jahres für einige Stunden Ruhe in der Sorge um die Zukunft unserer Kinder finden und Kraft schöpfen, dass Sie vielleicht in die Baubranche wechseln. Mit Opschlag, Museum Kurhaus und vielen anderen Projekten sammeln Sie ja reichlich Erfahrung, und wer weiß: Vielleicht liest man ja in 2011 von einem Unternehmen namens „Bilfinger, Berger und Brauer“?

Ein Herausforderung wäre es schon – aber auch eine Chance für Klever Kinder. Uns allen ein glückliches Jahr 2011. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Ihr Bürger

Jens-Uwe Habedank

Autor:

Jens-Uwe Habedank aus Kleve

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