Forensikpatienten nähen Teddybären für hilfsbedürftige Kinder
„In der Arbeit mit forensischen Patienten erlebe ich immer wieder ein Bedürfnis nach sozialem Engagement seitens der Patienten“ berichtet die Ergotherapeutin Iris Bucher. „Als durch die Berichte über Flüchtlingsströme Ende vergangenen Jahres dieses Gefühl immer stärker wurde, entstand die Idee Kinder in Krisensituationen unterstützen zu wollen. Viele der forensischen Patienten kennen schließlich die Thematik „Auswanderung“ und traumatische Kindheitserlebnisse aus eigener Erfahrung“, so die Therapeutin. „Kinder sind die Schwächsten in unserer Gesellschaft“ hatte ein Patient ihr erklärt und „wir wollen etwas tun, damit Kinder in Not weniger Angst haben“.
So entstand die Idee zum Projekt „Teddys for Health“, die in der Ergotherapie der forensischen Abteilung I unter dem Chefarzt Dr. Jack Kreutz und Dr. Alexander Pantelatos, in den nächsten Monaten konkrete Formen annahm. Gemeinsam mit der Ergotherapeutin Iris Bucher und der Praktikantin Stella Kröker stellten die Patienten kleine Stoffbären in Handarbeit her, die Kindern mit traumatischen Erlebnissen zugutekommen sollen. Auch ein Einsatzort war schnell gefunden: Der Chefarzt der Kinderstation des St.-Antonius-Hospitals in Kleve Dr. Jochen Rübo war sofort bereit, die kleinen Bären bei der ärztlichen Untersuchung von Kindern einzusetzen. So kann das Krankenhauspersonal mit den kleinen Helfern künftig Kindern, die nach Unfällen oder traumatischen Erlebnissen, wie Flucht aus der Heimat oder Gewalterfahrungen, liebevolle Zuwendung geben und für echte psychosoziale Unterstützung sorgen.
„Die individuell hergestellten Bärchen ermöglichen uns eine direkte und sehr emotionale Kontaktaufnahme zu kleinen Kindern, selbst wenn sie unter Schock stehen oder der Sprache nicht mächtig sind“, erläutert der Klever Klinikarzt Dr. Rübo, der sich auf den Einsatz der Stoffbären in der Praxis freut. „Sie nehmen den Kindern nicht nur die Angst bei den Erstuntersuchungen und eventuellen Impfungen und Spritzen, sondern dienen gleichzeitig als Kommunikationshelfer. Sie geben Ihnen das Gefühl, hier in Sicherheit zu sein und erleichtern unserem Team die Kontaktaufnahme“, erklärt er die Funktion der künftigen kleinen kuscheligen „Mitarbeiter“. „Da die Kinder die Bärchen auch behalten können, helfen sie zudem auch beim weiteren Heilungsprozess der seelischen Wunden, die durch Unfall- und Schockerlebnisse erlitten wurden“, ist sich der Chefarzt sicher.
Für die Patienten der LVR-Klinik Bedburg-Hau ist das Projekt Teddys for Health!“ eine wichtige Erfahrung. „Unsere Patienten können dadurch nicht nur ihre Solidarität zeigen und erhalten Anerkennung für ihre Arbeit, sondern sie wissen auch, dass sie vielen Kindern damit direkt helfen“, freut sich Dr. Alexander Pantelatos, der vor allem von der Ausdauer der Patienten beeindruckt ist. „Kaum einer der Männer hat zuvor eigene Näherfahrungen gemacht und trotzdem sind sie mit Begeisterung bei der Arbeit geblieben, - das ist für alle Beteiligten eine positive Erfahrung“, so Pantelatos.
Immerhin konnten in den letzten Monaten mehr als 50 Teddybären hergestellt und nun der Klinik für Kinder und Jugendmedizin der Katholischen Karl-Leisner-Trägergesellschaft überreicht werden.
Autor:Lokalkompass Kleve aus Kleve |
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