Die Schwanenburg: Heimatliebe nur aus der Ferne?
"Stolz thront die Schwanenburg über der einstigen Herzogs- und preußischen Residenzstadt Kleve. Bis heute ist sie das Wahrzeichen des Kleverlandes. Hier residierten die Klever Herzöge, die durch Geschick und eine kluge Heiratspolitik die Länder Kleve, Mark, Jülich, Berg und Ravensberg vereinigen konnten. Im Jahr 1540 entstand sogar eine Verbindung zum englischen Königshaus durch die Heirat der Herzogsschwester Anna von Kleve mit Heinrich VIII. ..."
So nett begann noch im Frühjahr dieses Jahres ein Beitrag des WDR-Fernsehens über die Schwanenburg.
Und wie halten es die Klever mit der Schwanenburg?
Einen echten Liebesbeweis gab es zuletzt nach dem zweiten Weltkrieg. Kleve war völlig zerstört. Aber schon drei Jahre nach dem Krieg gründete der spätere Ehrenbürger Heinz Will die Bauhütte zum Wiederaufbau der Schwanenburg. Die Menschen in dieser Stadt - so soll man heute meinen - hatten doch ganz andere Sorgen. Aber der Wiederaufbau der Schwanenburg war ihnen eine Herzensangelegenheit.
Ist die Liebe zur Schwanenburg heute abgekühlt?
Viele Klever lieben die Schwanenburg - am liebsten aus der Ferne. Man sieht sie sich gerne an. Das wars auch schon. Kein Wunder, dass die Schwanenburg nur meist aus diesen Gründen für Schlagzeilen sorgt. Wie etwa beim Neubau des Hotels: Die Sicht auf die Schwanenburg wird verbaut - das ist noch ein echter Aufreger.
Heute besuchen meist nur nur Touristen die Schwanenburg, nicht die Klever. Die vielen ehrenamtlichen Mitgliedern des Klevischen Vereins werden es wahrscheinlich schon gemerkt haben: Das Wahrzeichen der Stadt lieben besonders die Menschen, die nicht in Kleve leben.
Bürgermeister Theo Brauer hat vor vielen Jahren nach einem offiziellen Besuch im afrikanischen Benin angedeutet, wie sehr er die Schwanenburg vermisst hat. Eine Web-Cam, die weltweit die Schwanenburg im Internet zeigt, gibt es bis heute nicht.
Viele gebürtige Klever, die heute außerhalb der Schwanenstadt leben, freuen sich, dass es die Website www.schwanenturm.de gibt. Eine Verbindung zur Heimat, die sie Wilhelm van den Burg aus Hilden (!) zu verdanken haben.
Prima, dass es die vielen schönen Fotos von der Schwanenburg gibt. Vor Ort sieht es nicht so schön aus. Ein lebloser, zugepflasterter Vorplatz zur Burg mit wenigen verdreckten Sitzgelegenheiten. Kommt ja auch kaum einer vorbei. Ein unnötiger Parkplatz am Hang - obwohl es doch 200 Meter eine Tiefgarage an der Stechbahn gibt, die dringend auf Kunden wartet.
Die Klever und die Schwanenburg. Eine ganz schön abgekühlte Beziehung. Herzblut war gestern.
Autor:Klaus Schürmanns aus Kleve |
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