Menschen mit Behinderung aus Kevelaer reiten auf dem Uedemer Naturhof Kirsel
Glück auf dem Pferderücken

Gegenüber der Einfahrt grasen Esel, Zwergponys und Minikühegemütlich auf der grünen Wiese zwischen Obstbäumen, zwei Border Collies kommen mit wedelndem Schwanz angelaufen, dazwischen watscheln Laufenten, gackern Hühner und auch das Minischwein grunzt vor sich hin. Kein Wunder, dass sich bei Urszula Galisch (56), Markus Preu (47), Karl-Heinz Tria (57) und Gerold Grasshoff (56) direkt Erholung einstellt, sobald sie jeden zweiten Freitag zu ihrer Reitstunde bei Anne van de Loo (24) auf dem Naturhof Kirsel in Uedem eintreffen.

Regelmäßiges Reiten

Die Vier wohnen im LVR-Wohnverbund Lindenstraße in Kevelaer und teilen eine gemeinsame Leidenschaft: Pferde. Deshalb hat LVR-Mitarbeiterin Christine Bielen buchstäblich alle Zügel in Bewegung gesetzt, um ein regelmäßiges Reitangebot auf die Beine zu stellen. Bereits seit drei Jahren wird geritten. Auf dem Naturhof Kirsel geht es nach einer Corona-Pause jetzt wieder richtig los. „Alle fühlen sich hier sehr wohl und kommen gerne hierher. Die Atmosphäre auf dem Hof ist sehr entspannt und die Umgebung ist richtig idyllisch“, berichtet Christine Bielen. Der heimliche Star auf dem Hof ist Hurriya, die 11-jährige Freiberger-Stute, die Anne van de Loo als 13-Jähriges Mädchen bekam. „Hurriya und ich sind quasi miteinander aufgewachsen, wir haben eine enge Bindung zueinander. Ich habe sie im Laufe der Jahre an Vieles gewöhnt. Sie läuft auch am Fahrrad nebenher“, so die gelernte Altenpflegerin, die selbst in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung arbeitet. Die ruhige und besonnene Hurriya eignet sich besonders für Reitangebote für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. „Wir legen großen Wert auf eine artgerechte Haltung unserer Pferde. Wir achten darauf, dass sie Spaß an der Arbeit haben und nicht überfordert werden. Denn das Reiten soll allen gefallen – den Menschen, aber natürlich auch den Pferden“, erklärt van de Loo weiter.

Positive Auswirkungen

Das Glück sichtlich anzusehen ist Karl-Heinz Tria, sobald er im Sattel auf Hurriya Platz nimmt. Er selbst kann sich verbal nicht äußern. Aber Frank Berretz, der die Reitgruppe als freiwillig Engagierter des LVR-Wohnverbundes regelmäßig begleitet und Tria schon viele Jahre kennt, weiß, dass es ihm große Freude bereitet: „Er strahlt immer über das ganze Gesicht, sobald er auf Hurriya sitzt und will am liebsten gar nicht mehr absteigen“. Auch bei den Anderen wirken sich die Bewegungen des Pferdes bei den Ausritten oder bei kleine Spielparcours mit Geschicklichkeitsübungen in der Reithalle sehr positiv aus. „Durch das Reiten werden ständig sensorische und motorische Reize stimuliert, aktiviert und trainiert. Dies kann die eigenen Körperwahrnehmung verbessern, die Koordination und das Selbstvertrauen stärken. Zudem ist für viele das Reiten ein einprägendes Erlebnis. Das zu ermöglichen, macht einfach Spaß“, so van de Loo. Auch Christine Bielen erkennt Veränderungen durch das regelmäßige Reiten bei den Teilnehmenden: „Sie entspannen sich auf dem Pferd zusehends, genießen die Natur und werden sehr ruhig. Nach dem Reiten sind natürlich alle müde, aber an den darauffolgenden Tagen merken wir, dass Rücken- und Beinmuskulatur deutlich gelockert sind und auch die Körperhaltung verbessert sich.“

Zum Abschluss der Reitstunde wird Hurriya ausgiebig für ihre Arbeit mit Streicheleinheiten belohnt und mit der Striegelbürste massiert. Und auch die übrigen Tiere auf dem Hof erhalten einen liebevollen Abschiedsgruß, bevor es zurück nach Hause geht. Wer mehr über den LVR-Wohnverbund Lindenstraße oder den Naturhof Kirsel erfahren möchte, meldet sich bei Yvonne de Mür telefonisch unter 02821 81-4050 oder per E-Mail an yvonne.demuer@lvr.de

Autor:

Yvonne de Mür aus Kleve

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