Zum Herbstbeginn eine Kurzgeschichte über das Glück: Einfach mal... im Regen tanzen :-)
Meist überkommen sie einen völlig unerwartet - diese kleinen Gücksmomente im Leben. Letzter Urlaubstag, das Wetter kippt von Spätsommerfreude auf Herbstgewittergrau. Nach dem Abschiedsessen beim Griechen durch die schmalen Gassen bummeln, Musikfetzen wehen uns an, Wetterleuchten erhellt unseren Weg. Bunte Regenjacken hasten vorbei, wo sind die braunen Beine und kurzen Röcke der vergangenen luftigleichten Tage geblieben?
Die Musik wird lauter, auf einem kleinen Platz sind ein paar Zelte aufgebaut. Spanferkelduft liegt in der Regenluft, Federweißer liebäugelt mit Weinbergspfirsich. Das gleichmäßige Plätschern von oben ist hartnäckig, lässt seine Muskeln spielen, gibt nicht auf. Froh sind die, die einen Platz gefunden haben an der Biertischgarnitur. Doch das Wasser sucht sich seinen Weg, Füße werden klamm und Bänke feucht.
Aber sie geben nicht auf. Die zweiköpfige Band gibt alles um gute Stimmung zu verbreiten. Leute aller Altersgruppen querbeet, stehen, essen und trinken zusammen. Und plötzlich ist da dieses junge Paar. Gehen raus in den Regen, er zählt kurz an, dann legen sie einen Jive auf's Parkett. Verzeihung, auf das nasse Kopfsteinpflaster. Sie strahlen sich an, Applaus brandet auf und die Musik drückt nun die richtigen Knöpfe.
Die Leute wippen mit den Beinen, wiegen sich im Takt unter dem Regendach. Beim nächsten rockigen Stück hält mich nichts mehr auf der Bank. Kapuze auf und los! Warum nicht öfter mal... im Regen tanzen? Nach ein paar Minuten scheint die Welt da draußen kleiner zu werden. Stress und Sorgen rücken in weite Ferne, es zählt nur noch der Rhythmus im Körper und die warmen Regentropfen im Gesicht.
Gedankenfetzen kommen und gehen, Gefühle und Erinnerungen klopfen an. Beim Refrain merke ich, dass ich nicht länger alleine bin, zwei Paare tanzen, ein Frauentrüppchen springt ausgelassen umher. Ein Blick in Dein lachendes Gesicht. Das alles ist Glück.
Glück, dass in dieser reinen Form nur einen kleinen Augenblick verweilt. Dass man festhalten möchte, bis der nächste Frühling kommt. Dass aber schon beim nächsten Song unweigerlich enteilen, weiterziehen wird. Ja, ich werde mich daran erinnern - wenn der Wind auf Norden dreht.
© Christiane Bienemann
Autor:Christiane Bienemann aus Kleve |
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