Stippvisite auf dem Markt: "Die Medien haben uns auf dem Gewissen"
Bereits neun Menschen sind in Deutschland an den Folgen einer Ehec-Infektion gestorben. Neben zwei Frauen in Kiel und Hamburg starb eine 84-Jährige an der schweren Komplikation HUS , teilte das Gesuchheitsministerium in Kiel am Samstag mit.
Spippvisite heute (28.05.2011) auf dem Markt an der Linde. Am Stand von Elfriede Honig sind auch kurz vor Marktende noch reichlich Tomaten erhältlich. „Die sind nicht vom Großmarkt, sondern vom Anbauer aus Weeze“, sagt die Landwirtin, die seit 47 Jahren ihre Waren in Kleve verkauft. Und Tochter Sonja ergänzt: „Lebensmittel aus der Region schmecken doch viel besser als aus dem Ausland.“
Nach einer aktuellen Umfrage folgen inzwischen 58 Prozent der Deutschen dem Rat des Robert-Koch-Instituts und verzichten auf rohes Gemüse und Salat. Dass die Warnungen Wirkung zeigt, kann Händler Sven Angenendt bestätigen. Er zeigt auf fünf volle Kisten mit Salatköpfen. „Die landen alle auf den Müll.“ Unverkäuflich . Dabei informiert er die Kunden, woher die Ware stammt. „Wir garantieren Ihnen, dass unsere Gurken, Tomaten und Salate nicht aus Spanien stammen“, hat er auf eine Tafel geschrieben. Tomaten und Salate kommen aus Straelen, die Gurken aus Geldern.
Seitdem spanische Gurken als eine mögliche Ursache für die Infektionswelle genannt wurde, ist die Nachfrage eingebrochen. Die niederrheinische Erzeugergenossenschaft Landgard spricht von einem Absatzeinbruch bei Salat von 70 Prozent, bei Tomaten und Gurken liegen die Rückgänge bei 25 Prozent.
Sven Angenendt sieht auch eine Verunsicherung der Verbraucher durch die Medien. Wenn er Tipps von angeblichen Experten liest, dass Gurken und Salat doch vor dem Verzehr besser gekocht werden sollen, kann der Händler nur den Kopf schütteln. „Ich denke, in vier Wochen spricht niemand mehr davon“, ist sich Angenendt sicher.
„Die Medien haben uns auf dem Gewissen“, schimpft auch Händler Peter Mandelartz aus Straelen. Seit 1978 bietet er seine Waren auf dem Klever Markt an, hat schon viele Lebensmittelskandale kommen und sehen gehen. „Aber die Lage ist im Moment sehr ernst“. Salat und Gurken finden an diesem Morgen kaum Abnehmer. „Die Ware kommt aus meiner Heimatstadt Straelen“, beteuert Mandelartz. Aber kaum einer will sie haben.
Es ist kein guter Tag für die Marktbeschicker. „Es ist Monatsende. Vielleicht haben die Leute kein Geld mehr“, tröstet sich Elfriede Honig.
Autor:Klaus Schürmanns aus Kleve |
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