Bundesprogramm „Sprach-Kita“ geht in die Verlängerung – auch im Kreis Kleve
Sprache ist ein Schatz
Sprache ist ein Schatz. Das wissen Juliane Hasselaar und Kristina Timmer nur zu gut. Die beiden Mitarbeiterinnen des Caritasverbandes Kleve beraten Kindertagesstätten zu diesem Thema. Kurzum: Juliane Hasselaar und Kristina Timmer sind Fachberaterinnen für „Sprach-Kitas“.
KREIS KLEVE. „Sprach-Kita“ – was ist das überhaupt? Dahinter verbirgt sich ein Programm des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, das die alltagsintegrierte, sprachliche Bildung als festen Bestandteil in der Kindertagesbetreuung fördert. Weitere Themenfelder sind die inklusive Pädagogik und die Zusammenarbeit mit Familien.
Das alles klingt kompliziert, ist es aber nicht. In einer „Sprach-Kita“ sollte es zum Beispiel nicht nur „Conni-Bücher“ geben, in der die Mutter Ärztin und der Vater Architekt ist. In einer „Sprach-Kita“ sollen sich möglichst alle Kinder in dem angebotenen Material wiederfinden. Eine Puppe kann dunkelhäutig sein, die Hauptperson eines Bilderbuchs mit einem alleinerziehenden Elternteil oder mit zwei Mamas leben. Der Essensplan ist möglichst auch ohne Deutschkenntnisse für Kinder und Eltern verständlich – beispielsweise mit Fotos. Elternbriefe sind in einfacher und verständlicher Sprache geschrieben.
2016 begann das Bundesprogramm. Aufgebaut ist es wie folgt: Es gibt eine „Sprach-Kita“. Das ist eine Kindertageseinrichtung, in der die Leitung und eine zusätzliche Fachkraft das „Sprach-Kita“-Tandem bilden. Das wiederum schult die hauseigenen Mitarbeiter. Deutschlandweit ist jede zehnte Kita „Sprach-Kita“. In den durch die Caritas Kleve begleiteten „Sprach-Kita“-Verbünden nehmen 16 Kindertagesstätten aus dem Kreis Kleve und zwei weitere aus dem Kreis Borken teil. Die 18 Einrichtungen unterteilen sich in zwei Verbünde, die von den beiden Fachberatungen qualifiziert und begleitet werden.
In Personalunion sind das Juliane Hasselaar und Kristina Timmer vom Caritasverband Kleve. Sie besuchen alle sechs bis zehn Wochen die „Sprach-Kitas“ und treffen sich alle zwei Monate mit den zusätzlichen Fachkräften. Zudem gibt es mehrere Arbeitskreise innerhalb der Verbünde und zweimal im Jahr ein Treffen mit den „Sprach-Kita“-Leitungen.
„Wir freuen uns, dass das Programm nun für zwei Jahre bis Ende 2022 verlängert wird. Die Kitas haben schon so viel erreicht. Es ist toll, dies fortsetzen zu können und das Erreichte weiterhin zu festigen“, sagt Juliane Hasselaar, die einen der beiden Verbünde im Kreis Kleve leitet. Auch die Corona-Pandemie hat dies gezeigt. „Sprach-Kitas ohne Kinder – das war eine Herausforderung, die die Kitas jedoch erfolgreich gemeistert haben. Gerade bei der Suche neuer Wege ist der Austausch zwischen den Kitas sehr wertvoll. Und einige Veränderungen bewähren sich wahrscheinlich sogar über die Coronazeit hinweg“, ergänzt Kristina Timmer.
Die Austauschrunden wurden kurzerhand auf virtuelle Treffen mit den Fachberatungen umgestellt und in Kleingruppen haben die zusätzlichen Sprach-Kita-Fachkräfte für ihre Teams Impulse erarbeitet und diese untereinander ausgetauscht. Die Kindertagesstätten waren sehr kreativ darin, den Kontakt zu ihren Familien zu halten: Es gab Zaungespräche, Corona-Bilderbücher, Kitavideos und Pakete mit Aktivitäten für Zuhause, um nur einige Beispiele zu nennen. „Außerdem haben viele Teams die Zeit genutzt, Inhalte des Bundesprogramms weiter zu vertiefen oder Projekte vorzubereiten, wie beispielsweise Geburtstagstaschen, die Zuhause die Interaktion zwischen Eltern und Kindern anregen soll“, berichtet Timmer.
Beim Blick in die Zukunft freuen sich die beiden Fachberatungen auf den neuen, vierten inhaltlichen Schwerpunkt „digitale Medien“. Da kommt die „Digitalisierungspauschale“ von 900 Euro, die jede „Sprach-Kita“ für dieses Jahr beantragen konnte, sehr gelegen. Schon im Februar wurde den Tandems einige Methoden vorgestellt wie beispielsweise die „Stop-Motion-App“, mit denen Kinder selbst kleine Filme machen können.
„Ein wunderbarer Gesprächsanlass für die kleinen Regisseure“, sagt Hasselaar. „Im Bereich der Zusammenarbeit mit Familien zeichnen sich neue Wege ab, die wir gemeinsam finden und ausprobieren müssen“, ergänzt Timmer. „Auch wenn die Eltern derzeit kaum in die Kitas dürfen, sollen sie sich der Kita verbunden fühlen und das Gefühl haben, in echtem Kontakt zu stehen.“ Erfolgreiches soll außerdem gefestigt werden.
Alle Kindertagesstätte haben schon ihre inhaltlichen Konzepte angepasst. „Aber dies ist und bleibt ein Prozess, der nie zum Stillstand kommt. Und genau das ist das Schöne an unserer Arbeit“, sind sich Hasselaar und Timmer einig.
Autor:Lokalkompass Kleve aus Kleve |
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