Passend zum Schafklau in Kleve mein Buchtipp: Leonie Swanns Garou - Miss Maple, bitte übernehmen Sie!
Dank Leonie Swanns amüsantem Schafthriller sehe ich die Herde Wollknäuels auf unseren idyllischen Deichen schon längst mit völlig anderen Augen. Als ich heute morgen von dem dreisten Diebstahl von 37 Schafen in der Nähe von Bimmen erfuhr, dachte ich sofort an Schafdetektivin Miss Maple. Also Leute, macht Euch keine Sorgen, der Fall liegt in den allerbesten Klauen und wird bestimmt umgehend aufgeklärt ;-)
Zum Roman: Ja, Frau Swann, Sie haben es geschafft. Die Zeiten, wo ich unbefangen an einer der zahlreichen Schafherden, die hier überall auf den grünen Rheindeichen anzutreffen sind, vorbeigeschlendert bin, sind ein für alle Mal vorbei. Ich hatte ja schon immer eine ausgeprägte Schwäche für Schafe, aber spätestens jetzt muss meine jeweilige Begleitung darauf gefasst sein, dass ich fasziniert stehen bleibe und die einzelnen Herdenmitglieder genauestens unter die Lupe nehme. Dahinten das rundliche Schaf das echt gut im Futter steht, erinnert mich sofort an Gedächtnisschaf Mopple the Whale. Oder rechts neben der großen Eiche mit den ausladenden Ästen, das ist doch Cloud, das wolligste Schaf der ganzen Herde. Und Zora, ein Schaf mit einem schwarzen Gesicht und einer angeblichen Schwäche für Abgründiges hab ich auch schon ausgemacht. Sie liegen einfach da und lassen sich die Sonne auf den Pelz brennen, galoppieren ausgelassen ein Stückchen herum oder scheinen unschuldig das saftige Gras abzuweiden - aber mich täuscht Ihr nicht! Wer weiß, was Ihr gerade ausheckt und welch verzwickten Fall Ihr mit Eurer unschlagbaren Schafslogik zu lösen versucht.
Leonie Swanns diverse drollige Schafspersönlichkeiten haben mich beim Verschlingen dieses Buches - ich habe für die 414 Seiten lediglich ein verlängertes Wochenende gebraucht, immer wieder hingerissen. Auch wenn die Schafe sicherlich hier und da total vermenschlicht werden, ist dies so erheiternd und anrührend geschrieben, dass ich dieser geballten Charmeoffensive gerne erlegen bin. Der französische Gruß „Bon Schur“ wird von der umtriebigen Schafs-WG äußerst verwundert zur Kenntnis genommen, sollten sie etwa mitten im tiefsten Winter geschoren werden? Aber koste es was es Wolle, die oft schwer zu verstehenden Menschen werden wohl wissen, was sie tun. Die Geschichte „Das Schweigen der Lämmer“ wird von den findigen Wollknäuels ganz fix zur Gute-Nacht-Geschichte für junge Lämmer umfunktioniert, in der ein Heuhaufen eine große Rolle spielt. Für alle Schafe gibt es nichts Schöneres als das Gras wachsen zu hören und sie stellen sich unter dem heiligen Strohsack ein Mekka für Ihresgleichen vor. Gar nicht gut hingegen finden sie Menschen im Wolfspelz oder auch furchteinflößende Labyrinder und rätselhafte Mehrwölfe.
Nachdem sie also vom alten Schäfer George dessen nette Tochter Rebecca samt Schäferwagen und Hündin Tess geerbt haben, geht es auf die versprochene Reise nach Frankreich. Dort kommen sie im tiefsten Winter an und müssen sich schnell auf klirrende Kälte, Schnee und Kraftfutter statt dem gewohnten saftigen irischem Weidegras umstellen. Das Erscheinen des verhassten Tierarztes ist nur der Anfang aller Aufregungen. Niedergemetzelte Rehe, die zerfetzte rote Garderobe ihrer jungen Schäferin, Mamas drittes Gesicht und schließlich ein mausetoter Mensch auf ihrer Weide lassen die Schafe zu ungewöhnlichen Schritten greifen. Gemäß dem Motto wo Dunkel ist, ist auch kein Licht müssen sie sich mit gefährlichen Springsätzen, affektierten Übersetzerziegen und kleinen und dicken Spaziergängern auseinandersetzen. Dass sie von Vidocq, dem ungarischen Hirtenhund, dabei fast in den Wahnsinn getrieben werden und dass irgendwo in den tiefen dunklen Wäldern ein Garou, ein Werwolf lauern soll, macht die ganze Sache auch nicht einfacher für sie … Ich meine, dieses spannende Lesevergnügen sollte man sich nicht entgehen lassen - der Nachfolger von Glennkill ist soeben endlich auch als Taschenbuch erschienen.
Hier geht's zu Viehdieb unterweg: Schafsschwund am Deich
Autor:Christiane Bienemann aus Kleve |
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