Onkologie: "Revolutinäre Entwicklung"
Kleverland. „Die aktuellen Entwicklungen in der Onkologie sind geradezu revolutionär.“ Professor Dr. Volker Runde, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Gocher Wilhelm-Anton-Hospital, ist begeistert vom medizinischen Fortschritt seiner Disziplin: „Wir stoßen laufend neue Fenster auf - für uns und unsere Patienten.“
Treiber auf dem Weg zu einer immer wirksameren und schonenderen Krebsbehandlung ist die sogenannte „Immuntherapie“: Onkologen machen sich die Kraft und Funktion der körpereigenen Abwehrkräfte zunutze. Der Einsatz strapaziöser Therapieformen wie Bestrahlung und Chemotherapie ist deshalb im Wilhelm-Anton-Hospital bereits signifikant zurückgegangen - bei deutlich verbesserten Behandlungserfolgen.
„Wir lassen die Hunde von der Leine“, fasst Professor Runde das einfache wie wirkungsvolle Prinzip der neuen Behandlungsmethode zusammen. Mittels genauer molekularer Analysen - vor einigen Jahren noch Zukunftsmusik für die regelmäßige Anwendung im Krankenhaus - wird jeder Krebs genau charakterisiert. Auf dieser Basis wird für jeden Patienten eine individuelle Therapie entwickelt: Antikörper heizen dann das Immunsystem der Patienten passgenau an, damit Interferone und andere körpereigene Botenstoffe mit einer immunstimulierenden und „antitumoralen“ Wirkung ihre volle Kraft entfalten können.
„Als regionales Krebszentrum ist es unsere Aufgabe, die mehr als 2.000 Patienten, die jährlich zu uns kommen, mit den gleichen fortschrittlichen Analyse- und Behandlungsmethoden zu versorgen wie es etwa die großen Unikliniken machen“, betont Volker Runde, der nicht nur Chefarzt, sondern auch ärztlicher Direktor des Katholischen Karl-Leisner-Klinikums ist.
Viele Tumor-Arten sind durch das körpereigene Immunsystem gut zu bekämpfen. Das macht sich die neue Methode zunutze. Das Prinzip ist dabei nicht ganz neu: Eine Knochenmarktransplantation etwa ist auch eine Immuntherapie - die Transplantation eines kompletten und funktionierenden Immunsystems. Die Behandlungen im Rahmen der heutigen Immuntherapien werden allerdings immer passgenauer. „Es gibt hunderte Krebs-Arten“, so Runde. „Wir antworten mit ebenso vielen Behandlungs-Arten.“ Brustkrebspatientinnen mit bestimmten Gewebeeigenschaften etwa behandeln die Gocher Onkologen fast nur noch und dabei sehr effektiv mit der Immuntherapie. Auch bei fortgeschrittenem Lungenkrebs kommt die Immuntherapie im Wilhelm-Anton-Hospital zum Einsatz.
„Krebs ist auch mit den neuen Methoden weiterhin nicht in jedem Fall heilbar“, betont Runde. „Aber mit der Immuntherapie können wir den Fortgang der Krankheit in vielen Fällen deutlich verlangsamen und beherrschbar machen.“
„Chronifizierung“ nennt das der Mediziner. Keine Heilung im klassischen Sinn - die Krankheit führt aber nicht zum Tod. „Wenn das Wachstum einer Krebszelle auf ein Zehntel der ursprünglichen Geschwindigkeit verlangsamt wird, sterben die Menschen irgendwann mit und nicht sofort an der Krankheit“, sagt Runde. „Das ist keine Zukunftsmusik, das ist Realität.“
Autor:Lokalkompass Kleve aus Kleve |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.