Mehr Frauen klagen über finanzielle Schwierigkeiten

Nicole Saat (re) leitet die AWO-Schwangerenberatungsstelle im Kreis Kleve. Sie wird von Milena Wehren unterstützt.
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  • hochgeladen von Annette Henseler

416 Frauen aus dem ganzen Kreis Kleve ließen sich im vergangenen Jahr von den Mitarbeiterinnen der AWO-Beratungsstelle für Schwangerschaft und Familienplanung beraten.

kleve. Besonders auffallend war im vergangenen Jahr der Hauptkonflikt, den die Schwangeren ausfochten: Im Gegensatz zu vorangegangenen Jahren sei wirtschaftliche Unsicherheit Hauptbeweggrund gewesen, der Frauen über einen Schwangerschaftsabbruch habe nachdenken lassen, führte Nicole Saat, Leiterin der Beratungsstelle aus.

Die Steigerung ist beachtlich: 2011 gaben noch 44 Frauen ihre Arbeitssituation oder ihre finanzielle Lage als Grund für die Konfliktberatung an, 2012 waren es dann schon 102 - oder nahezu jede zweite Frau, die die Konfliktberatung aufsuchte. „Vor 2012 nannten uns die Frauen als Beweggrund ihr Alter, eine abgeschlossene Familienplanung oder ihre körperliche und psychische Verfassung. Das hat sich gravierend verändert“, so Saat. Ausbildungs- und Arbeitssituation sowie die finanzielle Lage würden immer schwieriger. „400 Euro Jobs werden uns genannt, aber auch Menschen, die im Augenblick gut verdienen, aber kein festes Beschäftigungsverhältnis mehr haben, sind spürbar verunsichert“, konstatierten die Beraterinnen. Die von den Frauen genannten Gründe werden anonymisiert erfasst und ausgewertet. Und diese Auswertung zeige: „Es geht sehr viel mehr ums Geld als früher.“ Viktor Kämmerer, Geschäftsführer des AWO Kreisverbandes: „Das ist nicht weiter verwunderlich, wenn man das Auseinanderdriften der Gesellschaft berücksichtigt. Da hat sich etwas radikal verändert.“ Meist kommen die Frauen allein zur Beratungsstelle, selten werden sie von den Männern begleitet.

2012 ließen sich 192 Frauen zur Schwangerschaft beraten, 96 Frauen kamen zur Gruppenberatung. 29 Schwangere waren minderjährig, 17 nahmen die allgemeine Beratung in Anspruch, 12 die Konfliktberatung. 2011 kamen 22 minderjährige Schwangere zur Beratungsstelle - auch hier ist also wieder ein leichtes Plus zu verzeichnen.

Die Mitarbeiter der Beratungsstelle wissen, wie wichtig Aufklärungsarbeit ist. Deshalb gehen sie seit vielen Jahren an Kreis Klever Schulen, um Jugendliche mit dem entsprechenden Know-How auszustatten. „Neu ist, dass wir jetzt auch in Grundschulen gebeten werden“, sagt Sozialpädagogin Milena Wehren. Unter dem Titel „Projekt Liebe“ wurden die Grundschüler kindgerecht an die verschiedenen Themenkreise herangeführt. Dazu zählt vor allem: „Was macht mich stark“, so Nicole Saat. Schulen können Termine unter Tel. 02821/8993949 vereinbaren.

Pille Danach
Das augenblicklich stark diskutierte Thema rund um Katholische Krankenhäuser und die „Pille Danach“ wurde angerissen. „Frauen bekommen am Wochenende selten die ‚Pille Danach‘. Hat zum Beispiel ein Facharzt für Urologie am Wochenende Notdienst, verschreibt er die Pille Danach oft nicht. Und ans Krankenhaus brauchen sich die Frauen auch nicht zu wenden“, so die AWO-Auskunft. Allerdings gibt es für Frauen im Grenzgebiet schnelle und unkomplizierte Hilfe: Fahren Sie über die Grenze, gehen Sie in eine niederländische Apotheke oder Drogerie. Dort gibt es die „Pille Danach“ ohne Rezept - aber mit Beratung.

Autor:

Annette Henseler aus Kleve

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