Hape Kerkelings "Isch kandidiere" am Pfingstmontag, 21.50 Uhr im ZDF: Horst Schlämmer, meine Stimme kriegste nicht!
„Es ist alles so wenig - es müsste mehr!“
Nachdem ich letzte Woche gehört habe, dass Pfingsten dieser Film zum ersten Mal im TV gezeigt wird, wusste ich, dass ich etwas unternehmen muss. Und zwar die Leute vor diesem unsäglichen Machwerk warnen ;-)) Hier meine Filmkritik vom 29.08.2009:
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Nach mehreren ansprechenden Filmausschnitten, Jubelkritiken und schlagfertigen Interviews mit Herrn Schlämmer hatten wir uns entschieden, auch zu kandidieren. Ist doch eine tolle Idee, aus der man ein wahres Gag-Feuerwerk zaubern kann, kurz vor der Wahl die Politik dermaßen aufs Korn zu nehmen. Zudem HaPe es geschafft hat, den Dreh seines neuen Films bis kurz vor der Premiere geheimzuhalten - alle dachten, er stecke in den Vorbereitungen zur Verfilmung seines Jakobswegs-Bestsellers „Ich bin dann mal weg“ - war er aber leider nicht, wie sich nun herausgestellt hat.
Schon in der ersten Viertelstunde wurde uns klar, dieser Film ist, so ungern ich mich auf das Film-Niveau begebe, buchstäblich ein Griff ins Klo. Ständig von Aufstoßen und Harndrang geplagte Hauptdarsteller, die sich zudem auch noch mit üblen Geschlechtskrankheiten herumschlagen müssen, robben sich im Tigerslip von einer Peinlichkeit zur nächsten. Tote preisgekrönte Rammler und von Fischvergiftung heimgesuchte Redakteure geben dem ganzen Machwerk den letzten Schliff. Und ich weiß nicht, wie Leute, die „Allergie“ bekommen bei einem sächselnden oder schwäbelnden Mitbürger, sich über den ewig nuschelnden Herrn Kanzlerkandidat mit Grunzlauten in jedem zweiten Satz und der Mimik eines infantilen Warzenschweins beömmeln können.
Die Handlung ist ja allen längst hinlänglich bekannt, ich frage mich nun, ob mit diesem Possenspiel Deutschland den Spiegel vorgehalten bekommen soll. Denn irgendeinen Sinn muss der Film ja haben, oder? Horst Schlämmer vor dem Supermarkt um Autogramme für die Parteigründung werbend, bekommt eine Abfuhr nach der nächsten. Ja wo kämen wir denn auch hin, wenn man jeden Mist unterschreibt? Wir doch nicht. Es kommt nur auf die richtige Verpackung an: Praktikant Ulle erreicht mit dick aufgetragenen Schmeicheleien und kleinen Tricks ganz schnell, dass die Leute ihm aus der Hand fressen, beziehungsweise die 1.500 benötigten Unterschriften leisten. Die alte Dame mit den Haaren auf halb acht, die den „Hasenpower“-Parolen keinen Glauben schenkt. Das freundlich harmlose Ehepaar HSP-Fähnchen schwenkend im typischen Freizeit-Schlabberlook beim Sightseeing in Berlin. Die Prominenz, die sich vom schnöden Mammon und dem schönen Gesicht von Schlämmers machthungriger Freundin Alexandra Kamp einwickeln lässt. Armes Deutschland!
Mich wundert, dass Herr Schlämmer, pardon, Herr Kerkeling, ein so geballtes Aufgebot an Prominenz für seine Klamotte gewinnen konnte. An Jürgen Rüttgers ist ein begnadeter Darsteller verloren gegangen - aber ist nicht jeder Politiker auch ein Stück weit Schauspieler? Iris Berben, Bernhard Brink, Jürgen Drews, Claudia Roth, Cem Özdemir, um nur einige zu nennen - alle lassen sich vor seinen Karren spannen. Andrea Sawatzki, Du meine Lieblings-Tatort-Kommissarin, ob ich Dir diesen Fauxpas so schnell verzeihen kann? Ein kleiner Lichtblick der coole Auftritt von Rapper Bushido, mit dessen Unterstützung der Horst die Jugend gewinnen möchte. Und, ganz klar, die Schlussszene, in der völlig überraschend unser Schumi mit dem strahlenden Wahlsieger - oder dem geknickten Verlierer, das wird nicht verraten, mit seinem Ferrari in den Sonnenuntergang braust.
Foto: DVD-Cover
Autor:Christiane Bienemann aus Kleve |
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