Glosse: Aus stille Nacht wird grelle Nacht

Es kann daran liegen, dass ich in diesem Jahr recht entspannt in den Advent gestartet bin. Denn dank eines Urlaubs Ende November hab ich sie alle - na ja, also zumindest die Weihnachtsgeschenke ;-) So hatte ich am vergangenen Wochenende Zeit, ganz relaxed durch die City der Kleinstadt zu bummeln. Und vielerlei Eindrücke wirken zu lassen.

Du meine Güte, kann es sein, dass Anwohner und Geschäftsleute dies Jahr den Weihnachts-Turbo ausgepackt haben? Gestern Abend auf dem Heimweg spielte ich bereits mit dem Gedanken, das Licht am Auto auszuschalten. War es doch taghell da draußen: Weihnachtsbäume und -kerzen, Lichtlein in allen Größen, Farben und Formen! Hey Stadtwerke, das birgt enormes Energiesparpotential! Bis Ende Dezember könnt Ihr auf das Einschalten der Straßenbeleuchtung ohne weiteres verzichten. Gab es früher einen Weihnachtsbaum pro Dorf, gibt es jetzt einen pro Straße, mindestens.

Auch auf der Einkaufsstraße der City reiht sich nahtlos Baum an Baum und Kugel an Kugel. Sodass ich mir fast dieselbige geben möchte. Im Schuhgeschäft erschallen „Jingle Bells“, aber eigentlich beginnt gerade mal der Advent! Ich bin schon froh, dass mir kein Weihnachts-Elch aus dem Tiergarten in gefütterten Schuhen entgegentrabt. Im Modehaus kommt mir ein Engel entgegen und bietet freundlich Kekse aus einem Bauchladen an. Von all den Eindrücken ganz erschlagen brauch ich jetzt erstmal etwas stärkeres, wie wär's mit einem Glühwein?

Im Baumarkt dann der nächste Hype - neben dem üblichen Weihnachts-Sortiment gibt es illuminierte Eisbären und Pinguine. Klar, die wollen auch Weihnachten feiern, aber ganz ehrlich, was haben die jetzt noch mit dem Fest der Liebe zu tun? Ich glaube tatsächlich, dass manchmal weniger mehr ist - auch wenn es oft schwer fällt, dem Herdentrieb zu widerstehen. Und sind an Hausfassaden hochkraxelnde Blink-Nikoläuse wirklich das Nonplusultra? Eigentlich ist Weihnachten ja Jesus' - bleiben wir mal im Neudeutschen - Geburtstagsfete. Wer hat's noch gewusst?