Frauenhaus - die Zuflucht für Frauen nach Gewalterfahrung

Andrea Hermanns leitet das Klever Frauenhaus.

Wenn Viktor Kämmerer, Geschäftsführer der AWO und somit auch des Klever Frauenhauses, argumentiert, dass die gute Auslastung des Frauenhauses die finanzielle Situation entspannt habe, dann ist ihm als Geschäftsführer wohl in seiner Haut, rein menschlich macht ihm die Situation allerdings doch zu schaffen.

Zu 72 Prozent sei das Klever Frauenhaus im vergangenen Jahr ausgelastet gewesen - zuvor waren es erheblich weniger. „Die Auslastung des vergangenen Jahres war die Zweitbeste seit Bestehen des Frauenhauses“, so Kämmerer. Insgesamt liegt der Finanzbedarf pro Jahr bei 290 000 Euro, mit 190 000 Euro werden die Mitarbeiter bezahlt, 100 000 Euro sind Sachkosten. Über rund 25 000 Euro Spendengelder konnte sich Kämmerer im vergangenen Jahr freuen: „10 000 Euro kamen durch das wunderbare Fußballfest, organisiert von den Klever Stadtwerken und unterstützt vom Frauenhaus-Förderverein, zusammen.“ Auch die Rotarier und die Kisters-Stiftung geben alljährlich Geld fürs Frauenhaus.

„Wir sind im Jahr 2012/2013 umgezogen“, erinnert Andrea Hermanns, Leiterin des Frauenhauses an die große Aktion. Auch hier fielen noch einmal Kosten an: „Die Außenanlage konnte dank der Spenden hergerichtet werden - wir haben jetzt ein Klettergerüst und Spielgeräte für die Kinder und ganz viel Sand“, freut sich Hermanns.

Viktor Kämmerer geht aufgrund der hohen Belegungszahl des vergangenen Jahres von einer Zunahme der Gewalt in Gesellschaft und Familie aus.
Auch wenn es für die Aufnahme ins Frauenhaus klare Richtlinien gebe, müssten die um Aufnahme nachsuchenden Frauen keine Beweise vorlegen, erklärt Andrea Hermanns Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 44 Frauen und 32 Kinder im Frauenhaus aufgenommen, 24 wurden in andere Häuser vermittelt. Die Frauen waren zwischen 19 und 60 Jahre alt. 17 wurden vom Ehemann, 14 durch den Partner, sechs von anderen Personen misshandelt. Sieben Frauen machten keine Angaben. Acht Frauen suchten zum wiederholten Mal um Aufnahme im Frauenhaus nach. Die Frauen kamen aus aller Herren Länder.

„Wenn die Frauen zu uns kommen, geht es ihnen oft ganz, ganz schlecht“, so Hermanns. Und im Frauenhaus komme dann auch viel auf die Frauen zu: da seien finanzielle Fragen oder solche nach dem Aufenthaltsbestimmungsrecht zu klären. „Oft müssen wir die Frauen zu den entsprechenden Ämtern begleiten, oft auch mit Dolmetschern.“ Und auch die müssen finanziert werden.
Im Frauenhaus arbeiten zwei Sozialpädagoginnen, eine Erzieherin, eine Hauswirtschaftslehre und 34 Ehrenamtliche unterstützen die Arbeit. Frauen, die Hilfe brauchen, wenden sich an Tel. 02821/1 22 01.

Autor:

Annette Henseler aus Kleve

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