Autismus ist nicht heilbar. Aber es gibt Hilfen
Das Fazit klingt ernüchternd: Autismus ist nicht heilbar. Aber es gibt Hilfen zur Alltagsbewältigung. Diese finden sich in dem so genannten TEACCH-Ansatz, welcher für „Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped children“ (Behandlung und pädagogische Förderung autistischer und in ähnlicher Weise kommunikationsbehinderter Kinder) steht und gestern den Schwerpunkt des „Autismus-Tag Kleve“ bildete. Rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter Eltern, Fachleute und Angehörige, waren der Einladung der Haus Freudenberg GmbH gefolgt und tauschten sich einen ganzen Tag lang rund um Autismus und den TEACCH-Ansatz aus. Unter dem Motto „Der Blick fürs Detail“ bereitete Korinna Verweyen aus dem Sozialen Dienst von Haus Freudenberg das vielseitige Programm vor - mit Workshops, einem Fachvortrag und dem Austausch der Menschen, die mit Autismus in Berührung kommen.
„TEACCH ist ein pädagogisch-therapeutischer Ansatz, der zunächst für Kinder entwickelt wurde“, so Korinna Verweyen, „Ziel dabei ist die Steigerung von Lebensqualität, Selbständigkeit und Unabhängigkeit des Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung.“ Zum Auftakt der Veranstaltung sprach Markus Kiwitt, Sozialpädagoge mit TEACCH-Ausbildung in den USA, aus dem Team Autismus mit Sitz in Mainz. Er betonte die Schwierigkeit im Umgang mit Autisten, „weil ihr Verhalten auf den ersten Blick nicht nachvollziehbar ist und als Provokation interpretiert wird“, so Markus Kiwitt, „die wahre Ursache ist unter der Wasseroberfläche. Wir brauchen also Menschen, die in der Lage sind zu tauchen.“
Inhaltlich sieht der TEACCH-Ansatz unter anderem das behutsame Erlernen von Flexibilität vor, die in einer strukturierten und systematischen Welt des Autisten kaum zugelassen wird. „Es ist ein lebensbegleitender Ansatz, der keinen Durchbruch bedeutet. Aber Hilfe bietet“, erläuterte Markus Kiwitt. In den anschließenden Workshops erarbeiteten die Teilnehmer des „Autismus-Tag Kleve“ Hintergründe und die Umsetzung im Alltag – von der Werkstatt bis zum Wohnbereich.
Seit rund fünf Jahren arbeitet die Haus Freudenberg GmbH mit Markus Kiwitt zusammen. „Es herrscht großer Fortbildungs- und Austauschbedarf im Bereich des Autismus“, sagte Beatrix Heistermann, Leiterin des Sozialen Dienstes in Haus Freudenberg, „vor dem Hintergrund haben wir diesen Tag erstmals ausgeschrieben.“ Und das mit Erfolg. Interessierte aus dem gesamten Kreisgebiet sowie weit darüber hinaus, unter anderem aus den Niederlanden, waren in die Wasserburg Rindern gekommen.
Referenten und Workshopleiter aus unterschiedlichen Institutionen waren zusammen gekommen, um sich dem „Blick fürs Detail“ zu nähern. Haus Freudenberg präsentiert in der Wasserburg eigens für Autisten individuell entworfene Möbelsysteme zum Arbeiten und Wohnen – reizarm, klar strukturiert und einfach aufgebaut, „das unterstützt Autisten in ihrem Arbeitsalltag sehr“, so Beatrix Heistermann.
Autor:Lokalkompass Kleve aus Kleve |
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