Schulpolitik à la Kleve

Dr. Detlef Garbe stellte den Schulausschussmitgliedern aus Kleve, Bedburg-Hau und Kranenburg Szenarien zur Schulentwicklung in den drei Gemeinden vor. Viele Zuhörer verfolgten die Sitzung interessiert. | Foto: Heinz Holzbach
  • Dr. Detlef Garbe stellte den Schulausschussmitgliedern aus Kleve, Bedburg-Hau und Kranenburg Szenarien zur Schulentwicklung in den drei Gemeinden vor. Viele Zuhörer verfolgten die Sitzung interessiert.
  • Foto: Heinz Holzbach
  • hochgeladen von Annette Henseler

Schulausschusssitzung, Stadthalle Kleve. Für die Mitglieder der Schulausschüsse aus Kleve, Bedburg-Hau und Kranenburg stand am 16. Mai eigentlich nur eine interkommunale Informationsveranstaltung auf dem Programm. Der Frage nach dem „wie geht es weiter mit der Schullandschaft in den drei Gemeinden“ war zuvor das Büro Garbe Consult aus Krefeld auf den Grund gegangen. Dass die Ausschussmitglieder aber am Ende von Vortrag und Diskussionsrunde zur Abstimmung gebeten wurden, damit hatte niemand gerechnet. Den sieben Punkten, die der Vorsitzende des Klever Schulausschusses, Udo Janssen, zur Abstimmung verlas, wollten sich die Mitglieder aus Bedburg-Hau und Kranenburg nicht unwidersprochen anschließen. Manfred Opgenorth, Bedburg-Hau, CDU, hinterfragte das unübliche Vorgehen, wandte ein, dass er Beratungsbedarf in den einzelnen Fraktionen seiner Gemeinde sehe. Nach einer kurzen Pause wurde eine weitere, interkommunale Ausschusssitzung für den 26. Mai, 16.30 Uhr, Rathaus Bedburg-Hau, vereinbart. Außerdem wird den Ausschussmitgliedern nun auch die Beschlussvorlage zugestellt.
Vor dem Hintergrund zurückgehender Schülerzahlen, aber auch einer immer geringer werdenden Akzeptanz der Hauptschule, hatte sich das Büro Garbe Consult in den vergangenen Monaten mit der Schul- und Schülersituation der drei Gemeinden auseinandergesetzt. In seinem Vortrag setzte sich Dr. Detlef Garbe mit Themenbereichen wie Standortsicherung, Unterrichts- sowie Bildungsqualität auseinander. Wichtiger Bestandteil war auch die Inklusion – die „das Elternrecht zur Wahl des Förderortes für ihr Kind“ festschreibt.
Die Grundschulen der drei Gemeinden sind in ihrem Bestand gesichert. Anders sieht es allerdings bei den Hauptschulen aus: Die zwei Klever Hauptschulen werden auch in den kommenden Jahren keine Probleme haben, zumindest zwei Eingangsklassen zu bilden. Ganz anders sieht das aber in Kranenburg und Bedburg-Hau aus: In beiden Schulen wird es nach Berechnungen des Büros Grabe nicht ausreichend Schüler geben, um den jeweiligen Schulstandort zu sichern. Denn Hauptschulen müssen zweizügig geführt werden – dazu sind aber mindestens 36 Schüler nötig, um zwei Klassen mit jeweils 18 Schülern bilden zu können. Diese Voraussetzungen sind in beiden Gemeinden nicht gegeben. „35 Schüler sind eben keine 36“, antwortete Garbe auf eine diesbezügliche Frage von Günter Steins, Bürgermeister Kranenburg.
Welche Wege in die Zukunft führen war wohl die Frage, die die Ausschussmitglieder aber auch die vielen Zuhörer in der Stadthalle am brennendsten interessierte. Hier skizzierte Garbe drei denkbare Szenarien: Bildung von Verbundschulen, Einrichtung von Gemeinschaftsschulen oder die Neugründung einer Gesamtschule.
Verbundschulen: Bei diesem Modell bilden Real- und Hauptschulen einen Verbund. Fächer wie Sport, Musik oder Kunst werden gemeinsam unterrichtet, Mathe oder Deutsch aber auf dem jeweiligen Niveau des Schultyps Real- oder Hauptschule. Die Entfernung zwischen den Klever Realschulen und den Hauptschulen in Bedburg-Hau oder Kranenburg lasse die Genehmigung von Seiten der Bezirksregierung unwahrscheinlich erscheinen, so Garbe.
Gesamtschule: Sollte in Kleve eine Gesamtschule gegründet werden, wirke sich das negativ auf die Hauptschulen aus, aber auch Realschulen und Gymnasien müssen mit dem Rückgang ihrer Schülerzahlen rechnen. Als Vorteil umriss Garbe: „Für diese Schulform muss kein neues Konzept geschrieben werden.“ Nachteile: Es stehe kein bauliches Potential zur Verfügung, es müsse zugebaut werden.
Gemeinschaftsschule: Alle Haupt- und Realschulen in Kleve, Bedburg-Hau und Kranenburg laufen aus – drei Gemeinschaftsschulen werden gegründet. „Wir bauen neben dem G8- einen G9-Pfad“, so Garbe. Die Gemeinschaftsschule sei ein Schulversuch, angelegt auf sechs Jahre. Danach werde die Schule als Regelschule weitergeführt. Wenn möglich, werde in allen Gemeinden ein Standort erhalten. Nachteil sei der enge Zeitrahmen, um Konzeption und Elterninformation auf den Weg zu bringen.
Die Stadt Kleve ist zudem in der Pflicht: Vor zwei Jahren hatten sich bei einer Elternbefragung genügend Eltern für die Gründung einer Gesamtschule ausgesprochen. Dieser Elternwille wurde von der Stadt Kleve nicht umgesetzt. Die Bezirksregierung drohte mit einer Anweisung. Aufschub gab es wegen der interkommunalen Gespräche. Bis zum 16. Juni muss die Stadt der Bezirksregierung nun konkrete Vorschläge unterbreiten. Ansonsten wird die Einrichtung einer Gesamtschule angewiesen.

Autor:

Annette Henseler aus Kleve

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

6 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.