Kleve bittet Eltern kräftig zur Kasse

Kleve. Wolfgang Berson ist Papa. Einer, der sich für seine Tochter Rieke, 18 Monate, mächtig ins Zeug legt. Die Elternzeit hat er sich mit seiner Frau geteilt - seit Februar wird aber wieder im normalen Umfang gearbeitet.
„Ich habe eine 41 Stunden Woche, meine Frau arbeitet 29 Stunden - unsere Tochter wird 35 Stunden in der Woche von einer Tagesmutter betreut.“ Die sei prima, Töchterchen Rieke dort bestens aufgehoben. Doch jetzt droht Ungemach: Denn der Elternanteil an den Betreuungskosten soll in der Ratssitzung am kommenden Mittwoch drastisch erhöht werden - zahlten die Eltern Berson bisher 304 Euro an Kinderbetreuungskosten, könnten rückwirkend ab 1. April von der Stadt 528, im schlimmsten Fall sogar 640 Euro in Rechnung gestellt werden. Kleve, eine kinder- und familienfreundliche Stadt? „Nein, das kann man wirklich nicht sagen. Vor allem, wenn man als Vergleich Elternbeiträge anderer Kommunen heranzieht“, so Berson.
Der Vergleich sieht so aus: Insgesamt gehören 16 Städte und Gemeinden zum Kreis Kleve. Elf haben kein eigenes Jugendamt - hier ist der Kreis verantwortlich. „Wir haben als Höchstsatz für die Eltern 200,35 Euro pro Monat festgelegt“, erklärt Eduard Großkämper, Kreispressesprecher. Und: „Nein, wir beabsichtigen nicht, unsere Sätze anzuheben.“ Auch in Goch liegt der Höchstsatz bei 200.35 Euro, in Geldern werden 301,00 Euro fällig und Kevelaerer Eltern zahlen maximal 247 Euro. Die Elternbeiträge werden kreisweit genauso wie in der Stadt Kleve nach Einkommen und Betreuungsumfang gestaffelt.
Der Höchstsatz in Kleve liegt schon jetzt um etliches über dem der anderen Städte und Gemeinden, nämlich bei 585,00 Euro. Den zahlen zwar nur Gutverdiener mit einem Einkommen über 100 000 Euro. Sollte aber der Rat der Stadt Kleve am Mittwoch positiv entscheiden, werden Eltern mit einem Verdienst ab 95 000 Euro 940 Euro für die Betreuung ihrer Kinder zahlen müssen. Wohnt also ein Ehepaar mit Kind am Weißen Tor auf Klever Stadtgebiet und nicht in Bedburg-Hau, werden anstelle der vom Kreis verlangten 200,35 Euro sage und schreibe 940 Euro fällig.
„Wir haben das genauestens geprüft und haben die ursprüngliche Vorlage noch einmal neu berechnet, um einen sozialen Ausgleich herzustellen“, erklärt Udo Janssen, Fraktionschef der Klever CDU. Im Übrigen komme der Vorschlag aus der Verwaltung. „Es ist eine Entscheidung der Kommune, wie man die Beiträge festsetzt“, sagt Dieter van Elsbergen, Jugendamtsleiter der Stadt Kleve. Zumindest bei Besserverdienenden unterstütze man die Tagespflege nicht. Letztlich sei das aber eine politische Entscheidung.
„Bei einem Jahreseinkommen über 65 000 Euro entspricht der Kostenbeitrag dem Honorar für die Betreuung“, lautet die Formulierung in der Rats-Drucksache, über die am kommenden Mittwoch entschieden werden soll.
„Der Elternbeitrag der Stadt Kleve liegt fast viereinhalb mal so hoch wie der beinahe aller anderen Kommunen - da kann doch von Gerechtigkeit keine Rede mehr sein. Wie stellt sich die Stadt das denn vor, wenn die Hochschule mal ausgebaut ist und hier Professoren und Dozenten leben, die auf Kinderbetreuung angeiwesen sind? Natürlich wollen wir für die Betreuung unserer Tochter zahlen, aber was hier läuft, kann ich nicht mehr nachvollziehen“, so Wolfgang Berson.

Autor:

Annette Henseler aus Kleve

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