Kein Pofalla, nirgends
Nein, er habe sich nicht gemeldet, habe weder auf SMS noch auf Anrufversuche reagiert. Das sagt Dr. Günther Bergmann, CDU-Landtagsabgeordneter und Vorsitzender der CDU im Kreis Kleve, im Gespräch mit dem Klever Wochenblatt. Er hat in den vergangenen Tagen alles versucht, um Kontakt mit Ronald Pofalla, Bundestagsabgeordneter der CDU für den Kreis Kleve und Kanzleramtsminister a.D., aufzunehmen. Vergeblich. „Ich habe bisher auch alles nur aus den Medien erfahren“, bedauert Bergmann bezugnehmend auf die Ereignisse der vergangenen Tage. Nach der aus CDU-Sicht super gelaufenen Bundestagswahl, deren Erfolg die CDU-Mitglieder nicht zuletzt an Ronald Pofalla festmachen, ist die Unruhe an der Basis jetzt groß. „Sie sind gelaufen, haben ihren Kandidaten unterstützt, haben ein tolles Ergebnis eingefahren - und jetzt das“, meint Bergmann. Das - damit ist gemeint: Ronald Pofalla gab vor Kurzem bekannt, dass er für ein Amt in der Bundesregierung aus privaten Gründen nicht mehr zur Verfügung stehe. Er wolle sich der Familie widmen. Kurz darauf der Knaller, der im Moment nicht nur die CDU-Mitglieder umtreibt: Ronald Pofalla scheint ein Amt als Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn anzustreben. Ob das stimmt? Das weiß bisher niemand so genau, denn die Meldung wurde bisher nicht bestätigt, Pofalla selbst ist nicht erreichbar.
Der eventuelle Wechsel in die Wirtschaft sorgt nicht nur bei seinen Parteifreunden für Unverständnis, auch Klever Bürger stehen diesem Schritt ambivalent gegenüber. „Unglaubwürdig“ ist da noch eines der freundlicheren Worte, die auf der Straße zu hören sind. Dass der Vorstandsposten gar erst noch geschaffen werden muss, lässt viele Bürger mit dem Kopf schütteln. Dr. Sabine Jordan, attac Niederrhein, sagt: „Dieser Vorgang zeigt mir, wie korrupt Politik läuft. Mit diesem Verhalten verprellt man auch die CDU-Wähler vor Ort.“ Sie ist der Meinung, dass die Übergänge von der Politik in die Wirtschaft stärker kontrolliert und mit einer Karenzzeit versehen werden müssten. „Ronald Pofalla sollte sein Bundestagsmandat niederlegen, ansonsten entsteht eine unsägliche Verquickung zwischen der neuen Aufgabe bei der Bahn und der Aufgabe im Bundestag, die er im Auftrag der Wähler eigentlich wahrnehmen soll.“
Fernsehteams in Kleve:
So berichte die WDR-Lokalkzeit Duisburg am 3. Januar 2014
Hier der Bericht des ZDF am 3. Januar 2014
Außerdem:
Hans Leyendecker in der SZ vom 7. Januar 2014. Der Autor schreibt u.a. in diesem Bericht über die Sitzung des CDU-Kreisvorstandes vom 13.Dezember 2013 . Als Pofalla um 21 Uhr die Sitzung verließ, berichteten die Medien kurz darauf, dass Pofalla nicht mehr der neuen Bundesregierung angehören werde. Die "Bahn-Geschichte" gab es damals noch nicht. Hier irrt Leyendecker.
Autor:Annette Henseler aus Kleve |
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