Kann ich jetzt noch einen Hähnchenschenkel essen?

Dr. Sylvia Heesen, leitende Amtstierärztin im Kreis Kleve, ist auch für die Überwachung der Geflügelmastbetriebe zuständig. Dazu gehört auch die Kontrolle der sogenannten Bestandsbücher - der gesetzlich vorgeschriebenen Dokumentation der im Stall verwendeten Antibiotika. | Foto: Kreis Kleve
  • Dr. Sylvia Heesen, leitende Amtstierärztin im Kreis Kleve, ist auch für die Überwachung der Geflügelmastbetriebe zuständig. Dazu gehört auch die Kontrolle der sogenannten Bestandsbücher - der gesetzlich vorgeschriebenen Dokumentation der im Stall verwendeten Antibiotika.
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„Ja, wir fordern vor allem eine artgerechtere Tierhaltung.“ Reinhild Benning, Agrarexpertin des BUND formuliert das Ziel der im Augenblick laufenden Hähnchen- und Antibiotika-Kampagne deutlich.

Zur Vorgeschichte: Der Umweltverband BUND hatte im Dezember 2011 deutschlandweit in mehreren Supermärkten Hähnchenfleisch gekauft, das im Anschluss in einem zertifizierten Labor auf antibiotika-resistente Keime untersucht wurden. Zwölf der 20 Stichproben wiesen die gesuchten Keime auf.

Der LK hakte nach:

Kommen diese Keime nur auf oder im Hähnchenfleisch vor?

Benning: Nein, diese Keime kann man auch auf Rind- und Schweinefleisch finden. Aber das haben wir nicht untersuchen lassen. Wir meinen, dass das jetzt eine Sache der Politik ist.

Weshalb wurde ausgerechnet Hähnchenfleisch untersucht ?

Benning: In Mastanlagen müssen Hähnchen unter so schlechten Bedingungen leben, dass viele Tiere ohne systematischen Antibiotikaeinsatz kaum bis zur Schlachtung durchhalten würden.

Sylvia Heese, leitende Amtstierärztin im Kreis Kleve, im Interview:

Wird der Einsatz von Antibiotika in der Tierzucht im Kreis Kleve überprüft?

Heese: Ja. Jeder Tierarzt, der ein solches Mittel verschreibt, muss die Abgabe dokumentieren. Der Landwirt bekommt einen Durchschlag. Die Landwirte dokumentieren dann die Verabreichung der Mittel im sogenannten Bestandsbuch, das von uns kontrolliert wird. Auch die Pharmaindustrie dokumentiert die Abgabe - ausgenommen sind allerdings spezielle Antibiotika, die bei der Geflügelzucht eingesetzt werden.

Könnten die Mittel aus den Niederlanden ohne Kontrolle eingeführt werden?

Heese: Unwahrscheinlich. Die Niederländer sind uns einen Schritt voraus - sie müssen jede Abgabe in ein zentrales Register einpflegen, das dem Landwirtschaftsministerium untersteht.

Wie gefährlich sind die gefundenen Keime?

Heesen: Wer daran erkrankt, hat schlechte Behandlungschancen.

Was müssen Verbraucher im Umgang mit Hähnchenfleisch beachten?

Heesen: Die Bakterien werden durch Erhitzen abgetötet. Niemand von uns isst rohes Fleisch. Die Gefahr lauert an anderer Stelle: Küchenutensilien, die mit dem rohen Fleisch in Berührung kommen und nicht gründlich abgewaschen werden, können zur Infektionsquelle werden - und zwar dann, wenn Rohkost damit zubereitet wird. Peinlich auf Hygiene achten - das ist das A und O.

Autor:

Annette Henseler aus Kleve

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