"Jeder Mensch ist doch ein Mensch" - Kurden demonstrierten friedlich in Kleve
Mittwoch, 13. August, Kleve: Kurden hatten zur Demonstration in Kleve aufgerufen. Kurz nach 16 Uhr trafen die ersten Demonstranten auf dem Parkplatz am Spoykanal ein, die Polizei war in der ganzen Stadt unterwegs.
Kurz vor 18 Uhr hatten sich rund 500 Kurden auf dem Spoykanal-Parkplatz eingefunden, um sich gegen die Ermordung der Kurden im Nordirak zur Wehr zu setzen. Viele, aber nicht alle Kurden, gehören der Religionsgemeinschaft der Yeziden an. Für die ISIS-Kämpfer, die im Moment den Irak und vor allem den Nordirak unsicher machen, reicht die Zugehörigkeit zu einer anderen als der moslemischen Religion aus, um Menschen zu töten.
"Was nicht geht, ist, dass Frauen vergewaltigt und verschleppt werden, dass Menschen lebendig begraben werden. Helfen Sie uns", appellierte Vedat Demiral an die deutsche Bevölkerung. Er zeigte Bilder, Videos, die die Aussagen und die an den Kurden verübten Massaker belegen sollten. "Wir haben Freunde im Irak. Sie berichten uns, was dort geschieht." Sie erzählen von Vergewaltigungen und davon, dass die vergewaltigten Frauen als Sklavinnen verkauft würden, sie erzählen von Menschen, die lebendig begraben werden. Das alles in ruhigem Tonfall, nur dann, wenn die Bilder über den Handybildschirm flimmern, werden die Stimmen leiser. Erdal Demiral: "Es ist doch ganz egal, ob man Moslem, Jezide, Jude oder Christ ist - und das gilt auch für uns Kurden."
"Wen nennt Ihr jetzt Terrorist?", fragt Mohamed Saleh angesichts der Tragödie, die sich im Irak abspielt. Die Moslems? Die ISIS-Kämpfer? Die Kurden? Die Jeziden? "Jeder Mensch hat nicht nur ein Recht auf Leben, jeder Mensch hat auch ein Recht in Frieden und in Demokratie aufzuwachsen."
Die Iraker, so übersetzt Sevgac Arslan, 17, Schüler am Berufskolleg, seien immer eine verfolgte Volksgruppe gewesen. "Aber jeder Mensch ist doch ein Mensch", stellt der junge Mann fest.
Rund 500 Demonstranten, darunter auch einige Klever und Kalkarer Gesichter, hatten sich gegen 18 Uhr auf dem Parkplatz versammelt. Polizei-Pressesprecher Heinz Vetter schätzte im Lauf des Abends die Zahl der Demonstranten auf rund 700. Als sich der Zug in Richtung Innenstadt in Bewegung setzte, dürften es aber doch noch einige Menschen mehr gewesen sein.
"Nein, wir haben keine Befürchtung, dass hier etwas passiert", sagte Heinz Vetter. Insgesamt verlief die Demonstration ruhig und ohne Zwischenfälle. Mit dem Ruf "Befreit Singal", zog der Demonstrationszug zum Fischmarkt. Singal ist eine Stadt im Nordirak, die am 3. August von ISIS-Kämpfern angegriffen wurde. Die kurdische Bevölkerung flüchtete daraufhin in die Berge.
Autor:Annette Henseler aus Kleve |
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