Integration als Aufgabe für jeden Einzelnen

Foto: SPD

Was bedeutet Integration im gesellschaftlichen Kontext? Wie können Menschen verschiedener Herkunft miteinander aus- und klarkommen? Welche Wege muss ein Jeder gehen, um zu einer gelingenden Integration beizutragen? Diese Fragen versuchte Aydan Özoguz, Mitglied des Bundestages und Integrationsbeauftragte der Bundes-SPD, am Dienstag Abend in der Stadthalle Kleve zu beantworten.

„Integration geht uns alle an“ war der Abend überschrieben, zu dem die SPD-Bundestagsabgeordnete des Kreises Kleve, Dr. Barbara Hendricks, im Rahmen der SPD-Bundestagsfraktion Veranstaltungsreihe „Fraktion vor Ort“ eingeladen hatte. Integration, erfuhren die Zuhörer, lebe von zwei Säulen: Von Denen, die sich in eine bestehende Gesellschaft integrieren wollen und müssen, und den Anderen, die die Chance zur Integration einräumen müssen.

Aydan Özoguz, dynamisch, voller Ideen und Erfahrungswerte berichtete aus ihrer eigenen Lebensgeschichte, machte deutlich, dass ein Unterschied bestehe zwischen gelebter und gefühlter Integration. „Nicht immer lässt sich das Gefühl gleich setzen mit der Statistik.“ 81,72 Millionen leben in Deutschland, 15,75 Prozent oder ein Fünftel der Bevölkerung zähle zu den Migranten. „Das gibt es in keinem anderen europäischen Land, dass Migranten nach der zweiten oder dritten Generation noch hier mitgezählt werden.“ Abgeschafft werden solle der Zwang, sich für eine von zwei Staatsangehörigkeiten entscheiden zu müssen. Doppelte Staatsbürgerschaft sei in immerhin 17 EU-Staaten gängige Praxis. „Wenn ich Menschen berate, wenn sie vor mit sitzen und nicht wissen, ob sie sich für die deutsche Staatsangehörigkeit entscheiden sollen, dann frage ich mich, wie schwierig diese Entscheidung ist.“

Die größte Gruppe der in Deutschland lebenden Ausländer stellen die Polen, gefolgt von Rumänen, Bulgaren und US-Amerikanern. Im Jahr 2010 verließen 141 000 Menschen mit ausländischen Wurzeln die Bundesrepublik, 115 000 kamen ins Land. Das sei eindeutig eine negative Bilanz. Das Problem: Es zögen vor allem die gut Ausgebildeten weg. „Wir haben also keine Masseneinwanderung. Das ist ein Märchen“, so Özoguz. Kritisch beleuchtete die Referentin zudem die Rolle und den Einfluss der Presse auf die öffentliche Meinung.

Bildung und Sprache seien als Schlüssel zur Integration erkannt worden. Leider fehle es an stringenten, bundesweiten und vergleichbaren Ansätzen in der Sprachförderung. Sie forderte eine bessere Ausbildung für Erzieherinnen, die Nicht-Einführung des Betreuungsgeldes sowie die bessere Unterstützung Jugendlicher, die in der Schule scheiterten. Die Unternehmer wollte sie nicht aus der Verantwortung entlassen: „Wir brauchen mehr Anstrengung, wissen, dass man mehr erreichen kann.“ In Sachen Islam sei Dialog statt Angst angesagt, die Islam-Konferenz solle weiter geführt werden. Aydan Özoguz schloss ihren Vortrag: „Wir können das nur schaffen, wenn jeder vor Ort mitmacht, wir in Kleve wollen kein Kind zurücklassen.“

In der anschließenden Diskussionsrunde wurden unter anderem die Integrationsbemühungen vor Ort diskutiert. Ismet Kezer, AOK, machte deutlich, dass die Wohnungssuche in Kleve zum großen Hürdenlauf werden kann. Als Beispiel gelungener Integration wollte er nicht sich allein verstanden wissen: „Ich kenne Viele, die es weit besser geschafft haben als ich.“

Hans-Josef Kuypers, Kreis-Wirtschaftsförderung, ging auf die Situation der Arbeitgeber ein: „Es hat sich viel geändert – die Arbeitgeber suchen händeringend gut ausgebildete Fachkräfte.“
Gerrit Hermans, Mitarbeiter der Integrationsagentur des Caritasverbands Geldern-Kevelaer, machte auf fehlende Strukturen im Kreis Kleve aufmerksam.

Dass sich unter den Gästen Mitglieder der NPD befinden würden – darauf waren die Organisatoren schon im Vorfeld der Veranstaltung aufmerksam geworden. Dem Deutschlandbild des NPD-Vorsitzenden mochte sich niemand der Anwesenden anschließen. Er verließ, gemeinsam mit einer jungen Begleiterin, kurz nach seinem Statement den Saal.

Autor:

Annette Henseler aus Kleve

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