Engagierte Bürger melden sich zu Wort
Gefällt Ihnen der neue Plan für den Minoritenplatz?
Der Klever Minoritenplatz ist seit Jahren Gegenstand städtebaulicher Diskussionen. Der gültige Bebauungsplan schöpft nach Meinung einer Gruppe Klever Bürger die Potenziale des Platzes im Sinne der Stadtentwicklung jedoch nicht aus. Auf Einladung dieser Gruppe entwickelte der österreichische Architekt Boris Podrecca nun ein neues Gestaltungskonzept für den Minoritenplatz und lenkte dabei die Perspektive entscheidend auf die Platzgestaltung und nicht wie bisher auf die Gebäude, die dort entstehen sollen. Wir dokumentieren hier die Beweggründe der Klever Bürger.
"Wir gehören zu einer Gruppe von interessierten Bürgern, die sich Gedanken über die Stadtentwicklung am Minoritenplatz machen. Wichtig: Keiner von uns hat irgendwelchen wirtschaftlichen oder persönlichen Interessen am Minoritenplatz; keiner besitzt Grundstücke, die betroffen sein könnten.
Wir sehen im Minoritenplatz eine einzigartige und wohl auch die letzte Möglichkeit, einen attraktiven großen Platz und damit ein echtes Zentrum in Kleve zu schaffen.
Uns ist bewusst, dass es einen gültigen Bebauungsplan gibt. Wir glauben aber, dass dieser Plan das Potential des Platzes nicht ausschöpft. Aus unserer Sicht ist in der Vergangenheit immer nur über die Bebauung diskutiert und gestritten worden und wir sind entsetzt, dass jetzt das ehemalige Kinogebäude (Hammer) zum Minoritenplatz nicht einmal mehr Fenster vorsieht.
Wir würde diese Diskussion gerne von einer anderen Seite sehen, nämlich von der Platzgestaltung her. „Platz denken!“ ist unsere Devise.
Im letzten Jahr hat der renommierte österreichische Architekt Boris Podrecca im Kurhaus einen sehr interessanten Vortrag über Stadtplanung und Stadtgestaltung gehalten. Als einer der wenigen betrachtet er den Öffentlichen Raum an sich und ist dafür weltweit anerkannt. Wir haben ihn eingeladen nach Kleve zu kommen und seine Ideen für eine Gestaltung des Minoritenplatzes – mit der Betonung auf „Platz“ – entwickeln.
Für den Minoritenplatz empfieht Herr Podrecca eine Größe von ca. 55m im Quadrat. Mit ca. 3.000 qm ist der Platz fast dopelt so groß wie der bisher vorgesehene. Die Größe ist im Vergleich zu anderen Plätzen angemessen. Wichtig für die Attraktivität eines Platz sind ist seine optische und wegetechnische Anbindung. Herr Podrecca hält Sicht- und Verbindungsachsen zwischen Koekkoekplatz und Herzogbrücke sowie Herzogstraße und Hochschule frei.
Damit erfüllt der Plan zentrale Punkte, die der Rat 2017 gefordert hatte. Der jetzigen Bebauungsplan jedoch wird den sogenannten „Eckpunkten“ des Rates in vielem nicht gerecht. Insbesondere verstellen die vorgeschriebenen Baufenster die Verbingungen und schränken den Platz zu sehr ein.
Der Entwurf von Herrn Podrecca sieht eine hochwertige Pflasterung vor, die sich auf den Platz hin steigert, wodurch Platz und Umfeld sehr attraktiv werden dürften. Wichtig ist, dass die Linde erhalten bleibt, wie viele Bürger und Ratsmitglieder es fordern. Nach dem bestehenden Bebauungsplan wäre das nicht möglich.
Die überbaubare Fläche würde zwar etwas verkleinert, die Nutzfläche über mehrere Etagen dürfte dennoch z.B. für eine Kombination aus Volkshochschule und Bücherei sinnvoll zu nutzen sein. Der Plan sieht vor, die Spitze des Gebäudes in den Platz hineinragen zu lassen, jedoch nur mit den oberen Geschossen. So wird ein Teil des Platzes überdacht, z.B. für eine Außengastronomie.
Pluspunkte der Planung: - Der Platz ist zur Wallgrabenzone hin offen und bezieht damit Fontäne, Wasserlauf und Grünstreifen mit ein. - Doppelte Baumreihe entlang des Rathauses - Einfache Baumreihe vom Hammerbau bis zur Volksbank - Freilegung des Netelenhorstes - Im neuen Gebäude sollte die Spitze im EG offen sein, damit der quadratische Platz erhalten bleibt und ein überdachter Bereich entsteht. - Das Gebäude sollte rundherum Arkaden haben. - Der Schwanenturm wäre sichtbar. - Es wäre wünschenswert, wenn in dem Gebäude Aktivitäten angesiedelt würden, die zu einer Belebung des Platzes führt. Die Kombination von Stadtbibliothek und Volkshochschule in Verbindung mit einem Café wäre ideal. Die Grundfläche von fast 2.000 qm, bei dreigeschossiger Bauweise also bis zu 6.000 qm dürfte mehr als ausreichend sein. - Ob unter den Platz eine Tiefgarage kommt, ist offengelassen - Die Zufahrt zur Volksbank und ggf. zur Tiefgarage könnte über den Kreisverehr von der Hafenstraße her geregelt werden. - Die Tiefgarage im Rathaus könnte mit einer Rampe vom Pastor-Leinung-Platz als Fahrradkeller mit Ladestationen für E-Bikes genutzt werden. - Die Zufahrt zur Tiefgarage der Deutschen könnte über die Herzogbrücke gewährleistet werden. - Von dort aus wäre auch die Zulieferung auf den Platz möglich. - Die alte Stadtmauer könnte freigelegt und mit (evtl. begehbarem) Glas überdacht und als Lesesaal genutzt werden. - Im Gebäude selbst könnte ein Innenhof angelegt werden um den vorhandenen Baum zu nutzen.
Der Platz sollte ein echtes Zentrum von Kleve werden, auf dem der Wochenmarkt, der Weihnachtsmarkt und Veranstaltungen stattfinden, ein Weihnachtsbaum wie an der Hochschule oder auch ein Maibaum aufgestellt werden könnte etc. etc. - und alles in unmittelbarer Nachbarschaft des Rathauses."
Hans Hussmann, Heinz Sack, Lukas Verlage, Peter Wack im Mai 2020
Was hat der Rat beschlossen?
2017 hat der Rat „Eckpunkte“ beschlossen, die zu beachten sind. Diese Vorgaben waren auch Grundlage für den Auftrag an Herrn Podrecca
Anbindung: • - Im vorhandenen Kontext einen klaren Platz schaffen • - Wichtige Wegeverbindungen und Sichtachsen offenhalten • - Kein geschlossener Baukörper
Wallgrabenzone: • Vergrößerung/Verlängerung der Grünfläche • Neugestaltung wichtiger Sichtbeziehungen
Plätze: • kein überdimensionierter Baukörper, der jegliche Platzgestaltung verhindert • funktionale Mischung des Begegnungsnetzes • keine lediglich monofunktionalen Planungen • Größe und Nutzbarkeit beachten
Stadtmauer, Netelenhorst und Bäume: • historische Stadtmauer teilweise freilegen und integrieren. • Netelenhorst akzentuieren • inde erhalten • Baumsolitär in Innenhof des Gebäudes integrieren
Gebäude: • Förderung der Wegebeziehung • Reduzierung der Baufläche • Neubau nicht höher als Volksbank
Nutzung: • Sinnvolle Nutzung • Schaffung Fahrradstellplätze
Stellplätze: • Anschluss vorhandener Tiefgaragen • Sicherung Stellplätze Hafenstraße
Wer ist Boris Podrecca?
Das 1986 gegründete Wiener Studio mit Aussenstellen in Venedig und Stuttgart befasst sich mit der Integration von Stadtgestaltung und Architektur unter besonderer Berücksichtigung der Systematisierung der gesamten städtischen Kontextualität, der Verbindung von Architektur und Landschaft sowie der Formulierung von Typologie und Materialität. Dank der sogenannen „Poetik der Unterschiede“, einer dialogischen Strategie von alt und neu, die auf den ökologischen und kulturellen Unterschieden der verschiedenen Standorte basiert, realisierte das Studio in acht europäischen Ländern eine Vielzahl von Gebäuden für Unternehmen, Wohnen, Produktion, Tourismus und Kultur sowie zahlreiche öffentliche Räume. Zu den wichtigsten Werken gehören in Wien der 202 m hohe Millennium Tower, Institutsgebäude des Vienna BioCenters und zuletzt der Umbau des DomMuseums sowie das Businesscenter Austria Campus; in Italien der Umbau des Museums für Moderne Kunst Ca 'Pesaro in Venedig, die Kirche und Pfarrzentrum Pentecoste in Mailand sowie die Metrostation San Pasquale in Neapal; in Slowenien die Medizinische Fakultät in Maribor, in Kroatien Hotelresorts in Dubrovnik und Zadar sowie in Frankreich das Porzellanmuseum in Limoges. Über 30 Gestaltungen an öffentlichen Räumen, unter anderem in Wien, Salzburg, Klagenfurt, Stuttgart, Piran, Split, Triest, Ravenna und Verona. Ein weiteres Tätigkeitsfeld ist die Gestaltung von Ausstellungen wie über Joze Plecnik im Centre Pompidou in Paris, Friedrich Kiesler in New York und die Strauss Epoque in Peking und Hongkong.
Autor:Lokalkompass Kleve aus Kleve |
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