Elterninitiative macht gegen Fachärztemangel mobil
Kleve. Mit dramatischen Worten schilderte Montagabend Dr. Wolfgang Brüninghaus, Kinderarzt in Kleve, die fachärztliche Versorgung in ländlichen Regionen. Rund 25 interessierte Zuhörer folgten seinen Ausführungen im Kolpinghaus.
Eingeladen hatte die erst vor Kurzem gegründete Bürgerinitiative, die sich zum Ziel gesetzt hat, vor allem die Politik auf das drängende Problem „Fachärztemangel“ aufmerksam zu machen.
"Es ist nicht einfach, einen Facharzttermin zu bekommen"
„Sie haben es bestimmt auch schon gemerkt - es ist nicht ganz einfach einen Termin bei einem Facharzt zu bekommen“, wandte sich Wolfgang Brüninghaus an die Zuhörer. Das heutige Problem werde sich in Zukunft verschärfen. „Wenn Sie auf die Altersstruktur der Ärzte schauen, wird sich ein generalisiertes Problem ergeben. Ich habe mit Kollegen versucht, die Kassenärztliche Vereinigung (KV) darauf anzusprechen.“ In den kommenden Jahren sei damit zu rechnen, dass Eltern mit ihren Kindern 40 bis 50 Kilometer weit zum nächsten Kinderarzt fahren müssten. „Die KV Nordrhein findet das völlig in Ordnung. Wenn man dort mit der Verantwortung für unsere Kinder so zynisch umgeht, muss man die rote Karte zeigen“, so Brüninghaus.
Gemeinsamer Bundesausschuss und kassenärztliche Vereinigung
Zum Hintergrund: Im Jahr 1990 wurde die Niederlassung der Haus- und Fachärzte neu geregelt. „Dabei wurde als Berechnungsgrundlage die Zahl der Einwohner und die Zahl der damals niedergelassen tätigen Ärzte herangezogen. Die Zahlen wurden dividiert - ohne nachzufragen, ob es denn nicht damals schon einen Ärztemangel im ländlichen Gebiet gegeben habe“, führte Dr. Brüninghaus aus. Annahme war, dass, je mehr Ärzte praktizierten, ihre Dienste umso stärker in Anspruch genommen werden würden. Aus Kostengründen sollte dem ein Riegel vorgeschoben werden - die Niederlassungsmöglichkeiten begrenzt werden. Die vom damaligen Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer durchgesetzte Begrenzung sei von einem scheinbar paritätisch besetzten Gremium, dem Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA), erarbeitet worden.
Diskrepanz seit 1999
Dieses Gremium lege die Planungszahlen fest. Wie viele Ärzte wo praktizieren, ob das „Soll“ erfüllt oder übererfüllt ist, ergibt sich aus sogenannten Anhaltszahl für die einzelnen Regionen. Während in Großstädten wie Düsseldorf die Zahl der Kinderärzte über dem eigentlichen „Soll“ liegt, rangiert der Kreis Kleve hier im unteren Bereich. „Seit 25 Jahren hat sich die Frage nach der Niederlassungen nicht gestellt, die Altersstruktur der Mediziner ist recht homogen“, so Brüninghaus. Er forderte eine Neubewertung und -berechnung der Anhaltszahlen, um in allen Regionen gleiche Bedingungen für Ärzte und Patienten zu schaffen.„Wenn es uns gelingt zu beweisen, dass die Region Kleve fachärztlich unterversorgt ist, können wir versuchen, Druck auf die Politik auszuüben“, so Wolfgang Brüninghaus. Deshalb ist in absehbarer Zeit eine Unterschriftensammlung in der Klever Innenstadt geplant. Infos unter K.beermann85@gmail.com
Autor:Annette Henseler aus Kleve |
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