Eklat bei Versammlung der Interessengemeinschaft Materborn

Zunächst wollte niemand Platz nehmen - die Mitglieder der Interessengemeinschaft Materborn waren der Auffassung, dass bei ihrer Versammlung Menschen ohne Einladung nichts zu suchen hatten. Auch Eltern behinderter Kinder sollten draußen bleiben. | Foto: Mirko Holzbach
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  • Zunächst wollte niemand Platz nehmen - die Mitglieder der Interessengemeinschaft Materborn waren der Auffassung, dass bei ihrer Versammlung Menschen ohne Einladung nichts zu suchen hatten. Auch Eltern behinderter Kinder sollten draußen bleiben.
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Schon bevor Freitagabend die Versammlung im Materborner „Treffpunkt“ begann, kam es zum Eklat. „Wir haben nur persönlich eingeladen, dies ist keine öffentliche Veranstaltung“, formulierten die Mitglieder der Interessengemeinschaft, die zu einem informellen Treffen in Sachen Dorfentwicklung, respektive Lebenshilfe Bauprojekt, eingeladen hatten.
Die Mitglieder der Interessengemeinschaft hatten sich in der Vergangenheit gegen die geplante Größe des Baukörpers ausgesprochen, hatten 1200 Unterschriften gesammelt und an Bürgermeister Theo Brauer überreicht. Freitagabend sollte der Versuch unternommen werden, die verhärteten Fronten aufzuweichen und die unterschiedlichen Positionen respektvoll zur Kenntnis zu nehmen.

Der Verein Lebenshilfe plant ein Mehrgenerationenwohnprojekt, in dem auch behinderte Menschen ein Zuhause finden sollen. So waren auch Eltern behinderter Kinder unter den Zuhörern. Sie hatten keine Einladung erhalten - sollten wieder nach Hause gehen - der gesamte Termin drohte zu scheitern. Letztendlich entschlossen sich die Mitglieder der Interessengemeinschaft, Zuhörer zuzulassen. Aber reden, reden durften sie nicht.

Moderatorin Eva-Maria Dellbeck hatte keinen leichten Stand, versuchte auszugleichen, Meinungen fair wiederzugeben. Sie machte klar: „Es geht nicht um das Ob gebaut wird, sondern um das Wie.“ Als sie sich allerdings an die Vertreter der Lebenshilfe wandte und um Verständnis für die Materborner Kritiker warb, wurde die Sache haarig: „Es werden Menschen hierherziehen, die besonderer Unterstützung auch der Bürger bedürfen,“ wandte sie sich an den Geschäftsführer der Lebenshilfe, Hermann Emmers. Michael Bay, Ratsmitglied Bündnis 90/Die Grünen, wollte und konnte das so nicht stehen lassen: „Sie begeben sich da auf gefährliches Terrain.“ Die Kritiker führten die Zerstörung des dörflichen Charakters in Materborn als Argument ins Feld, sagten, der Bau solle nicht drei- sondern zweigeschossig geplant werden und überhaupt werde der Verkehr zum Problem, sobald die 33 Wohnungen und 24 Behinderten-lebensräume bezogen worden seien. Mit dem vor kurzem ergangenen Gerichtsurteil in Sachen Bebauungsplan konnten die Kritiker nicht punkten: Das Gericht habe lediglich die Einzelhandelsflächen kritisiert, nicht aber den Bau der Lebenshilfe, antwortete Wolfgang Goffin, leitender Rechtsdirektor der Stadt Kleve.

Bürgermeister Theo Brauer machte sich erneut eindeutig stark für das Projekt: „Für mich geht ein Traum in Erfüllung mit dem, was da mitten in Materborn geplant wird. Die Lebenshilfe hat eingebracht, was einzubringen war.“
Auf die Forderung, die in den Neubau integrierte Verwaltung anderswo unterzubringen, antwortete Hermann Emmers: „Der Bau ist eindeutig rechtens. Es geht darum, ein soziales Netzwerk entstehen zu lassen, das in der Gesellschaft nicht mehr vorhanden ist.“

Zunächst wollte niemand Platz nehmen - die Mitglieder der Interessengemeinschaft Materborn waren der Auffassung, dass bei ihrer Versammlung Menschen ohne Einladung nichts zu suchen hatten. Auch Eltern behinderter Kinder sollten draußen bleiben. | Foto: Mirko Holzbach
Letztednlich wurde doch disktuiert - nur die Besucher mussten den Mund halten. | Foto: Mirko Holzbach
Autor:

Annette Henseler aus Kleve

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