Stadt plant Landesgartenschau für Spoyland
Eine blumige Nebelkerze, die den Abschied von der Schleuse verschleiern soll

Die Stadt Kleve überrascht mit den Plänen, den Spoykanal mit einer Landesgartenschau inwertsetzen zu wollen, während sie zugleich von dem seit langer Zeit und mit viel Geldeinsatz vorbereiteten Vorhaben eines Schleusen-Neubaus Abschied nehmen will.

Die Frequenz des Herzschlags dürfte bei Naturliebhabern schneller werden, wenn sie von der neuesten Vision der Stadt Kleve erfahren, das Areal entlang des Spoykanals als Landesgartenschau inwertsetzen zu wollen.
Bilder von Bienen, die den Hochzeitstanz frohlockend um die zahlreichen Staudenblüten vollziehen und von Bäumen, die bis in den Himmel wachsen werden und das nicht nur sprichwörtlich. Und das Wasser des Kanals erstrahlt wie ein Becken voller Diamanten … so süße Assoziationen.

Natürlich freue ich mich über solche Visionen. Denn mein ehrenamtliches Engagement für ein schönes Spoyland mit einem für die Heimat Kleve wertschöpfenden Spoykanal und einer Schleuse in Brienen zielt von Beginn auf Inwertsetzung durch Ertüchtigung sämtlicher Ressourcen aus den Bereichen Tourismus, Naherholung, Ökologie, Klimaverbesserung und vielem mehr. Der in Kleve auf dem Wasser gegründete gemeinnützige Förderverein Stadt . Land . Fluss … Schluss? e.V. versteht sich seitdem als Ideenschmiede, ThinkTank und Netzwerkpartner, um Visionen und Ideen nicht nur zu diskutieren, sondern auch deren Umsetzung zu stimulieren. Insofern begrüße ich die Vision der Stadt Kleve, eine Landesgartenschau zu planen.

Und dennoch erscheint dieser offensichtliche Schnellschuss eine Nebelkerze zu sein. Denn die inzwischen von ihr getroffene Entscheidung, sich aus den Planungen für eine Sportbootschleuse herausstehlen zu wollen, dürfte bei einer Vielzahl von Bürgern und Bürgerinnen nicht auf Gegenliebe stoßen, insbesondere bei jenen, die sich u.a. in den Wassersport- und Angelsportvereinen engagieren. Der Hintergrund ist klar: Die Schleuse soll weg, eine neue nicht gebaut werden und ein "Ersatz-Leckerli" musste her: Die Idee einer Landesgartenschau wurde geboren und damit die angekündigte Absicht, besonders prall gefüllte Fördertöpfe leeren zu wollen und das Geld in Kleve angelegt zu wissen. Klingt alles gut, wären da nicht die beiden Haken, die der Bürgerschaft selbstverständlich vorenthalten bleiben:

1.
Die Stadt Kleve vertritt bis zuletzt die Auffassung den Spoykanal nur dann übernehmen zu wollen, wenn der durch den bis dato für ihn zuständigen Bund instandgesetzt sein wird. Vorher, so vehement sagt es die Stadt Kleve, wird es keine Gedanken für eine Übernahme geben. Leider sieht das der Bund ganz anders und hält sich dazu steif. Diese Tatsache brachte kürzlich die ehemalige Bundesministerin, Frau Dr. Barbara Hendricks, auf den Plan und in die Schlagzeilen hiesiger Zeitungen, die sich für eine Klage durch die Stadt Kleve gegen den Bund aussprach, um die Verantwortlichen in den Bundesstellen dazu zu bewegen, sich ihrer Verantwortung zu stellen. Glaubt man den Ausführungen des Bürgermeisters, Herrn Wolfgang Gebing, sei dieser Weg keine Option, da die Stadt Kleve aus formalen Gründen nicht gegen den Bund klagen dürfe. Also bleibt alles beim Alten: Der Bund hält sich steif, Kleve verweigert die Übernahme des Kanals. Und nun soll auf diesem Areal, dessen Übernahme sie ablehnt, eine Landesgartenschau projektiert werden und Fördertöpfe gemolken werden? Wie soll das gehen? Natürlich wird die Projektierung wieder eine Menge Geld kosten, denn die Fachbüros, die sich einer solchen hochtrabenden Nummer annehmen, werden sich nicht mit Blütenstaub bezahlen lassen.

2.
Es wird die Zeit kommen, da werden auch die Fördertöpfe für das Landesgartenschau-Projekt leer sein. Alles wird dann entlang des Spoykanals aufgehübscht sein, die Bienen tanzen… na ihr wisst schon … und die Bäume wachsen weiter hinein in den Himmel. Und damit das auch so bleibt, wird die Stadt Kleve in der Pflicht sein, einen aufgehübschten Spoykanal ohne Schleuse (und somit ohne Boote) mit jährlich viel Geld instandzuhalten und zu pflegen. Eine weitere „Baustelle“ für die Stadt, geschaffen mit einem Fördertopf, der dann leer sein wird. Wie werden die zukünftigen Entscheider in der Stadt Kleve damit umgehen? Wird da nicht die Versuchung naheliegen, den Spoykanal dann zuzuschütten, um einerseits die Kosten für die Pflege und Instandhaltung einzusparen und andererseits neue Flächen in der Innenstadt zu schaffen, die mit „Klötzen“ bebaut werden könnten? Wie süß die Versuchung ist, wurde den Klevern und Kleverinnen doch schon bei der Diskussion über die Bebauung des Minoritenplatzes wiederholt vor Augen geführt!

Wer erinnert sich noch an das Hafenfest am Spoykanal an der Hochschule? Ein Spaß für Jung und Alt. Ein Projekt, das die Stadt Kleve resp. deren Marketinggesellschaft auf die Beine stellte und – wie soll es anders sein – Fördertöpfe dafür leerte. Die Hochschule gab der Veranstaltung ein Gesicht. Als die Fördertöpfe dann leer waren, war die Stadt Kleve die erste, die sich aus der Aufgabe herausnahm, während die Hochschule noch einige male versuchte, das Projekt am Leben zu halten. Heute erinnern nur noch Bilder an den innerstädtischen Spaß. Fördertöpfe leer, Stadt und Spaß weg! Warum sollte es bei einer noch deutlich größeren Nummer wie eine Landesgartenschau anders kommen????

Die Idee einer Landesgartenschau ist toll, keine Frage! Aber in Kleve unter den derzeitigen (politischen) Entwicklungen zur Schleuse wohl nicht mehr als ein Nebelkerzen-Schnellschuss. Das ist nicht toll! Wer will sowas????

Autor:

Helmuth Plecker aus Kleve

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