Ein schwerer Start ins Leben

Foto: Heinz Holzbach
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Tag der offenen Tür im Klever Sankt-Antonius-Hospital: Am letzten Augustwochenende durften Interessierte die neu gestaltete neonatologische Abteilung (Frühgeborenenstation) in Augenschein nehmen. Auch ein Blick in die Kreißsäle war erlaubt. Es war ein Kommen und Gehen, mit dem die Verantwortlichen so nicht unbedingt gerechnet hatten. Viele Eltern, deren Kinder auf der Station aufgepäppelt worden waren, hatten den Weg nicht gescheut. Nahezu jeder war dem Team noch im Gedächtnis, auch wenn die Kinder den Kinderschuhen schon entwachsen waren.
320 000 Euro wurden investiert. Als „Level-2-Zentrum“ wird die Klever Neonatologie geführt. Das bedeutet, das hier hauptsächlich Kinder betreut werden, die während oder nach der 29. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen. „Wenn wir vor diesem Zeitpunkt sehen, dass eine Geburt nicht zu verhindern ist, wird die Mutter in ein ‚Level-1-Zentrum‘ verlegt“, erklärt Dr. Jochen Rübo, Chefarzt der Kinderabteilung. In Krefeld oder Düsseldorf werden die ganz Kleinen betreut. Nur dann, wenn die viel zu frühe Geburt schon eingesetzt hat, werden Mutter und Kind in Kleve betreut. „Diese ganz kleinen Kinder kann man nicht transportieren, sie sind viel zu anfällig. Wir sind auch auf ihre Betreuung eingerichtet“, erklärt Dr. Birgit Niemeyer, Oberärztin der Neonatologie.
Die Räume sind hell und farbenfroh gestaltet, kräftiges Rot, Blau und Gelb herrscht vor. „Die Farben regen die Kinder an und haben auf sie eine andere Wirkung als auf uns Erwachsene“, so Inge Platzer, Stationsleitung. Sie hat sich nicht nur mit der Farbgebung intensiv auseinandergesetzt, sondern auch mit homöopathischer Medizin. Die gehört seit einem halben Jahr mit zum Programm. „Nicht dass hier falsche Ideen entstehen“, sagt Inge Platzer, „Homöopathie kommt zum Beispiel bei Bauchschmerzen zum Einsatz oder wenn eines der Kinder ganz unruhig ist.“
Daniel spaziert herein - er ist eines von vielen Kindern, das die ersten Lebenswochen und -monate auf der Frühgeborenenstation verbracht haben. Eine herzliche Begrüßung der Erwachsenen, nur Daniel bleibt ein wenig zurückhaltend - die Herzlichkeit zwischen Ärztin und Mama ist ihm doch ein bisschen unangenehm. „Naja, Du bist ja jetzt auch schon ein ganzer Mann“, scherzt Dr. Niemeyer. Immer wieder ein freundliches Lächeln, ein „Ach, das ist aber schön - und Du bist ja wirklich richtig groß geworden.“ Lächelnde Eltern und ein frohes Klopfen auf den Bauch - ein nächstes Baby wird erwartet. „Aber dieses Mal möglichst nicht mehr hier“, lacht die Mama.
Insgesamt kommen im Klever Krankenhaus jährlich rund 700 Kinder zur Welt. Acht Hebammen betreuen Mütter und Neugeboren. Barbara Tartemann ist eine von ihnen. Sie zeigt die neue Badewanne, in der Mütter künftig entbinden können. Der Raum sieht so gar nicht mehr nach Krankenhaus aus, ist gemütlich und hält doch all‘ die Technik bereit, die eventuell zum Einsatz kommen muss. Die besondere Nähe von Kreiß- und Operationssälen sowie der Neugeborenen-Intensivstation wird von den Mitarbeitern sehr geschätzt.
Für Väter und Mütter steht auf der Neonatologie jetzt auch ein gemütlicher Rückzugsraum zur Verfügung - um in aller Ruhe zu kuscheln oder zu stillen - oder auch, um ein Gespräch mit den Mitarbeitern zu führen.
Ein weiteres Plus: Bevor die Kinder nach Hause entlassen werden, können Eltern und Kind den Alltag üben - „wir nehmen die Eltern für 48 Stunden auf. Die Zeit verbringen sie allein mit ihrem Kind. Wir helfen, wenn Fragen aufkommen.“

Foto: Heinz Holzbach
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Autor:

Annette Henseler aus Kleve

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