"Das waren böse Menschen"
![Der kaufmännische Direktor der Rheinischen-Klinik Bedburg-Hau, Stephan Lahr, und Bedburg-Haus Bürgermeister, Peter Driessen, legten am Mahnmal der Rheinischen Klinik Bedburg-Hau gemeinsam einen Kranz nieder. Foto: Heinz Holzbach | Foto: Heinz Holzbach](https://media04.lokalkompass.de/article/2011/01/27/6/1399566_L.jpg?1556344152)
- Der kaufmännische Direktor der Rheinischen-Klinik Bedburg-Hau, Stephan Lahr, und Bedburg-Haus Bürgermeister, Peter Driessen, legten am Mahnmal der Rheinischen Klinik Bedburg-Hau gemeinsam einen Kranz nieder. Foto: Heinz Holzbach
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Der 27. Januar 1945 war ein Tag der Befreiung. Sowjetische Truppen waren bis zum Konzentrationslager Auschwitz vorgedrungen. Was mögen die Soldaten, die die Menschen im Konzentrationslager befreiten, gedacht und empfunden haben, beim Anblick der verhungerten, gedemütigten Menschen hinter dem Stacheldraht? Beim Anblick der Haar- und Kleiderberge - und dem des Krematoriums?
Der 27. Januar - der Tag, der den Menschen im Lager Auschwitz die Freiheit brachte, ist seit 1996 Gedenktag. Angeregt hatte das der damalige Bundespräsident Roman Herzog. Am „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialmus“ wird auch in am Mahnmal an der Kirche der Rheinischen Kliniken in Bedburg-Hau ein Kranz niedergelegt - zum Gedenken an die Menschen, die von Bedburg-Hau aus in den Tod geschickt wurden - zum Beispiel nach Grafeneck.
„Wir sind zusammen gekommen, damit das nicht vergessen wird, damit das nie wieder geschieht. Damit wir Frieden schließen mit dem, was damals war und heute ist“, führte Andrea Scheerer, Pastoralreferentin in der Krankenhausseelsorge, in die Gedenkfeier ein. Pfarrer Ralph van Otterlo, evangelische Klinikseelsorge, erinnerte an eine Fahrt ins Konzentrationslager Dachau. Zur Gruppe gehörten auch Patienten. „Dachau steht für die Grausamkeit im Menschen“, sagte er und erinnerte sich an Peter, einen Patienten, der in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in der Kinder- und Jugendpsychiatrie aufgewachsen war. „Wir standen in Dachau vor einer Prügelwand - Peter hatte Angst - vor dem Raum, vielleicht auch vor Prügel, wer weiß.“Er erinnerte sich auch an die Geste eines anderen Patienten, der vor dem Krematorium die Mütze abnahm. „Er wäre vielleicht einer, der nicht überlebt hätte.“ Am stärksten aber hätte ihn der einfache, alles auf den Punkt bringende Ausspruch: „Das waren böse Menschen“, berührt.
Bürgermeister Peter Driessen: „Ich möchte das einfach so stehen lassen. Die Frage bleibt, warum die Menschen so böse waren. Wenn wir den Grund erfahren könnten, könnte man etwas tun.“ Gemeinsam mit Stephan Lahr, kaufmännischer Klinikdirektor, legte er einen Kranz am Mahnmal nieder. An der Gedenkfeier nahmen neben einer Duisburger Schülergruppe auch Marlis Bredenhorst, NRW-Staatssekretärin im Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter, und der Landesbeauftragte des Maßregelvollzugs NRW, Uwe Dönisch-Seidel, sowie die ärztliche Direktorin der Rheinischen Klinik, Dr. Marie Brill, und Dr. Jack Kreutz, Fachnereichsleiter Forensik, teil.
Während der Nazizeit wurden 2816 Patienten aus den Kliniken in Bedburg-Hau abtransportiert. Wie viele in Grafeneck, Hadamar und anderen Tötungsanstalten umgebracht wurden, ist nicht bis zum Letzten geklärt. „Bis zu 2000“, schätzt der Initiator des Klinikmuseums, Uwe Horschig.
Das Museum ist dienstags von 9.30 bis 12.30 Uhr oder nach Vereinbarung geöffnet. Informationen unter Tel. 02821/81 10 02.
Autor:Annette Henseler aus Kleve |
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