Jüdische Musik, Vorträge und Ausstellung in St. Willibrord Kellen
Das „crossing project“ lädt zur Auseinandersetzung mit dem Glauben ein
(pbm/cb). Als im Mai des vergangenen Jahres judenfeindliche Schmierereien in Kleve auftauchten, war das Entsetzen groß. Stefan Notz, Pfarrer in St. Willibrord Kellen, erinnert sich an die vielen Diskussionen und Gespräche, die er damals führte. „Es ist wichtig, sich gegen den immer stärker werdenden Antisemitismus zu stellen“, sagt er. Das will die Pfarrei von Freitag, 12., bis Sonntag, 14. April, auf vielfältige Weise beim ersten sogenannten „crossing project“ tun.
Begonnen hatte es damit, dass Kantor Michael Behrendt auf jüdische Musik sie, die seit den Verbrechen der Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg in Vergessenheit geraten war. „Es handelt sich um jüdische Synagogenmusik, die als Chor und Instrumental aufgeführt wird. Mit einigen Auszügen wollte ich aufzeigen, welch großartige Musiktradition durch den Holocaust vernichtet worden ist“, erinnert sich Behrendt. Parallel dazu keimte im Pfarreirat die Idee für ein inhaltliches Angebot, das eine über den Gottesdienst hinausgehende Auseinandersetzung mit dem Glauben ermöglicht. Am Ende stand das „crossing-project“. Mit-Initiator Markus van Briel: „Uns ging es darum, auch den Menschen etwas anzubieten, die vielleicht nicht zur Kerngemeinde gehören. Wir möchten sie einladen, sich mit dem Glauben und möglicherweise auch mit der Kirche neu in Beziehung zu treten.“
Unterstützt wird die Pfarrei durch die Heimatvereine „Arenacum“ Rindern und „Cellina“ Kellen sowie den Verein „Haus Mifgash“ in Kleve. Dessen Mitglieder wollen zum Beispiel mit multikulturellen Veranstaltungen, durch interreligiöse Dialoge und Integrationshilfe für Flüchtlinge einen Beitrag zum friedlichen Miteinander in Kleve leisten. Beirats-Mitglied Edmund Verbeet betont: „Die Meinung, dass es in Kleve keinen Judenhass gibt, ist falsch. Das Problem ist mitten unter uns, in allen Bevölkerungsschichten.“
Die Angebote während der drei Tage sind vielfältig. Bereits ab Freitag, 12. April, 10 Uhr, sind in der Pfarrkirche Kellen Ausstellungen von Schülerinnen und Schülern zu sehen, die sich mit dem Judentum oder dem Holocaust auseinandergesetzt haben. Zum Start der Ausstellung gibt es Kurzführungen und einen Poetry-Slam. Die Ausstellungen werden bis Freitag, 10. Mai, an den Wochenenden jeweils von 10 bis 17 Uhr zu sehen sein. Schulklassen können Sondertermine mit Schulseelsorger Markus van Berlo vereinbaren.
Der Auftakt am 12. April um 17.30 Uhr in der Pfarrkirche, in der eine Foto- und Plakatausstellung zum Thema „Jüdische Orte in Kleve“ zu sehen sein wird, geht es ab 18 Uhr mit einem Vortrag über das Stolpersteine-Projekt in Kleve weiter. Die Referentin Helga Ullrich-Scheyda wird im Pfarrheim Kellen insbesondere über die Klever Familie van den Bergh und die Beschäftigten ihrer Margarinefabrik reden. Für Jugendliche und jungen Erwachsene ist eine Diskussionsrunde am 13. April ab 11 Uhr, ebenfalls im Pfarrheim Kellen, geplant. Dort wird über antisemitische Beleidigungen gesprochen, die oftmals unbewusst im Alltag verwendet werden.
Gedanken zur Bedeutung des jüdischen Pessach-Festes macht sich ebenfalls am 13. April Pastor Theodor Prießen. Ab 19.30 Uhr erklärt er im Pfarrheim Rindern unter anderem die zu dem Fest gehörenden Speisen, daher ist zu diesem Programmpunkt eine Voranmeldung unter Telefon 02821 719130100 notwendig.
Musikalisch wird es am Sonntag, 14. April. Nach einer kurzen Einführung ab 16.45 Uhr beginnt um 17 Uhr in der Pfarrkirche Kellen das Konzert „Jewish Prayer“. Unter Leitung von Michael Behrendt singen und musizieren der Kirchenchor, der Stifts- und Propsteichor, Cornelia Burgers (Gesang), Frederik Geene (Viola) und Christian Masur (Orgel). Abschließend wird ab 18.30 Uhr in der Alten Kirche Kellen der von Laien geleitete „zurück&vor“-Gottesdienst zum Thema „Jesus, der Jude“ gefeiert.
Das gesamte Programm kann auf der Seite st-willibrord-kleve.de/ heruntergeladen werden.
Autor:Lokalkompass Kleve aus Kleve |
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