Crash-Kurs: Jugendliche erleben Unfallfolgen hautnah
Crash-Kurs NRW - Realität erfahren. Echt hart. Wie hart die Realität sein kann, das vermittelt eine neue landesweite Aktion, die die Kreis Klever Polizeibehörde federführend mit konzipierte.
Im Projektteam saß und sitzt Simone Eerden, die jetzt an der direkten Umsetzung vor Ort beteiligt ist. „Was dieses Projekt einzigartig macht ist die Stille, die Betroffenheit, die es auslöst.“
Nicht mehr nur mit harten Unfallbildern will die Polizei künftig Jugendliche und junge Fahrer konfrontieren - sondern ganz realistisch mit einer jungen Frau, Sarah Rens, Unfallopfer. Während der gestrigen Vorstellung der Verkehrsunfallstatisitik wurde demonstriert, was den Schülern der zehnten Jahrgangsstufe gezeigt wird: Schon die Bilder reichten aus, um es ganz still werden zu lassen. Zu sehen war Sarah Rens, nein, ein Bündel, aus dessen oberem Ende ein Haarschopf ragt, viele Schläuche, kein Gesicht, keine Augen, nur Verband. „Ein Quad hat mein Leben verändert“, wandte sich die junge Frau an die Schüler. Erzählte von ihren Träumen. Fragte die Jugendlichen nach dem, was ihr eigener Traum ist. Machte deutlich, wie schnell der Traum zu Ende sein kann. Betroffenheit auch bei den Anwesenden im Polizeigebäude.
„In den Schulen hören 100, maximal 200 Schüler zu - die Betroffenheit ist so groß, dass man die viel zitierte Stecknadel fallen hören kann“, schilderte Simone van Eerden ihre Erfahrungen. Die Reaktionen seien immer die gleichen. „Es ist - zugegebenermaßen - eine emotionale Darstellung. Darauf weisen wir zu Beginn hin. Schüler, die sich dem nicht gewachsen fühlen, können den Raum verlassen“, so van Eerden. Sie werden von Opferschutzbeauftragten oder Lehrern betreut.
„Wir nutzen diese Atmosphäre, um die Botschaft zu vermitteln: Das ist Realität - und die Realität ist grausam“, so van Eerden.
Es gehe hierbei nicht um die Schreckensbilder, die zum Beispiel im Berufskolleg gezeigt werden. „Wir arbeiten mit ganz einfachen Mitteln. Und genau das funktioniert. Der Crash-Kurs kommt ganz leise daher. Er soll Bilder im Kopf erzeugen - die vielleicht eine Verhaltensveränderung auslösen“, erklärte Günther Lange. Jugendliche sollen sensibilisiert werden, sollen das eigene Verhalten reflektieren. „Zum Beispiel geht es auch darum ‚Nein‘ zu sagen, wenn Jugendliche zu Beifahrern werden.“
Das Bewusstsein zu entwickeln, nicht ins Auto zu steigen, wenn der Freund oder Kumpel als Raser bekannt sei, Alkohol getrunken oder Drogen konsumiert habe. „Hinter den Verkehrsunfallzahlen stehen Schicksale, hinter jeder Zahl ein eigenes. Das sehen wir fast täglich“, so Lange. Auch das seit vielen Jahren durchgeführte Informationsprogramm am Berufskolleg werde weiterhin durchgeführt.
Crash-Kurs NRW wird evaluiert. „Das ist zwar etwas schwierig, weil wir hier präventiv vorgehen, wir also nicht über Zahlenmaterial verfügen“, so Lange. Dennoch sei es möglich, mit Hilfe wissenschaftlicher Begleitung den Effekt des Programmes zu überprüfen.
Autor:Lokalkompass Kleve aus Kleve |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.