Sechs Kandidaten stellen sich in der Kreistadt zur Wahl
Bürgermeisterwahlkampf in Kleve
Am kommenden Sonntag wird in Kleve der neue Bürgermeister oder die neue Bürgermeisterin gewählt. Sechs Kandidaten stellen sich in diesem Jahr zur Wahl.
1. Warum wollen Sie Bürgermeister/in der Stadt Kleve werden?
Rolf Janßen: Mich reizen neue berufliche Perspektiven. Die Stadt Kleve verfügt über erhebliches Potential, aber es passiert zu wenig. Ich betrachte es als Herausforderung und bin überzeugt davon, mit meiner langjährigen Berufs- und Leitungserfahrung, meinem Know-how aber auch meiner Leidenschaft einen Beitrag zur positiven Entwicklung der Stadt leisten zu können. Kleve mit Herzblut, proaktiv, gemeinsam und mit Dynamik voranzubringen, zu einem modernen und zugleich ökologischen, lebenswerten, familienfreundlichen, sozialen, generationsgerechten, mobilitätsorientierten, dynamischen und starken Wirtschaftsstandort. Trotz eigentlich vorliegender und teils unter Einbeziehung der Bürgerschaft beschlossener Konzepte ist zu vieles liegen geblieben, nicht bzw. nur mit Verzögerung angegangen oder konsequent weiter entwickelt worden. Hier wurden Chancen für die Stadt, die Zukunft, die Gestaltung vertan. Sehr gerne würde ich den Bürger*innen darlegen, dass dies auch anders geht. Das gemeinsam durchaus innovative Impulse entwickelt und umgesetzt werden können. Aber insbesondere dem auch Taten folgen. Das ist meine Motivation.
Daniel Rütter: Kleve ist meine Heimatstadt. Hier bin ich aufgewachsen, in den Kindergarten und zur Schule gegangen. Hier lebt meine Familie seit Generationen, hier habe ich meine Frau lieben gelernt und geheiratet, hier wachsen unsere Kinder auf, hier findet mein Leben statt! Um als Bürgermeister künftig noch entscheidender Impulse setzen zu können, habe ich mich dazu entschlossen, um das Vertrauen aller Bürgerinnen und Bürger für dieses höchste Amt meiner Heimatstadt zu werben. Kommunalpolitisch erfahren, aber trotzdem mit dem Blick von außen, will ich die Aufgaben des Bürgermeisteramts übernehmen. Ich bin seit 2004 kommunalpolitisch im Rat der Stadt Kleve und bin seitdem auch als Vorsitzender meiner Fraktion tätig. Ich bin kein Verwaltungsbeamter, blicke also auf die Verwaltungsabläufe tatsächlich in gewisser Weise von außen. Durch meine Erfahrung als Kommunalpolitiker, sowie durch meine aktuelle Tätigkeit als Referent im Düsseldorfer Landtag, gehe ich aber auch nicht völlig naiv heran. Eingefahrene Routinen und Abläufe zu hinterfragen und neu aufzustellen, ist in Kleve aber dringend nötig. Ich möchte als Bürgermeister Antreiber, Ideengeber und als Ansprechpartner mit allen politischen Kräften und der Bürgerschaft im ständigen Dialog sein.
Udo Weinrich: Kleve ist eine Stadt mit großem kreativen Potenzial, das freigesetzt werden muss. Die Klever/innen können und wollen mehr, als Rat und Stadtverwaltung ihnen bis jetzt abverlangt haben. Ich möchte ein Bürgermeister für alle sein. Garantiert ohne Parteibrille. Dafür aber mit offenen Augen und Ohren. Ich möchte im Rathaus der Anwalt der Klever/innen sein. Ich werde „farbenblind“ sein: Parteizugehörigkeit, Hautfarbe oder Herkunft beeindrucken mich nicht. Ich möchte in der Stadtverwaltung „mehr Demokratie“ wagen und die Türen im Rathaus tagsüber weit geöffnet halten. Ich werde unvoreingenommen und fair auf alle Ratsmitglieder zugehen. Ich werde Bürgerbeteiligung in jeder demokratischen Form fördern und wertschätzen – auch und gerade dann, wenn sich die Kritik gegen das Rathaus oder gegen mich richtet. Ich werde mich nicht verstecken, sondern regelmäßig in Einwohnerversammlungen Rede und Antwort stehen. Ich möchte Kleves fruchtbare Kulturlandschaft pflegen! Ich werde zuhören und mich einem Kinder- und Jugendparlament stellen. Ich möchte das Zusammenleben der Generationen fördern und das Zusammenwohnen möglich machen. Ich werde den „Klimanotstand“ ernst nehmen statt ihn nur symbolisch auszurufen.
Wolfgang Gebing: Kleve kann mehr! – mit diesem Motto trete ich zur Wahl in meiner Heimatstadt Kleve an. Als Vorsitzender der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Kleve war mir wichtig, zukunftsgerichtete Beschlüsse zu fassen, um unsere Heimatstadt lebenswerter zu machen. Leider wurden diese Beschlüsse zu oft nicht oder nicht schnell genug umgesetzt. Dies werde ich als Bürgermeister ändern.
Kleve als dynamische und starke Stadt verlangt eine starke Verwaltungsspitze, die schnell und zielgerichtet zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger handelt. Ich stehe für eine zukunftsgerichtete Politik für alle Menschen in unserer Stadt. Ich bin überzeugt, dass nur eine nachhaltige Politik die ökonomischen und ökologischen Erfordernisse ausgleicht und eine gute Zukunft für unsere Stadt gewährleistet, die mir am Herzen liegt. Ich möchte den Fokus nicht nur auf die weitere Entwicklung und Stärkung der Innenstadt legen, sondern auch die Ortschaften stärken. Mir ist wichtig, dass Kleve weiterhin liebenswert bleibt.
Sonja Northing: Bürgermeisterin aller Kleverinnen und Klever zu sein, ist für mich eine Berufung. Mit Freude übe ich mein Amt aus, trotz einiger Widrigkeiten. Kleve ist meine Heimatstadt, hier bin ich geboren, aufgewachsen und arbeite seit mehr als 30 Jahren für das Allgemeinwohl. Verwalten, organisieren, gestalten habe ich von der Pike auf gelernt.
Und ich mag Menschen. In einer anderen Stadt Bürgermeisterin zu sein, käme für mich nicht in Frage. Kleve in allen Bereichen gut aufzustellen war und wird immer mein Ziel sein. Die zu Beginn meiner Amtszeit vorgefundenen Stillstände konnten in ein Voranbringen für Kleve umgewandelt werden. Die Bilanz der letzten fünf Jahre, die Entwicklung von Kleve, ist beachtlich. Kleve ist in jeder Hinsicht auf einem guten Weg – den es stetig gemeinsam zu verbessern gilt. Als Bürgermeisterin möchte ich engagiert, ehrlich und unparteiisch meine begonnenen Projekte beenden und Kleve in eine gute Zukunft führen. Mein Herz hängt an Kleve. 144 Nationen teilen sich friedlich unsere Schwanenstadt und ich möchte auch künftig die Moderatorin dieses gesellschaftlichen Zusammenhaltes sein. Wir alle leben in, mit und für Kleve. Es wäre mir eine Ehre, auch zukünftig Bürgermeisterin von Kleve zu sein.
Michael Kumbrink: Ich lebe seit fast 20 Jahren in Kleve und will, dass es meiner Heimatstadt und ihren Bürgern gut geht. Ich möchte die Entwicklung der Stadt aktiv begleiten und dabei helfen, dass Kleve weiterhin eine lebenswerte und attraktive Stadt ist. Ich möchte sicherstellen, dass wir weiterhin friedlich miteinander leben und unsere Stadt lebendiger Mittelpunkt unseres Lebens ist. Menschen unterschiedlichster nationaler Herkunft leben zusammen in einem grünen Umfeld. Das sollten wir erhalten und weiter ausbauen. Wir müssen unsere Umwelt pflegen und brauchen gleichzeitig Angebote für Jung und Alt. Egal ob Freizeit- oder Kulturangebote, passende Infrastruktur vom Bus, über sichere Fahrradwege bis hin zur KiTa sowie einen besseren überregionalen Anschluss. Wir brauchen Ausbildungs- und Arbeitsplätze, eine funktionierende ärztliche Versorgung. Je mehr dabei die Menschen in die Gestaltung unseres Umfelds und unserer Stadt eingebunden werden, desto besser sind die Ergebnisse und deren Akzeptanz. Die Hochschule und die Studierenden sollte noch mehr integriert werden. Im besseren Austausch von Hochschule, Stadt und lokaler Wirtschaft können wir viele Chancen für unsere Stadt und unsere Bürger generieren.
2. Für welche Themen möchten Sie sich in den nächsten fünf Jahren in Kleve stark machen?
Rolf Janßen: Eine wesentliche Herausforderung besteht bei der Bewältigung der Corona-Pandemie-Folgen. Auch Kleve ist finanziell erheblich betroffen. Nunmehr gilt es, unter erschwerten Rahmenbedingungen das maximal Erreichbare zu realisieren. Darüber hinaus möchte ich Bewegung in die Entwicklung bringen.
Kleve ist beim Umwelt- und Klimaschutz sowie der Mobilität deutlich voranbringen. Schulgebäude und deren Ausstattung müssen endlich fertig werden. Die Wirtschaftsförderung unter Einbindung regionaler Betriebe, der Hochschule sowie eines zu schaffenden Gründerzentrums sind mir wesentliche Anliegen, auch eine positive Begleitung der Vereinsarbeit, des ehrenamtlichen Engagements, des Kulturbereiches. Nicht zu vergessen die Stärkung der Quartiere, des dörflichen Lebens, der Integrationsbemühungen. Diverse vorliegende Konzepte (u.a. Stadtentwicklungskonzept, Sportstätten) sind fortzuschreiben bzw. den Entwicklungen anzupassen und vor allem auch umzusetzen. Die Bürger*innen sollen wahrnehmen, dass es sich in vielen Themenbereichen, in ihrer Stadt, unter ihrer Mitwirkung im positiven Sinne weiterentwickelt.
Daniel Rütter: Spätestens die Coronakrise hat uns allen die Mängel der digitalen Ausstattung an unseren Schulen deutlich vor Augen geführt. Kleve hat wortwörtlich den Anschluss verpasst. Alle unsere Schulen brauchen so schnell wie möglich einen Glaserfaseranschluss. Zudem will ich dafür sorgen, dass alle Schulen unserer Stadt eine funktionierende E-Learning-Plattform bekommen, digitale Endgeräte für alle Schüler zur Verfügung stehen und ein IT-Hausmeister in den Schulen vor Ort ist, damit auch ein umfassender Support direkt zur Verfügung steht.
Die Sportförderung muss in der Breite, also auch in den Dörfern stattfinden. Eine Konzentration auf wenige Sportzentren ist der Tod für das Vereinsleben, wie wir es bisher noch haben. Sportplätze und Vereinshäuser sind Orte sozialer Begegnung und letzte Rückzugspunkte des Dorflebens.
Die Förderung der freiwilligen Feuerwehren darf sich nicht rein in einer Umsetzung des Feuerwehrbedarfsplans erschöpfen. Ein unbürokratisches und schnelles Beschaffungsmanagement der Wehren muss gewährleistet sein, damit sich die ehrenamtlichen Feuerwehrleute auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können.
In Kooperation mit dem Kreis Kleve und der Hochschule Rhein-Waal möchte ich in Kleve ein Gründerzentrum mit überregionaler Bedeutung schaffen. Der Wissenstransfer, der an der Hochschule stattfindet, kommt noch zu selten in unserer Stadt an. Bereits während des Studiums sollten Anreize geschaffen werden, sich in Kleve selbstständig zu machen, um neue Firmen und Arbeitsplätze zu generieren.
Udo Weinrich: Ich möchte die Energie- und Verkehrswende einleiten: 2025 sollen die Stadtwerke zu 100% erneuerbare Energien produzieren.
Ich will den Autoverkehr eindämmen und stattdessen das Rad- und Fußwegenetz ausbauen. Wir brauchen Stadtbusse in Kleve, die endlich ohne Dieselantrieb fahren! Ich möchte die Frischluft-Schneisen und Kaltluft-Entstehungszonen, die das Stadtklima regulieren, vor Bebauung schützen. Ich möchte ein Kulturzentrum, am liebsten auf dem Gelände der ehemaligen Schuhfabrik „Pannier“. Ich möchte die Digitalisierung der Schulen vorantreiben – in enger Abstimmung mit den Schulleitungen und ohne dabei die Sanierung und Erneuerung der Schulgebäude zu bremsen. Wir sollten nicht Prüfaufträge beschließen, sondern handeln, indem wir den Anschluss an Glasfaserkabel mithilfe der Stadtwerke voranbringen. Andere Städte zeigen, dass und wie es geht! Ich möchte den Minoritenplatz als Ereignisplatz sichern und architektonisch aufwerten: durch einen Neubau ohne „Klinker-Stil“, in dem Volkshochschule und Stadtbücherei, die zu einer modernen Mediathek ausgebaut wird, ihren Platz finden. Ein Teil der Räume kann auch von der Hochschule genutzt werden; andere sind für Theater, Kleinkunst und Vorträge geeignet. Ein Café lädt zum Verweilen ein.
Wolfgang Gebing: Wesentliches Thema sind die Schulen: Die Schulsanierungen vor allem der Gesamtschulen und der Neubau des Konrad-Adenauer-Gymnasiums müssen abgeschlossen werden. Die Digitalisierung der Schulen muss schneller vorangetrieben werden, wozu auch die zeitgerechte Anbindung an das Internet gehört.
Ich trete für die zeitnahe Umsetzung und Ergänzung des Sportentwicklungskonzepts ein. Unsere Sportanlagen müssen auf einen zeitgemäßen Stand gebracht werden!
Durch die Verbesserung des Rad- und öffentlichen Personennahverkehrs, die Sanierung städtischer Gebäude und die Förderung des Einsatzes klimaneutraler Technologien können wesentliche Beiträge zum Klimaschutz geleistet werden. Dabei werde ich Anreize für Investitionen zum Klimaschutz u. a. für Flächen- und Dachbegrünungen und Solaranlagen setzen.
Der Gewerbestandort Kleve ist durch den Ausbau der Gewerbeflächen und des Glasfasernetzes zu stärken.
Die Ansiedlung der Hochschule und die gute Entwicklung unserer Stadt erfordert die Fortschreibung des Stadtentwicklungskonzeptes.
Ich möchte das Betreuungsangebot für Kinder ausbauen sowie flexibilisieren und das vielfältige Kulturleben durch die Stärkung und Unterstützung des Engagements unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger in Vereinen stärken.
Sonja Northing: Fokussiert werde ich Kleve als Wirtschaftsstandort weiter stärken sowie den Klimaschutz und die Stadtentwicklung beim Wohnungsbau vorantreiben. Die flächendeckende Breitbandanbindung als freiwillige kommunale Aufgabe über den Kreis ist zielführend. Außerdem im Blick ist die Gestaltung des Minoritenparkplatzes mit Volkshochschule, Stadtbücherei und Innovationszentrum. Unsere vielfältige Kulturszene braucht einen Bürgersaal für mindestens 200 Personen. Ein Platz, Cafés und Grün bringen Leben in die Stadt, wobei auch ein Fahrradparkhaus unterirdisch denkbar ist. Klimafreundliche Mobilität liegt mir am Herzen. Eine kulturell lebendige Stadt mit starkem Ehrenamt und engagierten Vereinen verdient Anerkennung und Förderung. Unsere ehrenwerte Freiwillige Feuerwehr braucht beste Rahmenbedingungen. Die Sportentwicklung muss gemeinsam mit den Nutzern neu gestaltet werden. Die dörflichen Strukturen müssen bei der Entwicklung der Sportzentren berücksichtigt werden. Neben den bereits realisierten Schulbauten werden die weiteren Schulen fertiggestellt. Kleve wird bester Bildungsstandort – analog und digital! Bürgerservice ist groß zu schreiben. Und eins noch: Kleve gehört ans Wasser; eine Schleuse gehört dazu. Leben in, mit und für Kleve.
Michael Kumbrink: Bei den Schulen sind wir endlich an den Start gegangen. Die dort laufenden Investitionen müssen noch durch eine bessere technische Ausrüstung und Digitalisierung abgerundet werden. Insgesamt muss unsere Stadt sich der digitalen Herausforderung besser stellen. Dazu bedarf es einer modernen Infrastruktur und einer digitalisierten Verwaltung. Die Quartiers- und Sportstättenentwicklung liegen mir dabei sehr am Herzen. Die notwendige Fortentwicklung der Sportstätten muss unter Beteiligung der Sportvereine und der Sporttreibenden endlich umgesetzt werden. Die Erfahrungen aus dem Projekt Quartiersentwicklung sollten unbedingt für die Entwicklung weiterer Stadtteile genutzt werden. Die örtliche Wirtschaft darf als Motor unserer Stadtentwicklung nicht vernachlässigt werden. Dazu möchte ich auch die Chancen der Hochschule nutzen und Raum und Möglichkeiten z.B. für Unternehmensgründungen bieten. Alle wirtschaftlichen Maßnahmen sollen aber auch im Einklang mit ökologischen Anforderungen stehen. Das Ziel einer klimaneutralen Stadt dürfen wir dabei aber nicht aus dem Auge verlieren.
3. Frage: Welches Verbesserungspotenzial sehen Sie in der Verwaltung und der Bürgerbeteiligung?
Rolf Janßen: Im Bereich der Verwaltung sehe ich zunächst die Notwendigkeit einer weiteren Digitalisierung. Bürger*innen sollten einen medienbruch- und barrierefreien, einfachen Zugang zu elektronischen Verwaltungsleistungen/Services erhalten. Weiterhin ist eine moderne, verstärkt serviceorientiert ausgerichtete, denkende und zugleich motivierte Verwaltung anzustreben. Dazu können neue Managementprinzipien, z.B. in Anlehnung an das Agile Management, einen Beitrag leisten.
Nicht zuletzt möchte ich die vielen motivierten Mitarbeitenden in der Stadtverwaltung ermuntern, sich aktiv, initiativ und durchaus auch kreativ einzubringen, damit letztlich ein gutes, gemeinsam erarbeitetes und auch gemeinsam getragenes Ergebnis entsteht. Ich habe in meiner bisherigen beruflichen Laufbahn gelernt, dass Leitung nicht bedeutet, streng hierarchisch zu denken.
Hinsichtlich der Bürgerbeteiligung würde ich mich dafür einsetzen, dass die Vorgänge/Entscheidungen insgesamt transparenter kommuniziert werden, ein offenerer Dialog entsteht. Dabei setze ich auf Vernetzung und Verantwortung aller Beteiligten. Vorstellbar wäre z.B. auch ein geeignetes digitales Format, mittels dem sich Bürger*innen einbringen können.
Daniel Rütter: Kleve braucht eine Smart City Strategie. Die Stadt Monheim zum Beispiel setzt hier Maßstäbe. Dort werden künftig viele Verwaltungsgänge durch ein digitales Bürgerkonto, den Monheim-Pass, obsolet. Die Einführung eines digitalen Bürgerkontos wäre auch für Kleve ein sinnvolles Instrument, damit die verschiedenen Dienste der Stadt und auch städtischer Unternehmen verknüpft werden können. Anträge und Formulare müssen auch digital eingereicht werden können. Nach draußen schauen und von anderen lernen, sind für mich Gründe für eine viel intensivere, interkommunale Zusammenarbeit. Mit den meisten Themen ist Kleve nicht allein. Manches machen Andere jetzt schon besser und vieles geht gemeinsam am besten.
Zudem muss ein anderer und vor allem offenerer Dialog stattfinden. Anregungen und Kritik von außen sind immens wertvoll und helfen bei der Suche nach Lösungen. Die Demokratie lebt davon, dass sich Bürger auch aktiv einbringen. Hierzu werde ich als Bürgermeister animieren und einen Dialog auf Augenhöhe pflegen. Deshalb muss der Ansatz auch darin liegen, Beteiligungen zu erleichtern und Elemente direkter Demokratie zu ergänzen und zu stärken. Bürgerbegehren und Bürgerentscheide sollen meiner Meinung nach von Politik und Verwaltung gefördert werden und nicht mit formalen Fallstricken behindert werden.
Udo Weinrich: Es mag populär sein, auf die Stadtverwaltung einzudreschen. Ich tue das nicht. Die städtischen Mitarbeiter/innen machen ihre Arbeit gut bis sehr gut. Hier möchte ich ansetzen und die Fantasie entfesseln – auch und gerade im Baudezernat. Einsparungen sind dennoch möglich und geboten: Ein hoch bezahlter Beigeordneten-Posten kann gestrichen werden, sobald der jetzige Amtsinhaber pensioniert worden ist. Personaleinsparungen ohne Leistungsverlust wären auch möglich durch die Zusammenfassung der Kultureinrichtungen unter einem Dach.
Ob Bürgerräte oder sogenannte Planungszellen – es gibt sehr interessante Vorschläge für den Ausbau der Bürgerbeteiligung. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass sich im Rat eine Mehrheit dafür findet, die Bürgerbeteiligung auszubauen und wesentliche Themen aus dem Halbdunkel der Fraktionsberatungen in die Bürgerschaft zu tragen. Ich bin ein großer Anhänger davon, mehr Demokratie zu wagen. Als Bürgermeister würde ich für meine Ideen werben – beispielsweise im Rahmen einer Einwohnerversammlung, die die Stadt jederzeit durchführen könnte. Das Rathaus hat die vielfältigen Kommunikationskanäle, die es gibt, um die Klever/innen zu erreichen, noch gar genutzt. Ich freue mich darauf, die Litfaß-Säulen wiederzuleben!
Wolfgang Gebing: Ein wesentliches Verbesserungspotential in der Verwaltung liegt im stärkeren Einsatz sog. E-Governmentkonzepte, um Bürgerinnen und Bürgern wie Unternehmen medienbruchfrei, digital und effizient den Zugang zu den Leistungen der Verwaltung zu ermöglichen. Hauptaufgabe der Verwaltung ist es, Dienstleister für die Bürgerinnen und Bürger zu sein. Angesichts der Bedeutung der Digitalisierung – auch für die Schulen – ist die Schaffung einer Stabsstelle „Digitalisierung“ notwendig, auch um die Verantwortlichkeiten klarzustellen. Wichtig ist mir schließlich, die Kommunikation in der Verwaltung zu verbessern, in der viele hochqualifizierte und motivierte Mitarbeitende tätig sind.
Ich halte die bessere Information betroffener Bürgerinnen und Bürger über das Handeln und die Planungen der Verwaltung insbesondere in Bürgerversammlungen für wesentlich. Damit können Entscheidungen transparenter gemacht werden. Die Menschen können die Gründe des Handelns verstehen und - ohne Barrieren – ihre Ideen und Vorstellungen einbringen. Demokratie findet vor Ort statt. Sie lebt aber davon, dass sich möglichst viele Bürgerinnen und Bürger beteiligen und ihre Ideen einbringen.
Sonja Northing: Eine effektive Verwaltung bedingt guten Bürgerservice. Die Aufgabenerfüllung bestimmt den Personalbedarf. Sparen an falscher Stelle hilft da nicht. Über 43 Stellen mussten mittels Reorganisation bislang geschaffen werden. Ohne Ingenieure - keine Schulbauten, als Beispiel. Weitere Prüfungen betreffen die Bereiche Zentrale Dienste - Öffentlichkeitsarbeit, Planen und Bauen, Tiefbau, Schulen, Kultur und Sport. Darüber hinaus ist die Dezernatsebene sachgerecht zu erweitern. Die Aufgaben der Bürgermeisterin (Verwaltungsleitung, Dezernentin des größten Dezernats und Repräsentantin der Stadt) wurden früher von drei Personen wahrgenommen. Eine Arbeitsverdichtung, die den modernen Anforderungen und neuen Aufgabenstellungen nicht gerecht wird. Der neue Rat muss angemessen auf qualifizierte, fachgerechte Bedarfe reagieren. Dabei benötigt die Verwaltung keinen Motivationstrainer, sondern vernünftige Rahmenbedingungen.
Bürgerbeteiligung ist ein stetiger Prozess, der fortgeführt wird. Ich lade alle Interessierten ein, sich z.B. beim Bürgerbeteiligungsprojekt „Gemeinsam Handeln für Kleve“, zur Quartiersentwicklung oder beim Mobilitätskonzept 2030 in den geplanten Werkstattverfahren einzubringen, um unsere Verkehrsverhältnisse zu verbessern.
Michael Kumbrink: Wir haben während der Corona-Pandemie erlebt, wie sehr unsere Verwaltung noch auf ein persönliches Erscheinen vor Ort ausgelegt ist. Nicht jeder hat die Zeit und Möglichkeit, während der Öffnungszeiten unserer Stadtverwaltung dort zu erscheinen. Eine verbesserte Digitalisierung wäre da nicht nur hilfreich, sie ist auch zukunftsträchtig. Die Verwaltung kann sich damit weiter öffnen und auch in den Dialog mit den Bürgern treten. Dazu zähle ich auch die nutzerfreundlichere Gestaltung des Internetauftritts der Stadt. Damit haben wir schon eine Schnittstelle zur Bürgerbeteiligung. Die Bürger können bei der Gestaltung des Internetangebots der Stadt aktiv eingebunden werden. Bürgerbeteiligung heißt für mich nicht nur, Bürger frühzeitig zu informieren oder, wo möglich, in die Gestaltung mit einzubeziehen. Für mich heißt das auch, eine abgefragte Meinung der Bürger bei politischen Entscheidungen zu berücksichtigen. Die Bürger wurden einst über die Gestaltung des neuen Rathauses befragt. Das Ergebnis der Bürgerbefragung wurde aber bei der politischen Entscheidung nicht berücksichtigt. Wenn man eine Bürgerbeteiligung einfordert, sollte man deren Ergebnisse auch ernst nehmen.
Autor:Tim Tripp aus Kleve |
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