Untersuchungen des Denkmalamtes an der Baugrube Stiftkirche abgeschlossen
Alle warten auf den Kampfmittelräumdienst
Das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege sieht keine historisch bedeutsamen Funde im Ausgrabungsbereich südlich der ehemaligen Stiftskirche in Kleve, teilt die Pressestelle des Amtes aus Bonn mit. Alle warten nun auf den Kampfmittelräumdienst.
Bekanntlich möchte die Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt zwischen Kapitelstraße und Nassauer Mauer ein Pfarrzentrum und eine neue Familienbildungsstätte errichten. Das Jugendzentrum „Kalle“ und einige Wohngebäude sind bereits abgerissen worden. Aus dem Erdreich sieht man deutlich die Fundamente mehrerer rechteckiger Gebäude sowie den runden Grundriss zweier Türme oder Brunnen aufragen. Seit über einem halben Jahr ruht allerdings die Baustelle.
Nach Auskunft von Propst Johannes Mecking wartet man seit dem 3. September auf den Kampfmittelräumdienst, der mögliche Bombenfunde aus dem 2. Weltkrieg entfernen muss. Aufgrund der Corona-Krise sei es zu Verzögerungen gekommen. Parallel zu den Maßnahmen hatte die Pfarrgemeinde die Grabungsfirma Ocklenburg-Archäologie aus Essen beauftragt, nach möglichen historisch bedeutsamen Funden zu suchen.
Historisch bedeutsames Gebiet
Das Baugebiet befindet sich innerhalb der ehemaligen Stiftungsimmunität rund um die Stiftskirche. Die Grafen von Kleve verlegten 1341 das Stift von Bedburg auf den Kirchberg nach Kleve. Dazu wurde das Stadtgebiet erweitert, die ursprüngliche Stadtmauer abgerissen und als neue Begrenzung der Stiftsimmunität die sogenannte „Nassauer Mauer“ errichtet. Deren Begrenzung ist noch heute am Verlauf der Straße „Nassauermauer“ abzulesen.
Das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege in Bonn hat inzwischen auf Grundlage der Arbeiten von Ocklenburg die Fundstelle überprüft. Zu klären war, ob es Bezüge zum Bodendenkmal „mittelalterliche und frühneuzeitliche Altstadt Kleve“ gab.
Bodendenkmalpflege sieht keine Bezüge zum Mittelalter
In einer aktuellen Stellungnahme gibt das Denkmalamt in Bonn eine relativ nüchterne Antwort. Man geht davon aus, dass die Fundamente aus dem 19. Jahrhundert sind, aber kaum älter. Es läge die Vermutung nahe, dass es sich bei den Mauerfundamenten überwiegend um Reste von Nebengebäuden des ehemaligen Pastorats handele, das in der Endphase des 2. Weltkrieges zerstört wurde. Wörtlich schreibt die Pressestelle des Denkmalamtes: „Anlass für die Sachverhaltsermittlung war der Abriss von Gebäuden auf dem betreffenden Grundstück. Die Grabung beschränkte sich daher nur auf die von den Abrissarbeiten freigelegten Areale und ging nicht tiefer. Hierbei musste festgestellt werden, dass knapp die Hälfte der Fläche gestört ist und somit keinerlei archäologische Befunde enthält. Grund hierfür sind offenbar massive Erdbewegungen im 19./20. Jahrhundert, deren Zweck nicht bekannt ist. Möglicherweise sind auch verfüllte Bombenkrater aus dem Zweiten Weltkrieg nicht auszuschließen, die klar als solche jedoch nur im Bereich entlang der Kapitelstraße identifiziert werden konnten.
Ergänzend schreibt Jens Schubert von der Pressestelle des Denkmalamtes: „An der Seite zur von-Galen-Straße kamen mehrere Mauerzüge zum Vorschein, die sehr wahrscheinlich mit dem 1944 zerstörten Pastorat in Verbindung zu bringen sind, das sich an dieser Stelle einst befunden hat. Weiterhin wurden zwei Brunnenschächte freigelegt, die ebenfalls dem 19./20. Jahrhundert zugerechnet werden können. Darüber hinaus konnten bei der Sachverhaltsermittlung keine weiteren Funde aus anderen Zeitstellungen beobachtet werden. Weitere archäologische Maßnahmen haben bisher, aus den Ihnen bereits bekannten Gründen, nicht stattgefunden.“
Ulrich Ocklenburg, Inhaber des Büros Ocklenburg-Archäologie, teilt auf Anfrage mit: „Die großen gestörten Flächen sind auf die großen Kellereinbauten, Leitungsgräben und sonstige Bodeneingriffe, vorrangig aus der Zeit nach 1945, zurückzuführen. Die Gebäudereste stammen, mit wenigen Ausnahmen, vom alten Pfarrhaus (19./20. Jh.)“
Warten auf den Kampfmittelräumdienst
Der Bauherr, die Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt, wartet nun sehnsüchtig auf die Arbeiten des Kampfmittelräumdienstes. Erst dann können die Arbeiten weiter gehen. Nach einer Verfügung der Bezirksregierung vom 16. März dürfen diese derzeit aber nicht stattfinden. Eine Evakuierung der Seniorenheime in der Nähe ist zur Zeit nicht möglich. Alles wartet auf ein Abflauen der Corona-Pandemie.
Autor:Thomas Velten aus Kleve |
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