Message in a bottle

Verschickt habe ich meine Flaschenpost im Rhodos-Urlaub Anfang der Neunziger Jahre. Der erste Urlaub mit dem damaligen neuen Freund, meinem jetzigen Mann - ich erinnere mich an warme Sonne, gluckerndes Meer und Glücksgefühl pur. Die hellen Säulen von Lindos vor knallig blauem Ferienhimmel. Schick essen gehen in der Altstadt von Rhodos-Stadt und als Souvenir einen der zahlreichen Schwämme von einem Fischer erwerben. Eine Schiffstour zur kleinen Insel Symi unternehmen - lebhafte Delfine begleiten ein Stück weit unser weißes Ausflugsboot. Klar dass frau sich am Abreisetag mit etwas Außergewöhnlichem von dieser Insel verabschieden will. Und was bietet sich dazu mehr an als selbst eine Flaschenpost zu versenden? Stilecht die bauchige Weinflasche vom Vorabend ausgespült und rasch eine kurze Nachricht mit Namen und Heimatadresse verfasst. Den Zettel vorsichtshalber noch in eine wasserdichte Frühstückstüte gepackt und dann ab damit ins Meer! Wo mag sie nur landen? Wer wird meine Zeilen lesen und an meinem Glück teilhaben? Leider warte ich bis heute auf eine Antwort.

Eine Flaschenpost gefunden habe ich bei uns am Rhein. Bei einem Sommer-Sand-zwischen-den-Zehen-Abendspaziergang sah ich eine grüne Glasflasche am Ufer des Rheins liegen und meinte ganz euphorisch zu meinem Mann: „Guck mal, das ist bestimmt eine Flaschenpost!“ Was lediglich ein müdes Lächeln seinerseits zur Folge hatte. Zu oft schon hatte ich vermutet, eine Flaschenpost gefunden zu haben - aber nie befand sich eine Mitteilung in der Flasche. Diesmal jedoch war alles anders. Ich rollte erwartungsvoll lächelnd den feuchten Zettel auf und rätselte, welches Schicksal sich hier gleich mit dem meinen kreuzen würde. Was für eine Botschaft würde ich erhalten? Ein kleiner Junge hatte die Flasche von der Emmericher Rheinbrücke aus in den breiten Strom geworfen in der Hoffnung, dass sie ganz weit weg schwimmen würde. Da sich die rote Silhouette der Rheinbrücke bei meinem Fund noch in Sichtweite befand, notierte ich mir seine Adresse und warf die Flasche zurück in den Fluss. Klar dass ich dem unbekannten Jungen am nächsten Tag sofort geschrieben habe, eine Janosch-Karte mit einem Angler darauf war das Motiv.

Ich finde einer Flaschenpost haftet immer etwas Aufregendes, Geheimnisvolles und Romantisches an. Und hat somit ein bisschen was von einem Überraschungsei, abgesehen mal von der Schokolade. Früher wurde sie laut Wikipedia übrigens tatsächlich zur Übermittlung von Nachrichten verwendet. Passagiere der großen Auswandererschiffe fütterten die Flasche zwar nicht mit süßer Schokolade, sondern legten neben der Post noch etwas Geld hinein. So konnte ein ehrlicher Finder den Brief an die Lieben zu Hause posten. Außerdem setzte man sie bei den Nordpol-Expeditionen oder auch zur Berechnung unbekannter Meeresströmungen ein. Ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen wurde eine Flaschenpost, die es in drei Jahren von dem deutschen Flüsschen Sieg bis in die USA nach Maine geschafft hat. Schade dass wir nie erfahren werden, welche Stationen sie auf ihrer Reise passiert und welche kleinen Abenteuer sie erlebt haben mag. Das wär doch mal ein klasse Stoff für einen Roman. 52 Jahre lang unterwegs war eine Flaschenpost, die 1955 gefunden wurde - also besteht für meine Rhodos-Post ja noch berechtigte Hoffnung ;-)

Und wer kennt ihn nicht, den gleichnamigen Film mit Kevin Costner in der Hauptrolle? Wo die junge Journalistin Theresa in ihrem Urlaub am Meer eine berührende Flaschenpost findet und diese, zurück in ihrer Redaktion, in der Zeitung veröffentlicht. Nachdem durch den Artikel noch weitere Liebesbriefe des Unbekannten auftauchen, macht sich Theresa kurze Zeit später auf den Weg, den Verfasser der gefühlvollen Briefe zu finden. Bootsbauer Garret versucht auf diese Art und Weise den frühen Tod seiner Frau Catherine zu verarbeiten. Natürlich verlieben die beiden sich letztendlich ineinander - aber diesmal gibt es kein Happy End.

Und was verbindet Euch / Sie mit einer Flaschenpost? Haben Sie schon mal eine verschickt oder bekommen?