Kleve - Emmerich - Goch: Vergessene Berufe - Der Köhler im Harz

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Köhler & Meiler

Im Oberharz wurde von ca. 900 nach Christus bis 1992 Erzbergbau betrieben und das Erz verhüttet. Um das Metall aus dem Erz zu gewinnen benötigte man anfangs Temperaturen von 1200 - 1300 °C, die Holzfeuer nicht leisten kann. Statt dessen nutzte man zunächst Holzkohle. Die Holzkohle wird in einem Meiler durch verglühen von geschichtetem Holz gewonnen. Die ca. 1m langen Holzscheite werden mehrschichtig und mehretagig um den Quandel – das zentrale Holzgestell - zu einem Kegel auf gestellt. Die oberste Etage wird als Krone vollendet. Der Qandel besteht aus 3 oder 4 senkrecht stehenden Holzpfählen und dient einerseits dem sichern Aufbau, als auch als Schacht. Der Holzkegel wird nach außen hin zunächst mit Grassoden, Stroh oder Tannenzweigen und darüber mit Erde luftdicht abgeschlossen. Der Meiler hat schließlich seine charakteristische Größe von 3 m Höhe und 10 m Durchmesser.
Mit dem Köhlerspruch ,,Ohne Bier und Brandwein kann der Teufel Köhler sein" wird der Meiler entzündet. Je nach Bauart wird Glut in den Schacht des Quandels geschüttet oder eine Zündstange in bodennähe, seitlich durch den Zündkanal in die Mitte geschoben. Der Köhler steuert in den nächsten Tagen mit seitlichen Luftlöchern die Verschwefelung bei 300°C bis 350°C. Einerseits darf die Glut nicht ersticken, andererseits besteht die Gefahr des Abbrandes. Der Meiler entwickelt bald Wärme, so dass der Erdkegel ca. 7 Tage lang raucht, dampft und dabei langsam schrumpft.
Die Ernte der Kohle wird mit dem Schlagen der Hillebille angekündigt. Der Meiler wird langsam mit Wasser abgekühlt, segmentweise abgetragen und die Kohle von der Erde getrennt gesammelt.
Nach einer geglückten Arbeit lässt sich selbst das verkohlte Stroh noch erkennen.
Die ca. 10 m Durchmesser betragenden Köhlerplätze und -hütten wurden windegeschützt auf möglichst trockenen und erdigem Untergrund und in der Nähe von Wasser weit aufgebaut.
Sie lagen im Harz weit verstreut und immer sehr nahe der aktuellen Holzgewinnung. Damit war nicht mehr der Holztransport nötig, sondern nur noch die leichte Kohle zu den Hütten zu transportieren. Das Gewichtsverhältnis von Holz zu Kohle wird von 1/3 bis 1/7 angegeben; die Schwankungen ergeben sich in Abhängigkeit der Holzart und deren Anfangsfeute.
Der Holzbedarf wuchs ständig. So benötigt man für die Gewinnung von
- 1 kg Eisen 4 kg Holzkohle bzw. 20 kg Holz
- 1 kg Silber 35 kg Holzkohle bzw. 175 kg Holz.
Zum Ausschmieden des Eisens werden weitere 25 kg Kohle, also 125 kg Holz benötigt.
Wegen der hierfür benötigten großen Holzmengen und dem für den Grubenbau verbrauchte Holz, stand der Harz um 1700 kurz vor dem vollständigen Kahlschlag. Entsprechend war eine gängige Redensart im 17. und 18. Jahrhundert: ,,Im Harz steht unter Tage mehr Holz als über Tag."
Ausserdem lieferte der Wald auch Bau und Brennholz für die Bevölkerung.

Autor:

Christian Tiemeßen aus Emmerich am Rhein

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