Grenzwert wird zu oft überschritten
Brunnenbesitzer ärgern sich im Raum Kalkar über die Nitratbelastung in ihrem Wasser
Kalkar. Der VSR-Gewässerschutz e.V musste leider wieder Bürgern mitteilen, dass ihr Brunnenwasser zu viel Nitrat enthält. Viele Menschen kamen in der Hoffnung, dass ihr Brunnenwasser nicht von den Nitratbelastungen betroffen ist, an den Informationsstand in Kalkar. Fast jeder zweite Brunnenbesitzer wurde enttäuscht und musste erfahren, dass der Grenzwert der deutschen Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter in seinem Brunnen überschritten ist. Insgesamt wurde das Wasser von 27 privat genutzten Brunnen aus dem Raum Kalkar - Bedburg-Hau analysiert. Ein Grund für die hohen Belastungen ist die intensive Landwirtschaft. Diese hat sich in den letzten Jahrzehnten immer weiter ausgebreitet. Die bisherigen Düngeverordnungen ermöglichten der Agrarindustrie zu wachsen und ihre landwirtschaftlichen Flächen auf Kosten der Umwelt zu überdüngen.“ so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz. Die umweltverträgliche Form der Landwirtschaft, zu der viele bäuerlichen Betriebe zählen, verschwinden dagegen immer mehr. Die Gewässerschutzorganisation rät Bürgern bei ihrem Einkauf bewusst darauf zu achten, dass die Produkte von Landwirten stammen, welche die Nitratbelastungen und die Sorgen der Menschen in der Region ernst nehmen.
Dipl. Phys. Harald Gülzow, Projektleiter im VSR-Gewässerschutz und Milan Toups, Bundesfreiwilliger fanden bei den Untersuchungen 159 Milligramm Nitrat pro Liter in einem privat genutzten Brunnen in Altkalkar. Weitere mit Nitraten stark verschmutzte Brunnen stellten die Umweltschützer in Pfalzdorf mit 118 Milligramm pro Liter (mg/l), in Keppeln mit 133 mg/l, in Appeldorn mit 124 mg/l, in Niedermörmter mit 105 mg/l, in Grieth mit 73 mg/l und in Till mit 65 mg/l fest. Am Informationsstand und auch bei der telefonischen Beratung zeigten viele Brunnenbesitzer, dass sie über die Nitratbelastungen der Region wütend sind. Sie möchten es nicht mehr einfach hinnehmen, dass ihr Brunnenwasser nur eingeschränkt nutzbar ist. Ärgerlich ist insbesondere, dass das Wasser nicht zum Befüllen von Gartenteichen geeignet ist. Es besteht die Gefahr, dass es zur Massenvermehrung von Algen kommt. Abgestorbene Pflanzen können anschließend zu Fischsterben führen.
Auch beim Gießen des selbst angebauten Gemüses sollte das Brunnenwasser nicht zu einer Nitratanreicherung führen. Der einzelne Brunnenbesitzer kann eine Anreicherung vermeiden, wenn er die Nitratbelastung des Brunnenwassers in die Düngeberechnung einbezieht. Hierfür ist es allerdings dringend nötig die Nitratkonzentration im Brunnenwasser zu kennen. Die gemeinnützige Umweltschutzorganisation hat auf ihrer Homepage https://www.vsr- gewässerschutz.de/ viele Tipps rund um das Thema Brunnenwasser zusammengestellt. Hier findet man auch Informationen wie man den zugeführten Stickstoff durch das Gießwasser ausrechnet.
Die erneut anstehende Novellierung der Düngeverordnung zeigt, dass etwas mächtig schief gelaufen ist. Die Nitratbelastung im Grundwasser blieb aufgrund von zu laschen Düngeverordnungen unverändert hoch. „Die Agrarlobby sorgte über Jahrzehnte dafür, dass so gedüngt werden durfte, dass auf den Feldern die höchst möglichen Erträge erzielt werden können und die Gülleentsorgung der Massentierhaltungen möglichst geringe Kosten verursacht.“ so Susanne Bareiß-Gülzow. So wurden auch im Raum Kalkar viel zu hohe Düngemengen aufgebracht. Durch die Entwicklung in der Landwirtschaft zu immer größeren Betrieben in denen Investoren die Vorgaben machen, kam ein extremer Preisdruck auf die bäuerliche Landwirtschaft zu. Teilweise versuchte diese mit den großen Betrieben mitzuhalten und genau so günstig zu produzieren. Leider kam es dadurch ebenfalls zu starken Grundwasserbelastungen. Doch eine regionale Vermarktung stellt nun für diese Betriebe eine gute Chance dar wieder stärker die Lebensmittelqualität und eine umweltverträgliche Landwirtschaft in den Vordergrund zu stellen.
Gerade die vielen Massentierhaltungen und ihre enorme Belastung für das Grundwasser wollen viele Menschen nicht mehr unterstützen und kaufen ihre Produkte bei ihrem heimischen Landwirt mit dem sie im Kontakt stehen. Das sind bäuerliche Betriebe mit weniger Tieren. Das Futter wird selbst oder von anderen Landwirten in der Region angebaut. Viele dieser Höfe haben inzwischen auch auf ökologischen Landbau umgestellt. Der direkte Einkauf beim Landwirt wird immer beliebter - die Menschen fahren zum Hofladen, auf den Markt oder lassen sich Lebensmittel nach Hause liefern. Die anderen achten beim Einkauf im Discounter darauf, dass die Produkte aus der heimischen bäuerlichen Landwirtschaft stammen. Die Menschen kaufen in den seltensten Fällen bewusst Produkte einer Massentierhaltung. Denn hier werden sie als Kunde mit ihren Wünschen nicht ernst genommen. Diese produzieren für einen anonymen Handel. Hier spielt die Grundwasserqualität der Region, die Gesundheit der Verbraucher und das Tierwohl nur im gesetzlichen Rahmen eine Rolle. Das reicht vielen Verbrauchern nicht mehr aus – sie handeln selbst. Viele kaufen deshalb auch bewusst ökologische Produkte. Hier gelten wesentlich strengere Regeln bezüglich der Tierhaltung und der Düngung auf den Feldern.
Der VSR-Gewässerschutz ruft alle Menschen auf bewusster einzukaufen und so Einfluss darauf zu nehmen wie unsere Landwirtschaft aussieht. Jeder Einzelne kann dazu beitragen.
Autor:Lokalkompass Kleve aus Kleve |
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