Bürgermeisterkonferenz im Kreis Kleve
Zeichen setzen gegen häusliche Gewalt
Wo bekomme ich Hilfe, wenn ich Opfer von Gewalt bei mir zu Hause geworden bin? Auf diese Frage wissen immer noch zu wenige Frauen und Mädchen auch in den Kommunen im Kreis Kleve eine Antwort. Die Initiative der Runden Tische für ein gewaltfreies Zuhause im Kreis Kleve verknüpft das im Allgemeinen mit positiven Emotionen verbundene Wort Zuhause mit der brutalen Realität von Häuslicher Gewalt: Angst, Probleme, Gefängnis und Prügel. Dabei ist es nicht irgendein Zuhause, nicht irgendjemandes Angst, sondern „Dein Zuhause“ und „Deine Angst“. Zu dieser direkten Ansprache kommt eine Aufforderung zum Handeln: Sag Nein! Brich aus! Befrei dich! Und das Angebot: Der Runde Tisch hilft dir.
Hintergrund für die aktuelle Kommunikationsinitiative sind zum einen die Erfahrungen der Institutionen, die an den Runden Tischen zusammenarbeiten, zum anderen Studien, die belegen, dass seit Ausbruch der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Lockdow-Zeiten eine Zunahme Häuslicher Gewalt zu beklagen ist. Immer noch wissen zu wenig Betroffene, wo sie Hilfe bekommen können.
Die Istanbul-Konvention
Die Istanbul-Konvention (offizieller Name: Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt) trat am 1. Februar 2018 in Deutschland in Kraft. Das Übereinkommen ist das erste völkerrechtlich verbindliche Instrument im europäischen Raum zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Alle staatlichen Organe – darunter Gesetzgeber, Gerichte und Strafverfolgungsbehörden und eben auch die örtlichen Kommunen– sind gehalten, die Verpflichtungen aus der Istanbul-Konvention umzusetzen. Die Konvention umfasst alle Formen geschlechtsspezifischer Gewalt und legt zugleich einen Schwerpunkt auf häusliche Gewalt.
Bürgermeister wollen starkes Zeichen
„In jeder Kommune und im gesamten Kreis Kleve gilt es, tragfähige Interventionsketten zum Schutz vor Gewalt zu etablieren“, so Bürgermeister Wolfgang Gebing, Stadt Kleve, am 40. Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November. „Dies ist eine Zukunftsaufgabe für alle Kommunen und gemeinsam will die Bürgermeisterkonferenz, anlässlich des 40sten Jubiläums des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen am 25. November, ein starkes Zeichen setzen,“ so Bürgermeister Christoph Gerwers, Stadt Rees, als Vorsitzender der Bürgermeisterkonferenz.
In einer ländlichen Infrastruktur stehen alle Beteiligten vor besonderen Herausforderungen beim Thema häusliche Gewalt. Die rund 140 Mitglieder und Organisationen der Runden Tische im Kreis Kleve und die politischen Entscheidungsträger stellen sich diesen Aufgaben gemeinsam mit Tatkraft und Inspiration, um den Auftrag des Europarates – die so genannte Istanbul-Konvention – vor Ort in jeder Stadt und Gemeinde im Kreis Kleve zu verwirklichen: Dem Stopp der Gewalt an Frauen und Kindern.
Kriminalstatistik spricht deutliche Sprache
Die Zahlen: Die Polizeiliche Kriminalstatistik hat im Jahr 2020 für Nordrhein-Westfalen 32.705 Opfer vollendeter und versuchter Delikte der häuslichen Gewalt ausgewiesen. Darunter waren 22.905 weibliche Opfer (70,0 Prozent) und 9.800 männliche Opfer (30,0 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Opferzahl um 7,9 Prozent (2019: 30.300 Opfer).
„An alle Bürgerinnen und Bürger die herzliche Bitte: Machen auch Sie mit, schauen Sie hin und zeigen Sie den Opfern, dass sie nicht alleine stehen“, so Ministerin Ina Scharrenbach welche die Initiativen der Runden Tische im Kreis Kleve mit 17.500 Euro für Maßnahmen im Rahmen der landesweiten Aktionswoche unterstützt hat. Gewalt gegen Frauen passiert tagtäglich im Schatten von Gesellschaft und Öffentlichkeit. „Wir wollen mit der breit angelegten Kampagne „Dein Zuhause“ in der Aktionswoche jeden Winkel unseres Kreises erreichen. Vor Ort und in den Sozialen Medien. Hierzu werden von Telefonaktionen bis zu Videobotschaften und dem Instagramkanal @zuhausegewalt alle Medienformen genutzt und durch die Kommunen vor Ort verbreitet.“ so Peter Hinze, Bürgermeister Stadt Emmerich, der den stadteigenen Dienstwagen mit der Botschaft „Dein Zuhause“ foliert hat.
Auch der städtische Transporter in Kevelaer nimmt die Botschaft auf und macht es amtlich, dass die Stadt Kevelaer nichts von Angst und Gewalt zu Hause hält.
Aktionswoche „Orange your City“
Alle Rathäuser im Kreis Kleve und das Kreishaus beteiligen sich seit dem 25. November bis zum 10. Dezember zum wiederholten Male gerne an der Aktion „Orange your City“, zu welcher der Zonta Club Niederrhein die Bürgermeister gebeten hat. Die Stadt Kleve, als ausrichtender Tagungsort der Bürgermeisterkonferenz, wirbt mit großen Werbewänden und Bannern im gesamten Stadtgebiet für die Botschaft: „Sag nein zu Häuslicher Gewalt!“ und um Botschafter für ein gewaltfreies Zuhause in der Klever Bevölkerung.
Die Landrätin des Kreises Kleve betont: „Opfer sollen wissen, dass es für sie Schutz und Hilfe gibt und wo sie die gezielten Angebote finden können. Gewaltbetroffene Frauen im Kreis Kleve sollen wissen: Sie sind nicht allein. Mit Infoständen in Straelen, Weeze, Kleve, Kalkar und Kranenburg informieren die Beteiligten der Aktionswoche über Hilfsprogramme. Nur wenn betroffene Frauen wissen, wo sie Hilfe finden, können sie die Angebote auch nutzen.“
Hilfsangebote für Betroffene
Informationen zu Hilfe- und Unterstützungsangeboten finden Betroffene unter:
- Lokale Hilfe im Kreis Kleve: www.zuhause-gewalt.de
- Landesweite Beratungsstellen NRW: www.exit.nrw
- Hilfetelefon Bundesweit: www.hilfetelefon.de
Autor:Lokalkompass Emmerich aus Emmerich am Rhein |
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