Wenn der Beruf Berufung ist..
Wie eine kleine Weihnachtsgeschichte
Es sind nur wenige Tage in dieser Adventszeit vergangen, als ich kürzlich mit einem Mann zusammenstand, er erzählte und es mir die Worte verschlagen hatte, weil ich eine ganz besondere Art von Begeisterung spürte.
Ich stand mit diesem Mann neben dem Pflegebett, in dem vor wenigen Stunden seine Mutter verstorben war.
Sie lag da, ganz friedlich, die Hände verschränkt, in denen sie eine Rose festhielt. Über ihren Körper ihre Lieblingsdecke und um ihren Hals ein Andenken von ihrer Enkelin, das sie sich gewünscht hatte als sie noch lebte. Es sei ihre Lieblingsenkelin, die jüngste von vielen. Eben deshalb. Eigentlich sah es so aus, als würde sie schlafen und jeden Moment wieder wach werden und uns mit einem Lächeln begrüssen.
Ihr Mann war auch dabei und dürfte alle diese Situationen der letzten Tage und Stunden noch einmal im Kopf durchlebt haben, von denen der Sohn in einer beeindruckenden Weise berichtete. Er stand da und schwieg und blickte seine Frau fortwährend an.
Es gelang dem Sohn, mich in meinem Herzen zu berühren, als er die richtigen Worte für seine Mutter fand. Es war eine Essenz aus grosser Dankbarkeit, Demut und Hoffnung. Er hatte mich berührt. Es ist beeindruckend, was Worte auslösen, mit denen schöne Bilder gemalt werden.
Und ich sagte ihm das. Ich sagte ihm, dass ich sehr beeindruckt sei von dem, was und wie er es erzählte.
Er selbst sei Krankenpfleger von Beruf und könne seine Arbeit zur Zeit nicht ausführen. Die Pandemie und die damit verbundene Pflicht, Masken zu tragen, habe ihn aus der Arbeit herausgenommen. Er dürfe keine Masken tragen und erklärte mir auch den Hintergrund dafür. Und so sah er es als so selbstlos selbstverständlich an, mit all seinen Möglichkeiten und Fähigkeiten mit dazu beizutragen, dass Mama zuhause sterben durfte. Zuhause, im Kreis ihrer Liebsten.
Und er erzählte von den letzten Tagen. Er erzählte davon, wie oft man gemeinsam gelacht habe, Kuchen gegessen und Mama aus dem Bett heraus manchmal ihre Kommandos verteilt hatte. Demut lag in der Luft. Es war schön, ihm zuzuhören und es klang wie eine kleine Weihnachtsgeschichte. Gar nicht traurig. Eher besinnlich. Bewegend und auch ein bisschen fröhlich.
Und wenn ich morgen dann die zweite Kerze unseres Adventskranz anzünde, dann trägt sie den Namen Demut....
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