Mein Mittenwald-Krimi: Vollmond an der Geisterklamm

11Bilder

Als ich im Juni zum ersten Mal auf die große Brücke der Geisterklamm blickte, dachte ich sofort, wie romantisch es hier in einer Vollmondnach aussehen müsste. Aber auch - was für eine perfekte Kulisse dies für einen Mord abgeben würde ;-) So dauerte es gar nicht lange bis ich wusste, dass sie hier weiter gehen würde. Meine Geschichte von Nina, Issy, Hannes und Jost.

Hier geht’s zur Vorgeschichte

---------------------------------------------------------------------------------------------------------

Jost hätte nicht gedacht, dass sich so rasch eine Lösung für seine Probleme und für seine unter der Oberfläche brodelnde Hassliebe ergeben würde. Schon oft hatten Nina, Hannes, Issy und er darüber geredet, alle einmal zusammen in den Urlaub fahren zu wollen. Und dieses Jahr sollte es dann tatsächlich Wirklichkeit werden - ein Krankheitsfall in der Firma von Hannes, die daraus resultierende frei gewordene Ferienwohnung für vier Personen in dem idyllischen Alpenort. Der dankbare Kollege, der die Wohnung zu einem wahren Schnäppchenpreis an sie weitergab.

Doch zuerst war Jost überhaupt nicht begeistert davon, so viel Zeit mit seinem vermeintlichen Kumpel Hannes, dessen ahnungsloser Frau Issy und seiner Nina zu verbringen. Seiner Nina? Nein, wohl kaum. Für ihn war es einfach nicht zu übersehen, dass es sie immer mehr zu Hannes hinzog. Und Hannes? Anstatt das Gespräch unter Männern zu suchen, schien er die Situation zu genießen. Und Nina schien gar nicht in Betracht zu ziehen, dass er Verdacht geschöpft hatte. So ließ sie ihr Handy sorglos überall herumliegen. Da es nicht mit einem Passwort gesichert war, war er stets im Bilde über ihre Treffen, ihre Gefühle und diese Euphorie, wie sie nur Frischverliebte teilen können.

Was das mit ihm machte, was ihm das abverlangte! Er hoffte, er wütete, er trauerte, er resignierte. Es fraß ihn auf. Nein, das trifft es nicht. Es biss sich vielmehr in ihm fest und stieß die Zähne gierig in sein Herz. Immer und immer wieder. Er wusste auch gar nicht, was schlimmer wog, der Verrat der großen Liebe oder der Verrat seines besten Freundes. Konnte man auch wegen eines Kumpels sowas wie Liebeskummer empfinden? Wäre es in seinen Augen nicht so unmännlich gewesen, hätte er die Frage glatt mit ja beantwortet. Klaren Tisch zu machen kam für ihn nicht in Frage, noch nicht. Noch hatte er sich nicht damit abgefunden, alles zu verlieren.

Mit einem griesgrämigen Grinsen signalisierte er an diesem Morgen seine widerwillige Zustimmung zu der geplanten Wanderung in die Geisterklamm. Zunächst wollte man sich in einer Hütte mit Namen Gletscherschliff für die Tour stärken. So war es auch klar, dass die vier sich für den Koboldpfad und nicht den Klammgeistweg entscheiden würden. „Albern“, dachte Jost für sich. „Was für kleine Kinder.“ Denn unterwegs sollte der Klammgeist auf vielen Tafeln seine eindrucksvolle Geschichte zum besten geben. Nun denn, würde er sich auf der Hütte eben mit einem Birnengeist stärken, damit er zumindest etwas lockerer wurde.

Nach einem gar nicht mal so unanspruchsvollen Aufstieg, Issy und ihre beste Freundin Nina waren schon arg außer Atem, Stadtpflanzen halt, traten sie aus dem Wald hinaus. Schon der Blick auf die Panoramabrücke war buchstäblich - atemberaubend, und Nina klammerte sich gespielt ängstlich an Hannes fest. Angewidert wandte Jost sich ab. Doch auch ihn nahm die spektakuläre Kulisse, das Rauschen des Wassers tief, tief unter ihnen, gefangen. Und dann bekam er mit, wie Nina verstohlen mit Hannes tuschelte. Wie toll es hier in einer Vollmondnacht sein müsse. Soo romantisch! Und übermorgen sei es doch soweit, endlich Vollmond. Ob hier nachts abgesperrt sein würde? Keine Ahnung, aber von solch Kleinigkeiten lassen sich Verliebte doch nicht abhalten...

Hannes war unruhig an diesem gemütlichen Abend in der Ferienwohnung. So sehr, dass es seinen Freunden auffiel. Das volle Bierglas, das ihm aus der Hand rutschte. Fahrige Antworten auf die lebhafte Diskussion über den G-7-Gipfel in Krün, der erst letzte Woche hier ganz in der Nähe stattgefunden hatte. Gedanken, die sich überschlugen. Sollte er wirklich? Den beiden folgen und sich seines Problems... entledigen? Oh ja, er war bereit!

Fortsetzung folgt :-)

© Christiane Bienemann 08.08.2015

Autor:

Christiane Bienemann aus Kleve

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

63 folgen diesem Profil

8 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.