„Präventive Wohnungsnotfallhilfe“
Hilfe bei drohendem Wohnungsverlust
„Präventive Wohnungsnotfallhilfe“ heißt ein gemeinsames und vom Land NRW gefördertes Projekt der beiden katholischen Wohlfahrtsverbände in Kleve. Ziel ist es, unmittelbar von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen zu unterstützen und einem Wohnungsverlust frühzeitig vorzubeugen. Zugleich soll das Modellprojekt auf andere Städte und Kreise im Land übertragen werden. Dazu wird es drei Jahre lang wissenschaftlich begleitet.
Birga Lohmann weiß genau, wovon sie spricht. Als Tochter einer alleinerziehenden Mutter mit drei Kindern war es für die Familie auch einmal schwer, eine Wohnung zu finden. Verstanden hat sie das bis heute nicht. Birga Lohmanns Erfahrung ist kein Einzelfall. Für die 33- Jährige Grund genug, sich für ein neues und gerade erst gestartetes Projekt zu bewerben. „Präventive Wohnungsnotfallhilfe“ heißt dieses.
Änderung ist dringend notwendig
Birga Lohmann arbeitet für den Caritasverband Kleve, ihre Kollegin Anja Flintrop für den Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) im Kreis Kleve. Beide sind Sozialarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen des Modellprojektes. Beide möchten dazu beitragen, dass sich etwas ändert. Die Notwendigkeit dafür haben bereits Janneke Zoller (Geschäftsführerin SkF) und Wilfried van de Kamp (Fachdienstleiter Caritas) im Sommer 2019 gesehen. „Zusammen mit Petra Hermsen-Beyer von der Fachberatungsstelle für Wohnungsnotfallhilfe und der Frauenfachberatungsstelle haben wir
überlegt, wie und was wir für Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen im Kreis tun können“, berichtet Janneke Zoller. Entstanden ist die Projektskizze „Präventive Wohnungsnotfallhilfe im Kreis Kleve“.
Finanziell unterstützt und
wissenschaftlich begleitet
Es folgten Konzept und Antragstellung. Denn bei der „Präventiven Wohnungsnotfallhilfe“ handelt es sich um ein vom NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales gefördertes Projekt im Rahmen des Aktionsprogrammes „Hilfen in Wohnungsnotfällen“. Drei Jahre lang wird es nicht nur finanziell unterstützt, sondern auch wissenschaftlich begleitet. „Darauf sind wir besonders stolz. Unser Projekt ist innovativ, es legt den Fokus auf junge Erwachsene sowie alleinstehende und alleinerziehende Frauen und soll zudem verstetigt, auf andere Städte und Kreise im Land übertragen werden“, sagt Janneke Zoller. Als Grundlage dienten die Zahlen der „Integrierten Wohnungsnotfall-Berichterstattung 2018“ in NRW. Demnach belegt der Kreis Kleve mit 725 erfassten Wohnungslosen Platz 23 von insgesamt 53 Verwaltungsbezirken.
Fast 300 betroffene Frauen im Kreis
Zum Vergleich: 2015 waren es „nur“ 352. Jeder vierte davon war zwischen 18 und 25 Jahre alt. Die Zahlen von Petra Hermsen-Beyer, die in Kleve Personen mit besonderen, sozialen Schwierigkeiten nach Paragraph 67ff SGB XII (Sozialhilfe) berät, lassen noch eine andere Brisanz vermuten. So meldeten sich 2019 insgesamt 151 betroffene Frauen beim SkF, in der Fachberatungsstelle für Wohnungsnotfallhilfe bei der Caritas in Kleve waren es etwa 280 Personen, davon die Hälfte weiblich. „Das sind fast 300 von Wohnungslosigkeit betroffene Frauen im Kreis, das ist im Vergleich zu anderen Kommunen überdurchschnittlich viel“, sagt Petra HermsenBeyer. Rita Fergen, Fachbereichsleiterin Soziale Hilfen beim Caritasverband Kleve, ergänzt: „Und für die meisten Menschen, die dort ankommen, ist es schon viel zu spät. Sie stehen unmittelbar vor der Räumungsklage.“
"Die Wege müssen kürzer werden"
Genau da möchte das Projekt „Präventive Wohnungsnotfallhilfe“ einsteigen. „Wir wollen vorher eingreifen, schon nach den ersten Schwierigkeiten mit Vermietern und Kommunen ins Gespräch kommen und Unterstützung anbieten. Im besten Falle ist das eine WinWin Situation für alle Beteiligten“, sagt Anja Flintrop. Dazu bedarf es aber neuer Informations- und Kommunikationsstrukturen. „Diese wollen wir aufbauen, die Wege müssen einfach kürzer werden“, sagt auch Birga Lohmann. Die beiden Projektverantwortlichen möchten zudem durch gezielte Ansprache und dem strukturellen Aufbau eines Wohnkontigents neuen Wohnraum für die Zielgruppe erschließen. So gibt es im Kreis Kleve bei einer steigenden Einwohnerzahl schon einen generell angespannten Wohnungsmarkt. Das belegt auch die vom Kreis in Auftrag gegebene Wohnungsmarktstudie „InWis“ aus dem Jahr 2019.
Demnach fehlen bis zum Jahr 2030 insgesamt 20.400 Wohnungen. Bei den Sozialwohnungen sieht es noch schwieriger aus. So fallen immer mehr Wohnungen aus der Mietpreisbindung.
Autor:Lokalkompass Kleve aus Kleve |
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