Die erste gute Tat des neuen Jahres

Die adlige Marie
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In einem Schloss wurde die adlige gottesfürchtige Tochter Marie geboren. Als ihre Eltern sie vermählen möchten mit einem Mann, den sie nicht liebte, verwechselte sie ihre elterliche Wohnung für das Herz-Jesu-Kloster in Kleve.
In diesem Kloster tagte ab und zu das Jahr. 2016 hat 366 Tage. Das bedeutete, dass das Jahr auf seiner Reise 366-mal tagen musste. Das Jahr war alt geworden und blickte im Herz-Jesu-Kloster auf sein langes Leben zurück. Es hat viel gesehen und erlebt. Liebe, Hass, Freude, Leid, Not, Einsamkeit, Eifersucht, Nächstenliebe, Mitleid, kranke Menschen, Schadenfreude, Krieg, Geburten und Tod und noch vieles mehr. Das Jahr überlegte, was es persönlich in seinem Leben entbehrt hat, als Marie an ihm vorbeiging. Es schaute die hübsche junge Frau an und bekam Schmetterlinge in seinen Bauch. Nun wusste das Jahr, was es in seinem Leben entbehrt hat: Liebe. Es und wollte die nun selbst mal erleben.
Das Jahr kam mit Marie ins Gespräch. Sie erzählte über ihr Leben im Schloss, und was sie da gerne gemacht hat. Das Schloss war von einem Wald umgeben und im Sommer pflückte sie darin Heidelbeeren. Die fand sie herrlich. Der Koch backte davon Heidelbeerkuchen und -Marmelade für Marie. Auch pflückte sie gerne Brombeeren.

Als das Jahr das hörte, kam es auf eine Idee. Es kannte ein Schlösschen in Kleve am Reichswaldrand, in dem es hin und wieder getagt hat. Dieses Haus stand nun leer. Die letzten Bewohner waren gestorben und die Erben ließen es in einen Dornröschenschlaf verharren. Vor diesem Schlösschen stehen Brombeerensträucher. Da das Jahr vermutete, dass Marie gutgläubig war, dachte es eine Lüge aus. Er sagte ihr, dass die Brombeerensträucher vor dem Schlösschen nun schon Früchte trugen, und fragte sie, ob sie mit ihm dahin gehen wollte. Sie wollte das. Zu Fuß gingen beide zur Lindenallee, wo das Schlösschen steht. Vor diesem Bau streckt sich ein Tälchen aus, das nun mit Efeu bewachsen ist. Am Hang an der Überseite stehen die Brombeersträucher. Als Marie diese Sträucher sah, entdeckte sie, dass sie keine Früchte trugen. Das Jahr reagierte darauf mit dem Lügen, dass es welche in der vergangene Woche, als er im Schlösschen getagt hatte, noch gegeben hatte. Sie glaubte ihm. Das Jahr schlug vor, bevor sie wieder zum Kloster zurückkehrten, eine Ruhepause im Schlösschen einzulegen. Damit war sie einverstanden. Das Jahr öffnete die Eisengittertür vor dem Bau und die Haustür, von denen er einen Schlüssel besaß. Im Wohngemach standen einige Sessel und ein Tisch. Da machten sie es sich gemütlich. Nun hatte das Jahr Marie, wo es sie haben wollte. Er fing mit Annäherungsversuche an. Marie war aber davon nicht gedient und wies sie so sofort ab. Das Jahr erboste sich über Maries Verwehr und verlor seine Freundlichkeit. Es stand auf, sperrte sie im Zimmer ein und schloss alle Rollladen im Erdgeschoss. Bevor das Jahr abging, verschloss es die Gittertüren mit Ketten. Marie blieb einsam im Schlösschen zurück. Sie weinte Stundenlang und schlief danach erschöpft ein.

Kurz danach wurde das alte Jahr in der Silvesternach mit Feuerwerk zur Hölle gefahren. Der Mond, der gesehen hatte, was das alte Jahr mit Marie angestellt hatte, schien auf das Schlösschen, in dem Marie noch immer eingesperrt war und hatte Mitleid mit ihr.
Das neue Jahr war in dieser Nacht im Reichswald unterwegs zur Neujahrsfeier. Diese Nacht schien der Mond sehr kräftig und das neue Jahr ahnte, dass das etwas zu bedeuten hat, weil jedes Jahr sich durch die Sonne und den Mond steuern lässt. Der Mond zeigte ihm den Weg zum Schlösschen. Als er dort eintraf, hörte es Marie weinen. Es begriff, dass in diesem Haus jemand in Not geraten war. Es ging zuerst durch das Tälchen und sah nur einen Gitterzaun und einige verwahrloste Briefkasten. Der Eingang zum Schlösschen war hinter einer Gittertür oberhalb des Tales. Er löste die Ketten, womit sie verschlossen waren. Da das junge neue Jahr noch voller Kraft war, konnte es die Haus- und Zimmertür aufbrechen und Marie aus ihrem Gefängnis befreien. Diesmal umarmte Marie das neue Jahr. Marie wanderte überglücklich zum Herz-Jesu-Kloster zurück. Ihr Retter besuchte sie, wenn er dort tagte.

Ich hoffe, dass das neue Jahr Frieden und Glück bringt, und wünsche meinen Lesern einen guten Rutsch ins neue Jahr zu.

Das Schlösschen steht noch immer am Klever Berg, 25 m unterhalb seiner Kuppe. Ich wünsche, dass dieses Haus bald aus seinem Dornröschenschlaf erweckt wird. Es ist ein wunderschöner Bau!

Autor:

Eelco Hekster aus Kranenburg

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