"Starke Südstadt"
Corona-Lockdown entfacht Ideen in der Quartiersarbeit
"Was ist ein Bein?" Das möchten die Teilnehmerinnen eines digitalen Deutschsprachkurses für Frauen mit Migrationshintergrund unbedingt wissen. Anke Altenstädter, Fachkraft beim Projekt „Starke Südstadt“, fungiert aktuell auch als Deutschlehrerin. Wenn es nur eine klitzekleine gemeinsame Sprachbasis mit den Frauen gibt, muss sie Worte auch mal mit Händen und Füßen erklären.
Die Pädagogin kommt nicht umhin, ein wenig Arabisch zu lernen, um sich verständlich zu machen. Wenn einmal totale Verwirrung über ein Wort herrscht, tut es notfalls ein schnell befragter Übersetzungsdienst.
Enorm engagiert und ehrgeizig
Ein Deutschkurs in Zeiten von Corona? Wie auch Arbeitgeber, Schulen und andere Bildungseinrichtungen musste sich das Berufsbildungszentrum im Kreis Kleve e.V. (BBZ) etwas einfallen lassen, um die Bewohner des Klever Südstadtquartiers, zumeist Flüchtlingsfamilien, auch während des Lockdowns zu unterstützen. Während viele Familien weder Computer, Laptops oder Drucker besitzen, sind Smartphones und die Nutzung der Videofunktion von Messenger-Diensten fest in deren Alltag integriert – für die Fachkräfte des BBZ eine gute Basis, um mit lernwilligen Frauen den Kontakt zu halten. Der einmal wöchentlich stattfindende Intensiv-Deutschkurs umfasst drei Teilnehmerinnen aus dem arabischen Raum: „Die sind enorm engagiert und ehrgeizig – und haben bislang nicht eine Unterrichtseinheit verpasst“, freut sich Altenstädter.
Einzelfallhilfe bei
konkreten Problemen
Auch wenn natürlich der persönliche Kontakt fehlt, konnte die vor dem ersten Lockdown gut funktionierende, zweimal wöchentliche Lern- und Hausaufgabenhilfe digital unkompliziert weitergeführt werden. Die zehn Kinder, zumeist sehr sicher in der deutschen Sprache, schicken ihre Aufgaben per Digitalfoto über einen Messenger-Dienst an die Fachkräfte und erläutern textlich oder per Anruf ihren Hilfsbedarf. Die für die Bewohner wichtige Einzelfallhilfe, bei der sie sich mit konkreten Problemen und Unklarheiten (Briefe des Jobcenters, Stromabrechnung…) an die Fachkräfte wenden, konnte während des Lockdowns telefonisch und per Videochat fortgesetzt werden. Ein voller Erfolg war auch die Projektwoche Gewaltprävention „Mut tut gut“ in Kooperation mit dem Jugendhaus Moms. Sieben Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 14 Jahren besprachen unter anderem die Themen verbale Aggression, Sachbeschädigung, körperliche Aggression, seelische Gewalt, Cybermobbing und Erpressung.
Autor:Lokalkompass Kleve aus Kleve |
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