Bücherkompass: Voll Speed von Moritz Matthies oder der Reiz tierischer Protagonisten
„Ich habe ein Buch beim Lokalkompass gewonnen“, erzähle ich neulich beim Weihnachtsessen. „Hey toll“, die Reaktion meines Gegenübers, verbunden mit der Frage: „Wovon handelt es denn?“ „Es ist ein Erdmännchenkrimi!“ entgegne ich äußerst zufrieden. Ein entsetzter Blick streift mich: „Och nö. Das ist ja nun so gar nichts für mich“...
Ich glaube tatsächlich, bei Romanen mit tierischen Protagonisten gibt es nur schwarz oder weiß, aber nicht viel dazwischen. Entweder man liebt sie oder man hasst sie. Also ich gehöre jedenfalls zu der Spezies, die diese Bücher liebt. Woran das liegt? Gute Frage!
Ohne Mr. Google zu Rate zu ziehen, stelle ich für mich fest: Es muss wohl der „Niedlich“-Faktor der Tiere, gepaart mit allerlei menschlichen Eigenschaften sein. Da ich ein Tierfreund mit viel Fantasie bin, fällt es mir nicht schwer, Tieren auf der Weide oder im Zoo eine Geschichte anzuspinnen.
Da, das Schaf dort schaut so traurig, bestimmt hat es großen Liebeskummer! Der Schwarm von Kohlmeisen, die den Futterplatz wild umflattern und ordentlich tschirpen, sind gerade auf Betriebsausflug. Und die beiden behäbigen Dickhäuter im Zoo, träumen sie nicht von einer Fernreise in die Savanne?
Beste Beispiele, wo diese Rechnung nicht nur für Kinder aufgeht, sind die Helden unserer Jugend, als da wären Flipper und Black Beauty. Was haben wir bei deren Abenteuern mitgefiebert und das Happyend quasi herbeigebetet. Heutzutage haben es mir die tierischen Kriminalisten aus dem Schafskrimi Glennkill (Leonie Swann) und die Abenteuer des vorwitzigen Dackels Herkules und seiner Familie in „Dackelblick“ (Frauke Scheunemann) angetan.
Zurück zu meinem neuen Buch „Voll Speed“ von Moritz Matthies. Wie schon im Vorgänger „Ausgefressen“ dreht sich alles um einen Erdmännchenclan im Berliner Zoo. Wo plötzlich merkwürdige Dinge geschehen. Das Nashornpärchen, bei dem schon seit langem „kaum noch was läuft“, wird wieder aktiv. Und Nashornbulle Justus reagiert so eifersüchtig auf potentielle Nebenbuhler, dass er mal eben sein Horn und sein Gehege demoliert. Eine Antilope will es mit den Löwen aufnehmen und Erdmännchen Nick fällt ins Koma.
Damit nicht genug, entdecken die seit neuestem stolzen Speedbootbesitzer, die Brüder Ray und Rufus, auf einer ihrer Touren eine Wasserleiche. Womit der Krimi Fahrt aufnimmt und altbekannte Personen auftauchen, wie zum Beispiel Rays Schwarm Elsa und Privatschnüffler Phil. Der den Toten aus der Kanalisation auch noch kennt... Gibt es etwa einen Zusammenhang zwischen dem merkwürdigen Verhalten mancher Zootiere und dem Mord?
Lesen Sie / lest selbst und erfreut Euch an kurioser Situationskomik, spritzigen Dialogen und der ein oder anderen überraschenden Wendung.
Autor:Christiane Bienemann aus Kleve |
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